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sagte er nicht gleich etwas. Ãberlieà Ben noch einen Moment seinen Gedanken, bevor er sich zu ihm vorbeugte und seine Hand auf Bens Arm legte.
Dann sagte er mit ruhiger Stimme: âBen, es ist sehr gut, dass du mir alles erzählt hast. Das war genau richtig.â Er nahm die Hand von Bens Arm und lehnte sich wieder zurück. âTrotzdem muss ich jetzt Dr. Fischer und Herrn Seidel dazubitten.â
Ben schreckte zusammen und sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. âWas? Muss das sein? Den Seidel auch?â
Justus Brandt blieb ruhig. âJa, Ben. Herrn Seidel auch. Ich möchte, dass du beiden das erzählst, was du mir gerade gesagt hast. Und auch, wie schlecht du dich von Herrn Seidel behandelt gefühlt hast. Es wäre gut, wenn du auch das ganz klar zum Ausdruck bringen würdest.â
Ben war nicht davon überzeugt, dass er den Mut aufbringen würde, dem Seidel seine Meinung über ihn ins Gesicht zu sagen.
Justus Brandt hatte scheinbar seine Gedanken erraten. âIch werde dir dabei helfen. Es ist nicht die erste Beschwerde, die mir seit meiner kurzen Zeit an dieser Schule über Herrn Seidel zugetragen wurde. Ben, es haben sich auch einige andere Schüler schon ziemlich über sein Verhalten geärgert. Aber das entschuldigt, wie du ja selbst schon gesagt hast, natürlich nicht diese Aktion von Marcel und dir. Da seid ihr eindeutig zu weit gegangen. Aber das werden wir gleich mit den beiden Kollegen besprechen.â
Er nahm das Telefon in die Hand und wählte die Nummer des Schulsekretariats. Nach einer Weile sagte er: âHallo, Frau Harmeling. Sind Dr. Fischer und Herr Seidel noch da?â Er lauschte in den Hörer. âAlles klar. Sind Sie bitte so freundlich und sagen den beiden Kollegen, sie möchten schnellstmöglich in das Beratungszimmer kommen. Es geht um den Cyber-Mobbing-Fall.â
Wieder lauschte er in den Hörer. SchlieÃlich bedankte er sich bei der Schulsekretärin und verabschiedete sich. Er legte das Telefon wieder zurück auf den Tisch und lächelte Ben aufmunternd zu.
âSie werden gleich da sein. Und keine Angst, Ben, keiner wird dir den Kopf abreiÃen. Das verspreche ich dir.â
Da bin ich mir nicht so sicher, dachte Ben und lächelte unglücklich.
Justus Brandt sollte recht behalten: Den Kopf rissen sie ihm nicht ab. Doch die Standpauke fiel ziemlich heftig aus. Herr Seidel gab sich keine Mühe, seinen Ãrger zu verbergen.
âManchmal frage ich mich wirklich, wann die Eltern damit aufgehört haben, ihren Kindern vernünftiges Benehmen und Respekt vor Erwachsenen beizubringenâ, schnauzte er und warf Ben einen finsteren Blick zu. Justus Brandt und der Schulleiter tauschten Blicke aus.
âHerr Seidel, bitteâ, ergriff schlieÃlich Dr. Fischer das Wort. âSo kommen wir auch nicht weiter.â
âAch, kommen wir nicht?â, erwiderte Herr Seidel überheblich. Er verschränkte die Arme und sah sich im Raum um, als sei er plötzlich fürchterlich gelangweilt.
âLieber Kollege. Verstehen Sie mich doch nicht falschâ, versuchte Dr. Fischer zu vermitteln. âDoch ich würde schon noch gerne erfahren, was Ben zu so einer Handlung veranlasst hat.â
Herrn Seidels Ãberheblichkeit schrumpfte etwas, als er merkte, dass Dr. Fischer und Justus Brandt abermals vielsagende Blicke austauschten.
Es klang erheblich weniger verärgert, als er sagte: âWas sollâs. Der Junge ist ja wohl nicht der Haupttäter und schlieÃlich hat er jetzt wenigstens genügend Mumm in den Knochen, um endlich den Mund aufzumachen.â
Dr. Fischer nickte Ben auffordernd zu. âWir hören, junger Mann!â
âNa gutâ, erwiderte Ben und begann, mit gesenktem Blick und unsicherer Stimme, die Geschichte noch einmal von vorne zu erzählen.
Als er schlieÃlich geendet hatte, schaute Justus Brandt ihn fragend an. âHast du nicht etwas vergessen? Es wäre schon wichtig, wenn du die ganze Geschichte erzählen würdest.â
Ben zuckte mit den Achseln und stellte sich ahnungslos.
âDu hast doch gehört, dass Dr. Fischer erfahren möchte, warum ihr so einen Mist verbockt habt.â Justus Brandts Stimme klang freundlich, aber nachdrücklich.
Ben zermarterte sich das Hirn nach einem Ausweg. Er konnte doch unmöglich in Seidels Gegenwart erzählen, wie sehr er den Lehrer verabscheute. Und dass er damit wahrhaftig nicht
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