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Rache an Johnny Fry

Rache an Johnny Fry

Titel: Rache an Johnny Fry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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war im Haus gegenüber ein Weißer eingezogen. Vom ersten Tag an schien er mich anzustarren, und ich hatte die fixe Idee, dass er es auf mich abgesehen hatte: dass er ein Serienmörder war, der schwarze Männer in meinem Alter hasste, die sich in seine weiße Welt eingeschlichen hatten. Ich wusste, es war verrückt, aber jedes Mal, wenn ich ihn sah, starrte er mich so böse an, dass mein Herz bebte und ich mir sicher war, er wolle mich umbringen, langsam, mit einem Messer, einem großen Messer.
    Als ich Jo davon erzählte, kam sie zu mir, und wir setzten uns vors Haus, bis der Kerl, Felix Longerman, aus der Tür kam. Sie ging ohne Umschweife auf ihn zu, verwickelte ihn in ein kurzes Gespräch und kam mit ihm zu mir herüber.
    »Das ist Felix«, sagte sie. »Er arbeitet für Viking, im fremdsprachigen Lektorat.«
    Wie sich herausstellte, hatten Felix und ich vor etwa elf Jahren zusammen an einem Projekt gearbeitet, und jedes Mal, wenn er mich sah, dachte er, dass ich ihm bekannt vorkäme. Er hatte mich aber nicht einordnen können, weil ich damals einen Bart getragen hatte.
    Meine Angst war so dumm gewesen und hatte sich doch so wirklich angefühlt.
    Aber in dieser Nacht, den Hörer bereits in der Hand, begriff ich, dass mir Jo diesmal nicht helfen konnte. Niemand konnte das.
    Ich wählte.
    »Hallo?«, sagte jemand gleich nach dem ersten Klingeln.
    »Ist da, äh, hm, ein Freund?«, fragte ich.
    »Ja, richtig. Wie kann ich dir helfen?«
    »Ah…. müssen wir nicht erst das Geschäftliche regeln? Wollen Sie meine Kreditkartennummer oder so etwas?«
    »Das ist nicht nötig. Deine Nummer wird registriert und die Gebühren werden über die Telefonrechnung abgerechnet.«
    »Ah. Wow. Ist das so einfach?«
    »Ja, sehr einfach. Aber worüber wolltest du sprechen?«
    »Ich weiß nicht weiter«, sagte ich, und die Düsternis schien zurückzuweichen. Der Druck, den ich auf meiner Brust gespürt hatte, ließ bereits nach. Ich holte tief Luft und setzte mich aufrecht hin.
    »Wie heißt du?«, fragte die Frau.
    »Cordell.«
    »Schön, dich kennen zu lernen, Cordell. Ich heiße Cynthia.«
    »Hallo, Cynthia. Ich muss Ihnen, ich meine, ich muss dir sagen, dass es mir schon sehr gut tut, überhaupt mit jemandem zu sprechen.«
    »Wo bist du gerade, Cordell?«
    »In meiner Wohnung, im Bett.«
    »Bist du allein?«
    »So ziemlich. In meinem Wohnzimmer liegt ein Typ auf dem Sofa und schläft.«
    »Wer ist das?«
    »Er heißt Enoch Bennett«, sagte ich, und dann erzählte ich ihr die ganze Geschichte, alles, was passiert war. Ich verschwieg ihr jedoch die Sache mit der Sisypha-Sage. Das kam mir dann doch ein bisschen zu sehr wie Sex um des Sexes willen vor, und die Anzeige für Sprich mit einem Freund hatte eindeutig ausgeschlossen, dass es sich um eine Sexhotline handelte.
    »Hast du Joelle schon gesagt, dass du sie mit Johnny gesehen hast?«, fragte Cynthia.
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich will es ja«, sagte ich. »Aber jedes Mal, wenn ich sie sehe, bin ich plötzlich wie besessen von ihr, sexuell, meine ich. Dann will ich nur noch bei ihr sein, sie für mich haben.«
    »Aber sie hat dich betrogen.«
    »Sie ist der einzige Freund, den ich habe«, sagte ich. »Warum sonst hätte ich dich anrufen sollen? Dir muss doch klar sein, dass ich sonst niemanden zum Reden habe. Joelle ist der einzige Mensch, der mir in den letzten acht Jahren wirklich nahe gestanden hat.«
    »Hast du keine Familie?«, fragte Cynthia.
    »Nein. Ich meine, ja. Ich habe einen Bruder, eine Schwester und eine Mutter.«
    »Kannst du nicht mit einem von denen reden?«
    Ich musste lächeln.
    »Cordell?«, sagte Cynthia. »Bist du noch dran?«
    »Ich habe gerade gedacht, dass du ein ungeheuer gutes Geschäft machst, wenn du mir einredest, ich müsste mit meiner Familie sprechen.«
    »Ich bin dein Freund«, sagte sie. Ihre Stimme klang sehr beruhigend. »Ich will dir helfen. Es geht mir nicht um dein Geld.«
    »Entschuldige, wenn ich mir da nicht so sicher bin.«
    »Das ist okay«, sagte sie. »Das verstehe ich. Die meisten Leute, die hier anrufen, besonders die Männer, glauben, wir seien in Wirklichkeit eine Art Partnervermittlung und wollten ihnen nur das Geld aus der Tasche ziehen.«
    »Und gelingt es dir, sie zu überzeugen, dass das nicht so ist?«, fragte ich. Das Gespräch tat mir sehr gut.
    »Ich erzähle ihnen dann, wie unsere kleine Firma angefangen hat.«
    »Und wie war das?«
    »Vor ein paar Jahren dachte ein sehr wohlhabender Mann, dass Amerika in eine Art

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