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Rache@

Rache@

Titel: Rache@ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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am liebsten gleich wieder auf dem Absatz kehrtgemacht hätte.
    Im Klassenzimmer herrschte eine gespannte Stimmung. Die erste Stunde war Mathe bei Herrn Seidel. Einige Schüler hatten die Tageszeitung offen auf dem Tisch liegen. Ein paar andere sprachen nur flüsternd miteinander. Marcel saß nicht auf seinem Platz. Er stand mit Philipp und Jan am Fenster und unterhielt sich lachend. Als er Ben sah, nickte er ihm kurz zu und wendete sich dann wieder den beiden Jungen zu. Ben setzte sich auf seinen Stuhl und starrte Löcher in die Luft.
    Wie konnte Marcel nur so lachend hier herumstehen, fragte er sich und spürte, wie der Ärger schon wieder in ihm aufstieg. An seiner Stelle würde mir jedes Lachen in der Kehle stecken bleiben.
    Herr Seidel stand plötzlich im Klassenzimmer und räusperte sich laut. Die Schüler begaben sich sofort auf ihre Plätze und schauten ihn erwartungsvoll an. Bens Herz begann zu rasen. Seine Hände fühlten sich feucht an. Sein Hals ganz trocken. Herr Seidel ging zum Pult und legte seine Tasche drauf. Er ließ seinen Blick durch die Reihen der Schüler schweifen, blieb bei dem ein oder anderen kurz hängen, um schließlich Ben direkt in die Augen zu schauen.
    â€žGuten Morgen“, sagte er mit tonloser Stimme. „Heute schon Zeitung gelesen?“
    Plötzlich schienen alle Augen auf Ben gerichtet zu sein.
    â€žHab ich“, flüsterte Ben und spürte, dass er rot wurde.
    â€žUnd, stand was Interessantes drin?“
    Beschämt senkte Ben den Blick.
    Marcel half ihm mal wieder aus der Patsche. „Das ist ja echt mies. Sind Sie das? Ich meine, sind Sie der Lehrer?“
    Mein Retter in der Not, dachte Ben bitter.
    Herr Seidel schaute ihn an, als ob er eine lästige Fliege vor sich hätte, die er am liebsten zerquetschen würde.
    â€žJa, Marcel, der 56-jährige Lehrer bin ich. Das weiß doch wohl inzwischen jeder“, antwortete er barsch.
    â€žWeißt du, wer dahintersteckt?“, fragte er ganz unvermittelt.
    Marcel zuckte unschuldig die Schultern.
    â€žIch? Auf keinen Fall.“ Marcel spielte den Entrüsteten sehr überzeugend.
    â€žNun gut“, Herr Seidel zog die Luft scharf zwischen den Zähnen ein, bevor er fortfuhr. „Die Polizei kümmert sich jetzt um die Angelegenheit. Der oder die Täter werden ausfindig gemacht. Das garantiere ich euch. Wer also etwas weiß, der sollte sich noch mal ganz genau überlegen, ob er weiterhin seinen Mund halten und somit eine Straftat decken möchte. Nur zu eurer Information: Auch Mitwisser machen sich strafbar und müssen mit erheblichen Konsequenzen rechnen. Es sei denn, sie teilen uns ihr Wissen mit.“
    Ben hatte das Gefühl, als wenn Herr Seidel nur zu ihm gesprochen hätte. Wusste er was? Waren sie etwa Marcel und ihm schon auf der Spur?
    Herr Seidel riss ihn aus seinen panischen Gedanken. „Und nun holt eure Hefte und Füller raus. Wir schreiben einen Test.“
    Er war wieder ganz der Alte – wenigstens nach außen.
    Ben hatte keine Lust, die große Pause in der Cafeteria zu verbringen. Er wollte alleine sein. Allein mit seiner Angst und seinen wirren Gedanken.
    Wie war er nur in diesen ganzen Schlamassel reingeraten? Warum hatte er sich nur von Marcel zu dieser Kontaktanzeigen-Aktion überreden lassen? Obwohl, wenn er ehrlich zu sich war, dann hatte Marcel ihn gar nicht überredet. Er wollte sich ja an dem Seidel rächen.
    Ben dachte an seine gewalttätigen Fantasien und Träume. Wie oft hatte er in den letzten Wochen in Gedanken oder im Traum den Seidel verdroschen? Trotzdem, das ging inzwischen alles viel zu weit. Und Marcels Verhalten wurde auch immer krasser. Obendrein auch irgendwie unheimlich, musste Ben sich eingestehen. Da konnte er einfach nicht mehr mithalten. Er hatte nicht so ein dickes Fell – war nicht so cool.
    Er war ein Schisser, auch der Tatsache musste Ben sich stellen. Der angepasste und unauffällige Junge, den sich seine Eltern wünschten. Genau so einer war er. Und trotzdem hatte es ihm gut gefallen, mal auf der anderen Seite zu stehen. Johannes und seine Clique hatten ihn seit dem Tag in der Apotheke in Ruhe gelassen. Er bemerkte regelmäßig ihre Blicke. Es war, als ob sie ihn auf einmal mit ganz anderen Augen sähen. Das gefiel ihm.
    Und das hatte Marcel möglich gemacht. Wie er das angestellt hatte, darüber wollte Ben inzwischen gar nicht mehr genauer nachdenken. Und

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