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Rache an Johnny Fry

Rache an Johnny Fry

Titel: Rache an Johnny Fry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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fiel von meinem Futonsofa und schluchzte. Mels Machtlosigkeit schlug eine empfindsame Saite in mir an. Er wollte seiner Frau nicht wehtun, aber er würde es. Er wollte nicht schreien, aber er konnte nicht anders. Er hatte keine Wahl. Sisypha bestimmte den Lauf der Dinge, sie war es, die die Entscheidungen fällte.
    Ich schaltete den Fernseher aus. Das Zimmer versank im Dunkel, und ich blieb auf dem Boden liegen. Irgendwann schlief ich ein.
    Obwohl meine Lust ungestillt geblieben war, träumte ich von Gewalt und nicht von Sex. Ich war Mel, und als Sisypha mich fragte, ob ich ihr wehtun würde, schüttelte ich den Kopf und sah sie mit unschuldigen Augen an. Aber als sie mich daraufhin losmachte, packte ich sie an der Gurgel und drückte mit aller Kraft zu. Ich spürte, wie meine Finger knackten und die Muskeln in meinen Schultern schmerzten.
    Ich strengte mich so an, dass ich keuchen musste, gab aber nicht nach. Ich wollte alles Leben aus Sisypha herauswürgen. Nie wieder würde sie einen Atemzug tun.
    Aber sosehr ich auch drückte, sah sie mich einfach nur an, überrascht und bekümmert, weil ich sie belogen hatte.
    »Es tut mir leid«, sagte sie zu Mel. »Aber ich brauchte mehr, als du mir geben wolltest.«
    »Ich habe dich geliebt«, weinte ich.
    »Du liebst mich immer noch«, sagte sie mit einem Gespür, das ich verabscheute. »Selbst wenn du mich töten würdest, könntest du nicht aufhören, mich zu lieben.«
    Wütend stand ich auf und schrie: »Ich verlasse dich!«
    »Du kannst mich nicht verlassen«, sagte sie. »Nicht, wenn ich dich nicht freigebe. Ich bestimme, wie lange du gefesselt und stumm auf dem Stuhl sitzen bleibst. Ich kann so viele Männer haben, wie ich will, und dir wird gefallen, was ich tue.«
    Ich wollte nein sagen, aber die Worte, die aus meinem Mund kamen, waren Bitten. »Ich flehe dich an«, bettelte ich, »verlass mich nicht.«
    »Du gehörst mir«, war ihre Antwort. »Ich gebe dich niemals frei und verlasse dich auch nicht…. dieses Mal wenigstens nicht.«
    »Danke«, sagte ich und hasste mich für meine Schwäche.
    Der Boden musste sehr kalt sein, vielleicht war es auch der Alkohol, denn plötzlich trieb ich durch das Polarmeer, inmitten riesiger Eisberge, die ineinander krachten. Der Klang des zerschellenden Eises ängstigte mich mehr als alles andere. Jedes Mal, wenn einer der Riesen einen anderen rammte, zuckte ich zusammen und rollte mich ein, damit ich untertauchen konnte, so dass ich sicher vor den umherfliegenden Splittern war.
    Um atmen zu können, musste ich jedoch zurück an die Oberfläche. Die kalte Luft tat meiner Lunge weh, und das Krachen wurde immer lauter, bis ich endlich zitternd aufwachte.
    Ich dachte, der Fernseher laufe und mein Traum habe mit einer lauten, späten Fernsehshow zu tun, stellte aber fest, dass es das Telefon war, das da in der Dunkelheit klingelte. Schlaftrunken versuchte ich aufzustehen und vergaß dabei, dass meine Hand verletzt war. Ich tastete nach dem Couchtisch, zuckte vor Schmerz zurück und schlug, vorwärts fallend, mit dem Kinn auf die harte Tischkante. Kurz bevor sich der Anrufbeantworter eingeschaltet hätte, hörte das Telefon auf zu klingeln.
    Vielleicht verlor ich für einen Moment die Besinnung, vielleicht schlief ich auch wieder ein. Da klingelte das Telefon abermals. Die digitale Zeitanzeige des Kabelempfängers stand auf 3.12 Uhr. Mithilfe meiner linken, unsicheren Hand kämpfte ich mich auf die Beine, stieß mit dem Schienbein an den Couchtisch und kippte die Cognacflasche um. Wieder verstummte das Telefon, bevor der Anrufbeantworter anspringen konnte. Als es das dritte Mal klingelte, schaffte ich es endlich rechtzeitig.
    »Hallo«, sagte ich wie ein Dummkopf. »Wer ist da?«
    »Ich bin’s, L.«, sagte eine Frau.
    Ich wusste, dass ich die Stimme kannte, wusste, dass ich sie in diesem Moment niemandem zuordnen konnte, wusste, dass ich betrunken war.
    »Es ist spät«, sagte ich, mehr erklärend als mich beschwerend. »Nach drei.«
    »Ich habe im Roundtree Inn angerufen«, sagte sie, und jetzt begriff ich, dass es Joelle war. »Aber da sagte man mir, du hättest nicht eingecheckt.«
    »Philadelphia«, sagte ich und erinnerte mich, dass ich den Fünfuhrzug hatte nehmen wollen. Morgens um acht hatte ich eine Besprechung mit dem Agenten eines Konsortiums spanischer Geschäftsleute, die Übersetzer in New York suchten. Mein Agent hatte das Treffen für mich arrangiert. Wenn ich dort einen guten Eindruck hinterließ, würde sich mir eine

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