Rache an Johnny Fry
sie. »Das hat noch niemand mit mir gemacht.«
»Ich habe das auch noch nie gemacht.«
»Echt? Es fühlte sich so gut an. Wie bist du darauf gekommen?«
»Ich will etwas Besonderes für dich sein, Lucy.«
Lucy schwang ein Bein über mich und setzte sich auf meinen Bauch. Sie ließ ihr langes Haar auf meinen Kopf herunterhängen und formte ein blondes Zelt um mein Gesicht. Das Sperma in ihrem Atem roch nach Mungobohnen-Sprösslingen.
»Und, bist du zufrieden?«, sagte sie.
»Sehr.«
»Du bist der beste Liebhaber, den ich je hatte«, sagte sie. »Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas empfinden könnte.«
Ich wusste nicht, ob sie log oder einfach nur wollte, dass ich mich gut fühlte.
»Bleibst du über Nacht?«, fragte ich.
»Hältst du mich im Arm?«
»Natürlich.«
»Billy hält mich hinterher nie.«
Ich legte die Arme um sie, und sie glitt an meine Seite.
Lucy und ich machten es vor dem Aufstehen noch einmal, dann unter der Dusche und ein letztes Mal im Wohnzimmer, als sie bereits wieder angezogen war und sich verabschiedete. Die letzten beiden Male war ich zu ausgelaugt, um noch abspritzen zu können. Mein Penis schmerzte, aber ich hätte gevögelt, bis ich Blut ejakuliert hätte, wenn sie nicht aufgestanden und gegangen wäre.
Ich fragte sie, was sie fühlte, und sie sagte: »Ich weiß es nicht. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Aber wir werden wohl lernen müssen, in Zukunft ohne Sex klarzukommen. Ich meine, das kann nicht so weitergehen, wenn wir unsere Beziehungen nicht kaputt machen wollen.«
»Nein«, sagte ich. »Da hast du wohl recht.«
Ich küsste sie zum Abschied und sagte, ich würde die nächste Woche damit verbringen, mit verschiedenen Galeristen wegen ihrer Fotografien zu reden.
Nachdem Lucy gegangen war, beschloss ich, dass es Zeit war, wieder nüchtern zu werden. Es war zu viel. Die DVD, Jo und Johnny und jetzt Lucy (ganz zu schweigen von meiner Verabredung mit Sasha) – ich hatte völlig die Orientierung verloren.
Das Schlimmste war, dass ich meinen Agenten vergrault und niemanden sonst wegen eines Jobs angerufen hatte.
Ich war kein Agent.
Ich war nicht der Typ Mensch, der alles über den Haufen warf, um etwas völlig Neues anzufangen.
Ich war weder Don Juan noch Casanova.
Innerhalb weniger Tage hatte ich mein Leben so gut wie ruiniert.
Mein erster Gedanke war, Joelle anzurufen und darüber zu sprechen, was mit mir geschehen war. Joelle war der einzige Mensch, dem ich mich wirklich nahe fühlte. Mein Vater war tot, meine Mutter war fast in ihrer zweiten Kindheit angelangt und meine beiden Geschwister, mein Bruder und meine Schwester, mochten mich nicht sehr.
Joelle war die Einzige, mit der ich reden konnte. Aber dann musste ich daran denken, wie sie im Takt mit Johnny Frys vorstoßenden Hüften gestöhnt hatte. Ich sah sie vor mir, wie sie mir in die Augen schaute und sagte: Es gibt nur dich.
Dennoch griff ich zum Hörer.
Ich wählte ihre Nummer.
»Hallo?«
»Hallo, Jo.«
»Ich dachte, du wolltest gestern Abend anrufen, L.?«
»Ich habe dir doch gesagt«, log ich, »der Typ aus Philly war hier. Er ist erst gegen eins wieder gegangen. Ich dachte, da schliefst du längst.«
»Jetzt ist es fast zwei. Wo warst du denn den ganzen Morgen?«
»Ich habe eine Rohübersetzung fertig gemacht«, sagte ich.
»Was war es?«
»Eine kleine Broschüre, die an eine Flasche einhundert Jahre alten Balsamico gehängt wird. Es geht um die Familie, die das Zeug herstellt. Sie brauchen den Text am Montag, und ich muss das Ganze noch überarbeiten.«
» Essig?«
»Ja. Klingt spannend, nicht wahr?«
»Kommst du zu mir?«, zwitscherte sie.
»Entweder lege ich mich jetzt schlafen und arbeite dann, oder ich arbeite, bis ich zusammenbreche. In beiden Fällen bin ich keine gute Gesellschaft.«
»Das macht nichts«, sagte sie. »Du könntest einfach kommen und hier bei mir schlafen.«
Es war so nett, wie sie das sagte. So einladend und liebevoll. Aber wenn ich nicht bei Jo war, blieben meine Gefühle für sie begrenzt, und diesmal funkte es am Telefon ganz und gar nicht. Wenn ich an ihre Lügen und Betrügereien dachte, hätte ich meine Faust am liebsten noch einmal in die Wand gerammt.
»Du könntest mit einem deiner zahlreichen Freunde ausgehen«, schlug ich vor. »Ralph Moreland hast du schon eine ganze Weile nicht gesehen.«
»Ich bin nur an dir interessiert, Cordell Carmel.«
»Wirklich?«
»Natürlich. Warum fragst du mich das eigentlich die ganze Zeit?«
»Ich
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