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Rache an Johnny Fry

Rache an Johnny Fry

Titel: Rache an Johnny Fry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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seinem kleinen Schatz das Herz bräche, werde er mich umbringen.
    In Erinnerung an Mindas Kritik entschied ich mich, dem Vater meiner neuen Frau die Stirn zu bieten, und so erwiderte ich ihm, er solle in meiner Gegenwart nie aus einer bereits geöffneten Flasche trinken, weil ich möglicherweise Gift hineingeschüttet hätte.
    Als Yvette das hörte, schrie sie mich an und nannte mich den Teufel. Ich sagte, er habe mir als Erster gedroht.
    »Das ist in Ordnung«, sagte Yvette. »Der Vater der Braut darf so etwas sagen.«
    Wir fuhren in die Flitterwochen, schliefen aber nicht mehr miteinander.
    Sie klagte auf Unterhalt. Der Richter lachte, und die Ehe wurde annulliert.
     
     
    Verdeckt unter drei Fotos von Angeline hing ein orangefarbenes Blatt.
    Die einzigen Worte, die ich darauf lesen konnte, lauteten einem Freund.
    Eine Weile überlegte ich, um was es auf dem Stück Papier wohl ging. Schließlich stand ich auf und riss die drei Zettel mit der jungen Angeline herunter, die das orangefarbene Blatt verdeckten. Ich hatte kein zu schlechtes Gewissen deswegen, schließlich hingen noch sechs weitere allein an diesen Masten, und ich hatte etliche mehr überall im Village gesehen.
    Auf dem orangefarbenen Blatt stand:
     
    Sprich mit einem Freund
    Jeder braucht einen Freund, jemanden, mit dem er reden kann und der ihm zuhört, ohne ihn zu verurteilen. Wenn du einsam bist und niemandem dein Herz ausschütten kannst, wähle 1-800-555-333
    (35 Cent pro Minute, kein Sex).
     
    Das schien mir eine originelle Idee. So viele Menschen auf dieser Welt brauchten einen Freund und konnten keinen finden. Ich fragte mich, wen sie da wohl ans Telefon setzten. Offenbar arbeiteten sie mit Kreditkarten.
    Ich ging in das peruanische Restaurant und bestellte Ceviche. Sie servierten es mit Brot und Butter. Das Essen kostete zwölf Dollar plus Steuer und Trinkgeld.
    Danach lief ich stundenlang ziellos herum. Ich sah unzählige Menschen, von denen ich keinen kannte – und keiner kannte mich.
     
     
    Erst um neun Uhr abends kam ich nach Hause. Wieder hatte ich den ganzen Tag nicht gearbeitet, und das bereits zum vierten Mal in Folge. Vorher hatte es jahrelang nicht einen Tag ohne Arbeit gegeben, und auch davor schon hatte ich täglich Stunden mit Arbeitssuche, Übersetzungsübungen und ersten Jobs zugebracht. Plötzlich jedoch suhlte ich mich nur noch in meinem Elend und lief meinem Schwanz hinterher.
    Ich war verzweifelt und suchte in meiner Tasche gerade nach dem Haustürschlüssel, als mich jemand rief.
    »Cordell!«
    Es war Sasha, Arm in Arm mit einem jungen Mann. Der Mann war groß und trug einen grauen Anzug. Sein gelbes Hemd hing ihm aus der Hose, und auf seinen sinnlichen Lippen lag ein betrunkenes Grinsen.
    »Das ist mein Bruder Enoch«, sagte Sasha, als sie näher kamen.
    »Hi.« Enoch streckte mir die linke Hand entgegen, wahrscheinlich weil er sich mit der rechten an der Schulter seiner Schwester festhielt, und wenn er losgelassen hätte, wäre er gestürzt.
    »Kannst du mir helfen, ihn nach oben zu bringen?«, fragte Sasha.
    »Klar«, sagte ich, fasste seine Linke und legte mir den Arm um die Schulter.
     
     
    »Ich liebe meine Schwester, egal was die Leute sagen«, predigte Enoch, während wir die schmale Eisentreppe hinaufstiegen. »Sie ist die schönste, wundervollste, liebste Frau der Welt. Und sie hat eine Figur wie die Filmstars von früher. Ich liebe alte Filme. Wallace Beery und Ronald Coleman, Myrna Loy und Faye Wray. Damals wussten sie noch, was die Menschen tief in ihren Herzen bewegt. Stimmt’s, Sassy?«
    »Stimmt, Inch. Klar«, sagte seine Schwester.
    Ich hatte das Gefühl, dass er das nicht zum ersten Mal sagte. Er war ein trauriger, einsamer kleiner Bruder, der seine große Schwester besuchte, zu tief ins Glas guckte und ihr von dem Leben vorheulte, das er immer gewollt, aber nie bekommen hatte.
    Einen Stock unter Sashas Wohnung sank er in sich zusammen, und wir mussten ihn den Rest des Wegs tragen. Seine Füße schliffen über den Boden.
    Ich hielt ihn, während Sasha die Tür aufschloss, und trug ihn in die dunkle Wohnung. Als sie das Licht anmachte, war ich überrascht.
    Unsere Wohnungen hatten denselben Grundriss, aber bei Sasha waren die Wände herausgehauen worden, sechs Säulen stützten die Decke. Schlafzimmer, Küche und Wohnzimmer gingen ineinander über. Nur das Bad hatte Tür und Wände.
    Ich schleppte Enoch zu einem Futonsofa und legte ihn auf den Rücken.
    Er lächelte Sasha an und streckte die Arme

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