Race into my Heart
Irgendwie habe ich
keine Lust mehr, nach Hause zu fahren, aber mir bleibt ja nichts
Anderes übrig. Mein Handy klingelt wieder und ich nehme den
Anruf an. »Ja?«, frage ich genervt.
»Würdest
du mir mal verraten, was mit dir los ist?«, erwidert Jer.
»Können
wir das vielleicht zu Hause klären?«
Er
schnaubt. »Helena, wenn du unter PMS leidest oder deine Tage
hast, dann ist es okay, aber … trotzdem möchte ich jetzt
wissen, was los ist.«
»Gut,
es ist PMS. War‘s das?«, lüge ich aufgebracht.
»Bis
gleich.« Jeremy legt auf. Ich seufze und schalte ‚Paranoid‘ von Black Sabbath ein. Das Lied hebt meine Laune eigentlich immer,
wenn ich mies drauf bin. Mein Vater hat mir erzählt, dass die
Gäste in Discotheken damals reihenweise von Krankenwagen
abgeholt werden mussten, weil durch das Headbangen ihre Gehirne nicht
mehr mit genügend Sauerstoff versorgt wurden. Allein, weil ich
jetzt daran denke, bin ich schon wieder besser gelaunt. Mittlerweile
fahre ich schon wieder seit 5 Minuten, irgendwie bin ich froh, wenn
ich gleich zu Hause bin. Ich werde mich sowieso erst mal im Bad
einsperren und eine kleine Beautybehandlung bei mir machen. Naja,
eine Gesichtsmaske und eine Haarkur, aber das ist schon mehr, als ich
sonst so mache.
Zehn
Minuten später parke ich vor der Garage, da Jeremy sie mit
seinem Mercedes blockiert. Ich steige aus und gehe sofort ins Haus.
Moms Ballerinas stelle ich zurück an ihren Platz. Ja, ich nenne
sie Mom, denn meine Mutter ist früh verstorben und irgendwie ist
Devlin ein Ersatz, wenn auch kein besonders Guter. Dann laufe ich
hoch in mein Zimmer, wo ich meine Sachen abstelle. Es klopft an der
geöffneten Tür. »Da bist du ja«, sagt Jeremy.
Ich
drehe mich zu ihm herum. »Was für eine Erkenntnis«,
erwidere ich sarkastisch, da ich ja die unter PMS leidende Zicke
spielen muss. »Was ist passiert, dass du auf einmal so zickig
bist?«, fragt er.
Daraufhin
hebe ich eine Augenbraue. »PMS, schon vergessen?«
»Nein,
aber ich weiß, wann du lügst. Also?«, hakt Jeremy
nach. Ich verziehe gequält das Gesicht und sehe ihn an.
»Professor Kramer und Gaby sind passiert.«
»Sind
die beiden heimlich zusammen, oder wie soll ich das verstehen?«
Jeremy klingt überrascht und irritiert zugleich.
»Quatsch«,
antworte ich.
»Dann
haben sie dich mit irgendwas geärgert«, stellt er fest.
»Oh,
vielleicht solltest du Jura studieren und ich übernehme deine
Sozialwissenschaften«, grummele ich.
Jeremy
verdreht die Augen. »Was ist passiert? Lass mich dir nicht
alles aus der Nase ziehen, das nervt.« Genauso genervt klingt
er auch. Ich reibe meinen Nacken, das mache ich immer, wenn man mich
verunsichert. »Gaby hat sich über meine mangelnde
Erfahrung mit euch Männern lustig gemacht und Professor Kramer
hat mich vor meinen Kommilitonen bloßgestellt, weil ich etwas
spät dran war«, erzähle ich dann.
Mein
Bruder kommt zu mir und geht vor mir in die Hocke. »Gaby ist
ein Miststück, das sage ich dir schon seit Jahren. Und was
deinen Prof angeht … der ist wahrscheinlich einfach nur
gefrustet, weil seine Frau ihn nicht ranlässt.« Er
zwinkert mir zu und zeigt mir wieder sein charmantes Lächeln.
Es
bringt mich zum Schmunzeln. »Aber Gaby ist meine beste
Freundin.«
»Und
sie hat nichts Besseres zu tun, als sich ständig an die Männer
heranzumachen, die dir gefallen, Helena. Sowas macht keine richtige
Freundin. Außerdem bist du viel hübscher als diese
Solariumqueen«, muntert er mich auf.
Ich
kann nicht anders, als ihn zu umarmen. »Du bist ein Spinner,
aber ich hab dich lieb.«
Mein,
doch eher muskulöser, Bruder hebt mich hoch. »Ich hab dich
auch lieb. Außerdem finde ich, dass es gar nicht so schlimm
ist, dass du nicht mit jedem x-beliebigen Kerl in die Kiste
springst.«
»Ach
ja?«
»Ja,
wer steht denn schon auf Flittchen? Die sind gut fürs Bett, aber
nicht fürs Herz«, sagt er überzeugt.
Ich
nicke langsam, als er mich wieder auf die Füße stellt.
»Naja, ein bisschen mehr Erfahrung wäre schon …
schön«, erwidere ich leise, wobei ich erröte.
Jeremy
streichelt meine Wange. »Glaub mir, wenn du nicht meine
Stiefschwester wärst, dann würde ich dir nachstellen, wie
kein Anderer, aaaber ...« Er grinst mich an. »Ich kenne
da jemanden, der richtig begeistert von dir ist.«
Nun
hebe ich eine Augenbraue. »Sag mir bitte, dass es nicht Andy
ist«, verlange ich. Andy ist so ein schleimiger Freund von
meinem Bruder, der mich ständig mit seinen flachen
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