Rache@
wartest bitte einen Moment vor der Tür. Wir müssen uns kurz besprechen und rufen dich dann wieder rein. Alles klar?â
Ben nickte und verlieà mit gesenktem Kopf den Raum. DrauÃen hockte er sich auf den Stuhl, der vor dem Beratungszimmer stand, und atmete tief durch. Dann beugte er sich weit nach vorne und lieà die Arme zwischen seinen Beinen hindurch in der Luft baumeln. So saà er noch da, als seine Eltern â seine Mutter vorneweg, sein Vater etwas langsamer hinterher â den Gang hinuntergeeilt kamen und direkt auf ihn zusteuerten.
âBenâ, rief ihm seine Mutter schon von Weitem aufgeregt zu. âBen, was ist denn bloà passiert?â
Verdammt, schoss es Ben durch den Kopf. Sie wissen es noch nicht. Das stand ihm also auch noch bevor. Dabei hatte er so gehofft, dass Frau Harmeling seinen Eltern schon am Telefon gesagt hatte, was geschehen war. Okay, dann würden sie es gleich aus erster Quelle erfahren, dachte Ben und versuchte sich innerlich hart zu machen.
9. Kapitel
Ben hatte die Reaktion seiner Eltern richtig eingeschätzt. Sie regten sich fürchterlich auf. Sein Vater tobte und seine Mutter heulte. AnschlieÃend stritten sie miteinander. Ben fühlte sich wie in einem schlimmen Albtraum â und er spielte die Hauptrolle. Das Donnerwetter war sicherlich noch zwei StraÃen weiter zu hören, befürchtete er. Vielleicht sogar bis hin zu dem Mehrfamilienhaus, in dem Marcel wohnte.
Sein bester Freund Marcel. Den er verraten hatte. Und der nun ganz sicher nicht mehr sein bester Freund war. Dennoch bereute Ben seinen Entschluss nicht. Trotz des ganzen Ãrgers, den er dafür bekommen hatte. Er fühlte sich einfach nur befreit. Unsagbar befreit und erleichtert.
âDas Gewitter wird vorübergehen, und deine Eltern werden sich auch wieder beruhigenâ, hatte Justus Brandt zu ihm gesagt. âEs wird vielleicht ein paar Tage dauern, aber du kannst dir sicher sein, du hast das Richtige gemacht. Es war gut, dass du mir alles erzählt hast.â
Aber dass das Gewitter mit einer solchen donnernden Gewalt über sie hereinbrechen würde, damit hatte weder Ben, noch Justus Brandt rechnen können.
Und Ben befand sich bereits inmitten des gewaltigen Hurrikans.
âDas darf ja wohl nicht wahr seinâ, fuhr seine Mutter ihn erbost an. âSo etwas hätte ich dir echt nicht zugetraut. Wie konntest du nur? Was ist bloà in dich gefahren?â In ihrem zornigen Gesicht war der Mund nur noch ein schmaler Strich. Ihre Augen waren stark gerötet, als hätte sie tagelang geweint. Auf ihrem Hals und in ihrem Gesicht waren zahlreiche rote Flecken.
âEs tut mir leidâ, sagte Ben, und er meinte es wirklich ehrlich.
âMir auch, Ben. Mir auch!â Sie trocknete sich die Augen mit einem Taschentuch und schnäuzte sich dann geräuschvoll die Nase. Danach sah sie ihn einen Moment lang eindringlich an, bevor sie sagte: âUnd mit diesem Videofilm hast du wirklich nichts zu tun?â
âHab ich nicht. Wirklich! Ihr müsst mir glauben.â Das war keine Antwort, sondern eine beschwörende Bitte.
âSetz dich!â, mischte sich Bens Vater ein. Seine Stimme klang sehr ernst â und ungewohnt leise. Was Ben am meisten in Alarmbereitschaft versetzte.
âWarum glaubt ihr mir denn nicht? Ich weià ja selbst, dass ich ScheiÃe gebaut habe, aber ...â
âIch habe gesagt, du sollst dich setzen!â, schnitt sein Vater ihm barsch das Wort ab. âWarum sollten wir dir glauben? Warum sollten wir jemandem glauben, der seine Eltern belügt, seinen Lehrer verleumdet und sich mit einem Bengel herumtreibt, der weggesperrt gehört?â
âAlso bitteâ, mischte sich Bens Mutter empört ein. âJetzt übertreibst du ja wohl ein bisschen, Martin.â
Bens Vater warf seiner Frau einen Blick zu, der sie sofort dazu veranlasste, ihren Mund zu halten.
Dann wendete er sich wieder Ben zu. âFakt ist, du hast etwas getan, was ich nie für möglich gehalten hätte. Ich bin bitter enttäuscht und stinkwütend.â So hatte Ben seinen Vater noch nie erlebt. Es war etwas geschehen, was Ben absolut nicht begreifen konnte. Sein Vater â der sonst so beherrschte und jede Art von Gewalt verabscheuende Mann â hatte sich plötzlich nicht mehr unter Kontrolle.
Und als Ben endlich anfing das zu begreifen, da war es schon zu spät. Da hatte sich sein Vater schon auf
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