Rabenzauber
ebenen Bereich von der Größe eines Küchengartens. In der Mitte des geräumten Bereichs stand ein schritthoher weißer Felsblock mit einer ungewöhnlich flachen Oberseite.
Das Gras auf der Lichtung war kniehoch, ungewöhnlich hoch für diese Jahreszeit und die Berghöhe. Es bedeckte den Boden mit dunklem, bitterem Grün, bis auf einen Haufen von Erde an einer Seite, groß genug für ein Pferd.
»Warum haben sie das Pferd begraben?«, fragte Lehr.
»Manchmal« sagte Seraph, »können diese besudelten Orte ihre Magie wieder aufladen. Leichen neigen dann dazu, Menschen oder Tiere anzuziehen, und deshalb ist es besser, sie zu begraben. Es gibt auch Geschichten von seltsamen Dingen, die mit den Leichen von Menschen geschehen, die an Schattenbesudelung gestorben sind - Dinge, die nicht geschehen, wenn diese Leichen sicher begraben sind.«
»Hatten der Jäger und seine Leute denn keine Angst vor der Magie?«
»Vielleicht doch«, sagte Seraph. »Einige Rederni können Magie spüren - besonders jene, die viel Zeit in den Bergen verbringen. Es könnte daran liegen, dass in früheren Zeiten, als die Hand des Schattens noch schwerer auf dem Gebirge
lastete, Menschen nicht überlebten, wenn sie die besudelten Bereiche nicht wahrnehmen konnten.« Tier hatte gesagt, er könne solche Orte spüren … Sie schob die Hoffnung von sich und fuhr fort: »Im Augenblick nehme ich hier keine Magie wahr, und wahrscheinlich ging es dem Jäger ähnlich. Sieh dich bitte gut um und sag mir, was du findest.«
Lehr nickte, dann hielt er inne. »Glaubst du ihr, Mutter?«, fragte er angespannt. »Glaubst du, Papa könnte noch am Leben sein?«
»Ich weiß es nicht«, sagte sie, denn das war die Antwort, die ihm am wenigsten wehtun würde. Sie holte tief Luft. »Das hier fühlt sich für mich nicht an wie ein besudelter Ort. Hennea sagte, sie habe hier Alte Magie wahrgenommen, aber ich kann sie nicht spüren.«
»Was bedeutet das?«, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich denke, ich könnte alles spüren, das hier verharrte, seit der Schatten fiel, besonders, wenn diese Macht stark genug ist zu töten.«
»Also ist das hier kein Schattenort.«
Seraph nickte bedächtig. »Ein Monat ist lange genug, dass Solsenti -Magie sich auflösen kann«, sagte sie, und dann zwang sie sich, in ihrer beider Interesse das Offensichtliche in Worte zu fassen. »Nur weil es keine Alte Magie war, die hier getötet hat, bedeutet das nicht, dass diese Solsenti -Zauberer, von denen Hennea sprach, Tier nicht getötet haben. Du musst dich umsehen und feststellen, was geschah, als Frost getötet wurde. Vergiss nicht, besonders nach Stofffetzen oder Haarsträhnen Ausschau zu halten, die ich vielleicht deuten könnte.«
Rasch zog sie sich wieder an den Rand der Lichtung zurück, als er begann, sie zu erforschen.
»Am deutlichsten ist«, sagte er schließlich, »dass hier etwas brannte. Man sieht, wo die Erde versengt wurde - der Fleck
reicht überall um das Grab herum - siehst du, wo das Gras ein wenig kürzer ist?«
Sie nickte.
»In der letzten Zeit waren offenbar drei unterschiedliche Personen oder Personengruppen hier«, berichtete er. »Die letzte war Jes’ Hennea. Sie ging auf die Wiese hinaus, genau wie ich, blieb dort stehen« - er zeigte auf einen Platz rechts von dem großen Stein - »und blieb wieder stehen, um die Hand in den Erdhaufen zu schieben. Dann ging sie. Die Gruppe, die ein paar Tage vor ihr hier war, bestand aus drei Reitern. Einer von ihnen war der Jäger - siehst du, wie sein Pferd diesen Vorderfuß ein wenig schräg aufsetzt?« Er sah sie nicht an, also machte sich Seraph nicht die Mühe, den Kopf zu schütteln. »Das ist das Pferd, auf dem er saß, als er zu uns kam, um uns zu erzählen, was er gefunden hatte.
Die früheste Gruppe jedoch ist die interessanteste, und sie haben sich bemüht, ihre Spuren zu verwischen. Sie waren hier, nachdem die Schneeschmelze begonnen hatte - also nicht früher als vor anderthalb Monaten. Ich kann nicht sagen, wie viele es waren, aber sie befanden sich etwa zur gleichen Zeit hier wie Papa.«
Lehr bedeutete Seraph, ihm zu folgen, und führte sie zu der anderen Seite der Lichtung, durch ein Holunderdickicht und zu einer Reihe von Bäumen.
»Er hat sie gesehen, Mutter«, sagte Lehr. »Er blieb mit Frost hier eine Weile stehen, vielleicht eine Viertelstunde, und beobachtete sie. Siehst du, wie Frost hier gestanden hat und das Gewicht verlagerte?« Er drehte sich um und kehrte zurück zu dem Weg, auf dem
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