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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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Zweig bewegte sich hinter seinem Kopf. Seraph zischte eine Warnung und beschwor ihre Magie herauf.
    »Das ist wirklich nicht notwendig, Rabe«, sagte der Mann, der sich geschickt aus einem besonders dichten Teil des Unterholzes vor der Steinformation herausrollte. »Ihr seid es, die in mein Heim eingedrungen seid, nicht umgekehrt.«

    Lehr kam auf die Beine und wischte sich die Knie der Reithose ab. »Mutter«, sagte er. »Das hier ist Jes’ Waldkönig.«
    Er sah mehr aus wie ein schmuddeliger Bauer in schlechten Zeiten, dachte Seraph. An seinem Hemd gab es Flicken, die ältere Flicken flickten. Seine Füße waren nackt, die Hände verkrümmt und hatten die dunklen Nägel eines Mannes, der das Land bearbeitete.
    Sie hatte Jes’ Freund immer schon einmal sehen wollen, und an jedem anderen Tag hätte sie unzählige Fragen für ihn gehabt. Aber jetzt zählte nur noch Tier.
    Seraph senkte den Kopf ein wenig, behielt ihn aber im Auge. »Es tut uns leid, wenn wir dich stören«, sagte sie. »Wir wollen den Spuren der Frau zu dem Ort folgen, wo das Pferd meines Mannes starb.«
    »Du wirst diesen Ort nicht finden, wenn du die Spur hier aufnehmen willst, Jäger. Ich habe die Frau nicht auf Wegen hergebracht, denen du folgen könntest.« Der Waldkönig grinste und zeigte dabei gelbe, scharfe Zähne, während sein Blick kalt und wachsam blieb. »Der Ort, von dem ihr sprecht, befindet sich außerhalb meines Reichs, aber ihr könnt die Spuren des Mädchens am großen Wasserfall aufnehmen. Lasst mich euch einen Führer mitgeben.«
    Er drehte sich um und sah den Busch hinter sich an. Das Unterholz regte sich kurz, dann erschien eine räudig aussehende Füchsin. Seraph spürte keine Magie, aber Lehr neben ihr erstarrte, als hätte er etwas Seltsames gehört. Die Füchsin starrte nur den heruntergekommen aussehenden Waldkönig an, als spräche er zu ihr, dann trabte sie ohne einen Blick zu Seraph oder Lehr davon.
    Der Waldkönig deutete auf den Fuchs. »Folgt ihr - sie wird nicht langsamer werden.«
    »Danke.« Seraph verbeugte sich abermals und lief hinter Lehr her, der bereits tiefer in den Wald hineinging.
Es war kalt am Wasserfall, wo das Flusswasser am Ende seines Sturzes über die Felsen zu Nebel wurde. Die Füchsin verlagerte nervös das Gewicht, während Lehr am Fluss entlangging. Sobald er Henneas Spur gefunden hatte und daneben niederkniete, verschwand sie, ohne auf einen Dank zu warten.
    Lehr richtete sich wieder auf und ging kaum langsamer weiter, als er dem Fuchs gefolgt war. Dennoch stand die Sonne schon sehr tief, als sie wieder aus dem Schutz der Bäume traten und auf einem schmalen Weg den felsigen Berghang erklommen.
    »Hier sind mehrere Leute vorbeigekommen«, sagte Lehr und zeigte auf einen Stein, der von einem Pferdehuf mit Hufeisen angekratzt worden war. »Mehr, als ich mir an einem solch abgelegenen Ort vorgestellt hätte.«
    »Hennea war hier«, erinnerte Seraph ihn. »Und der Jäger und seine Leute.«
    Lehr schüttelte den Kopf. »Und noch mehr Leute. Einige Spuren sind ziemlich schwach, aber ich würde sagen, vor einem Monat oder länger waren fünf oder sechs Reiter hier. Ihre Spuren führen den Berg hinauf und wieder herunter. Ist das nicht, wonach wir suchen?«
    Seraph nickte. »Wenn du etwas findest, das ihnen gehörte, ein Stück Tuch oder eine Haarsträhne, dann gib es mir.« Sie wischte sich den Schweiß aus den Augen, um besser sehen zu können. »Ich kann so vielleicht mehr Informationen erhalten.«
    »Wie von Frosts Zaumzeug.« Lehr ging weiter, aber langsamer. Sein Tempowechsel sollte ihm vielleicht nur helfen, die Spuren deutlicher zu sehen, aber Seraph hatte den Verdacht, dass es eher darum ging, sie wieder zu Atem kommen zu lassen.
    Sie nahmen nicht lange Rücksicht, und bald schien Lehr vergessen zu haben, dass seine Mutter ihn begleitete. Der
Weg, dem er folgte, schlängelte sich durch das Vorgebirge und in die Schluchten des Felsengebirges.
    Seraphs Waden taten weh, und schließlich brannten sie, wie es ihr seit ihren Tagen als Reisende nicht mehr passiert war. Die Arbeit auf dem Hof mochte schwer sein, aber im Laufschritt in die Berge zu eilen war etwas ganz anderes. Lehr schien das Gelände jedoch nicht zu stören, obwohl er den Rucksack trug, den Seraph mit Dingen angefüllt hatte, die sie vielleicht brauchen würden.
    Als Lehr stehen blieb, fragte sie sich, ob er schließlich doch müde geworden war, aber dann sah sie genauer hin.
    Der Wildpfad, dem sie gefolgt waren, führte zu einem

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