Rache@
trotzdem: Es gefiel ihm.
âGibt es heute nur Spinat mit Wachteleiern in der Cafeteria?â Justus Brandt stand plötzlich neben ihm. Ben fuhr erschrocken zusammen.
âOh, sorry, ich wollte dich nicht erschrecken.â
âHâhaben Sie nichtâ, stammelte Ben verlegen. âWas wollten Sie wissen?â
Justus Brandt grinste. âNicht so wichtig. Sollte nur ein Scherz sein. Hast du keinen Hunger?â
âIch hab schon was gegessenâ, log Ben.
âSonst alles okay mit dir?â Der Sozialpädagoge sah ihn prüfend an.
âJaâ, sagte Ben und spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg.
âHm, du siehst aber nicht so aus.â
Ben schwieg. Was sollte er auch sonst tun? Er konnte dem Brandt doch nicht sagen, was ihn belastete. Nein, das konnte er wirklich nicht machen?! Aber in seinem Kopf war so ein Durcheinander. Und Susanna hatte ihn vorhin auch so sonderbar angeschaut. Als ob sie etwas ahnen würde. Aber inzwischen hatte Ben sowieso das Gefühl, dass ihn jeder komisch ansah. Als ob alle längst wüssten, dass er einer der Täter war.
âHerr Brandt, haben Sie nach der Schule Zeit für mich?â Er schaute dem Sozialpädagogen fest in die Augen und wunderte sich selbst, wie ruhig und gelassen er sich plötzlich fühlte. Ben hatte einen Entschluss gefasst. Und daran war nun nichts mehr zu ändern.
8. Kapitel
âSetz dich doch.â Justus Brandt lächelte Ben freundlich entgegen.
âWar gar nicht so einfach, Marcel abzuwimmelnâ, sagte Ben nur, um überhaupt etwas zu sagen.
Justus Brandt hob erstaunt die Augenbrauen. âWarum musstest du Marcel denn abwimmeln?â
âWeil ... na ja, weil ... der wäre ...â, druckste Ben herum.
âSetz dich erst einmal, Benâ, wiederholte Justus Brandt seine Aufforderung. âMöchtest du etwas trinken? Manchmal fällt das Reden leichter, wenn man etwas getrunken hat.â Er warf Ben einen aufmunternden Blick zu.
Ben hatte wirklich Durst. Seine Kehle fühlte sich trocken an. Das Schlucken fiel ihm schwer. Dennoch lehnte er ab. Er wollte keine Zeit verlieren. Wollte nur schnell alles hinter sich bringen.
Langsam atmete er aus. âMarcel und ich haben die Kontaktanzeige für Herrn Seidel aufgegeben.â
Seine Unterlippe zitterte leicht. Beschämt senkte er den Blick, bevor er fortfuhr. âDas Handyvideo hat Marcel gedreht und ins Internet gestellt. Ich habe davon nichts gewusst. Ich habe es erst gestern erfahren, und da war es schon gar nicht mehr im Netz. Aber das mit der Kontaktanzeige haben wir gemeinsam gemacht. Und ich habe das auch so gewollt. Marcel hat mich zu nix überredet oder gezwungen. Herr Seidel hat mich blöd angemacht, seitdem ich hier an der Schule bin. Ständig hat er nur gemeckert und mich vor der gesamten Klasse bloÃgestellt. Ich weiÃ, dass das keine Entschuldigung für unser Verhalten ist. Natürlich hat Herr Seidel es auch auf andere Schüler abgesehen. Er ist eben ein harter Knochen, wie mein Vater immer sagt. Aber ich hatte so eine Wut. So eine unglaubliche Wut. Ich wollte mich einfach nur an dem rächen. Wollte mal, dass er sich genauso mies, klein und dämlich fühlt wie ich. Es tut mir im Nachhinein echt leid. So weit hätte es nicht kommen dürfen. Das ist mir inzwischen klar. Und der Marcel hat das alles nur für mich getan. Na ja, vielleicht nicht nur. Der war auch ganz schön sauer auf den Seidel, weil er diesen blöden Spruch über ihn abgelassen hat. Aber er hat mir auch geholfen, Johannes und seine Clique loszuwerden. Die haben mich auch ständig fertiggemacht. Und wenn Marcel sich nicht darum gekümmert hätte, dann weià ich nicht, was noch geschehen wäre.â
Ben japste nach Luft. Er hatte ohne Punkt und Komma gesprochen und sich dabei völlig verausgabt. Einfach alles von der Seele geredet, was ihn seit Wochen bedrückte. Ihm nachts den Schlaf raubte und tagsüber Dämonen sehen lieÃ. Immer öfter hatte er sich beobachtet oder verfolgt gefühlt. War sich absolut sicher, dass ihm jeder seine Schuld von der Stirn ablesen konnte. Das gute Gefühl, das er verspürt hatte, als er sich an dem verhassten Lehrer gerächt hatte, war schnell wieder verschwunden und hatte Platz für jede Menge schlechtes Gewissen und panische Angst vorm Entdecktwerden gemacht.
Justus Brandt hatte ihm die ganze Zeit schweigend zugehört. Auch jetzt
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