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Rabinovici, Doron

Rabinovici, Doron

Titel: Rabinovici, Doron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anderrnorts
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stammelnd. Als der andere aufgelegt hatte,
weinte Rudi haltlos um jenen Mann, den er einige Tage dafür geliebt hatte, sein
Vater zu sein, und den er zuletzt dafür gehaßt hatte, es nicht zu sein.
Plötzlich wurde ihm klar, daß er jetzt um seinen Vater trauerte. Mit Felix
Rosen war sein Vater gestorben, mit seinem Tod war die Suche vorbei, wer immer
Felix Rosen und wer immer sein Erzeuger gewesen sein mochte.
     
    Sie trafen einander am
Eingang. Umarmungen. Die ganze Familie war versammelt. Onkel Jossef und Tante
Rachel preßten Ethan an sich. Nimrod Karni, der Werftbesitzer, nickte allen
von oben zu. Jaffa, seine Frau, fiel den Verwandten und Freunden um so
überschwenglicher um den Hals. Sie weinte lauter als Dina. Ethan sah noch sonnenverbrannter
aus als sonst. Er schaffte es, rot und blaß zugleich zu wirken. Er hielt sich
an Noa fest, während sie sich an ihn lehnte. Mit Felix' Tod war auch das
Spielerische zwischen ihnen zu Ende. Nie wieder sollte sie ihn Johann Rossauer
nennen. Sie standen unweit des Leichnams, der unter einem schwarzen Tuch auf
der Bahre lag. Sie stützten einander. Dina war die einzige, die Haltung
bewahrte und Fassung.
    Selbst der abgemusterte Soldat
Schmuel, der einige Zeit in Indien verbracht hatte, war da. Neben ihm die
Eltern, seine Schwester, die mit ihrem Mann und dem wenige Wochen alten
Säugling erschienen war, um Felix die letzte Ehre zu erweisen, weswegen einige
schon insgeheim meinten, dieser Teil der Familie sei ein wenig überrepräsentiert.
Das Neugeborene hing in einem Sack vor dem Bauch der Mutter. Nur sein
Haarschopf schaute wie das Federwerk eines Staubwedels hervor.
    Der Säugling hieß Noam. Jossef
nickte den jungen Eltern zu und sagte: »Wenn er einmal groß ist, muß er nicht
mehr in die Armee.« Das war sein Standardsatz, den er seit Jahrzehnten, seit
der Gründung Israels, an der Krippe jedes Säuglings wiederholte, und Jossef war
glücklich, ihn heute wieder anbringen zu können: »Ja, wenn der Kleine einmal
groß ist, wird ihm die Armee erspart bleiben.«
    »Klar wird er nicht mehr zum
Militär müssen«, sagte Schmuel, »weil es dann keinen Staat mehr geben wird.«
    Irgend jemand murmelte etwas
von Selbsthaß. Ethan mußte grinsen, und Noa war froh, durch das kleine Scharmützel
kurz vom Schmerz und der Trauer abgelenkt zu sein.
    Auf der anderen Seite stand
ein Mann in orthodoxer Kleidung, um ihn herum seine zehn Söhne. Allesamt mit
Schläfenlocken. Sie gehörten zu Efrat, die sich bei den Frauen aufhielt, eine
entfernte Verwandte des Vaters. Sie war die einzige, die hier eine Perücke
trug, einen dicken Rock und Strumpfhosen. Viel zu heiß für das Wetter. Als
Kinder hatten Efrat und Ethan die ersten Doktorspiele miteinander veranstaltet,
hatten einander gezeigt, wie es bei ihnen dort unten aussah, um danach Vater
und Mutter zu spielen. Sie hatten sich auf die Couch gelegt und so getan, als
zeugten sie Kinder. Später, als Siebzehnjährige, war Efrat, schlank, blond, nur
im Minirock umhergezogen. Sie interessierte sich für Kunst und Theater,
studierte Ausdruckstanz und Schauspiel, um bald zum Jungstar eines modernen Ensembles
aufzusteigen und ihren Verdienst als Model auf dem Laufsteg ein wenig aufzubessern.
Es waren heiße Sommer. Wenn Ethan sie traf, schwärmte sie ihm vor, was für ein
vielseitiges und offenes Land Israel doch sei. Warum er sich im Ausland
herumtreibe, wenn in diesem Staat doch nichts von dem fehle, was er andernorts
suche.
    Wenige Jahre später hatte sie
sich verliebt: in einen Elitepiloten der Armee, einen wilden Kerl mit langen
Haaren und linken Ansichten, der immer in zerrissenen Jeans umherlief und mit
einer Rockband auftrat. Erst nach der Hochzeit stellte sich heraus, daß er unter
den Einfluß eines Rabbiners geraten war, der ihm, dem Flieger, erklärte, es
gebe einen Weg, auch dann nicht vom Himmel zu fallen, wenn die Maschine
abstürze. Als er ein wenig später in frommer Montur, mit Pejes und Kaftan, zum
regelmäßigen Training im Flugsimulator auftauchte, öffnete der diensthabende
Wachposten nur kurz die Tür, um ihn mit den Worten abzuweisen: »Tut mir leid,
aber wir geben nichts!« Das war das Ende der Karriere dieses jungen Mannes, der
eigentlich hoch hinauswollte. Auch die Rockband hatte sich längst aufgelöst. In
seinem Kaftan stand er da, ein dürrer Mann mit traurigem Vollbart, umringt von
seinen zehn Kindern und im Blickkontakt mit Efrat, die sehr dick geworden war.
    Menschen aus anderen
Kontinenten, Geschäftspartner

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