Rache@
mit dem Arsch gesprochen?â fragte er.
âNein, habe ich nichtâ, nuschelte Ben in den Hörer.
âUnd warum nicht?â Marcels Stimme klang schon wieder nach Ãrger.
âWeil ich noch keine Gelegenheit dazu hatte. Ich habe den heute nicht gesehen. Und auÃerdem: Mensch, Marcel, willst du es dir nicht noch einmal überlegen? Was soll das denn bringen?â
âIch warne dich, Alter!â, drohte Marcel.
âSchon gutâ, gab Ben sofort nach, âich mache es morgen. Versprochen.â
âIch verlass mich auf dich. Enttäusche mich nicht schon wieder!â Dann war die Verbindung beendet. Ben starrte noch einen kurzen Moment auf das Handy in seiner Hand, bevor er es wieder in seiner Hosentasche verschwinden lieÃ.
Warum bist du nur so feige? Warum nur, Ben Mantey?
Die neu gewonnene Beliebtheit bei seinen Mitschülern würde sich sowieso bald wieder in Wohlgefallen auflösen. Da war sich Ben ganz sicher. Spätestens, wenn die anderen mitbekamen, was für ein Feigling er in Wirklichkeit war. Und Susanna? Er konnte ihr enttäuschtes Gesicht regelrecht vor sich sehen. Ben hörte sie schon sagen: âDas hätte ich dir gar nicht zugetraut.â Aber diesmal würde sie dabei nicht lächeln. Diesmal würde er keine Grübchen auf ihren Wangen entdecken. Sie würde ihren Mund angeekelt verziehen und sich dann von ihm abwenden. Genauso wie alle anderen.
Ben wischte sich mit der Hand übers Gesicht, als ob er damit seine miesen Gedanken verscheuchen könnte. Dann ging er in die Küche und setzte sich an den Tisch. Ohne groÃes Interesse blätterte er in der Tageszeitung. Alles Mögliche war passiert. Hier eine Veranstaltung, da eine Spende, dort ein Bericht über ein Kindergartenfest. Nichts von Bedeutung. Nichts, was Ben dazu veranlasste, mehr als die Ãberschrift zu lesen.
Er blätterte auf die nächste Seite um. Ãberflog auch hier nur die Ãberschriften und blieb plötzlich an einem kleineren Artikel hängen.
âBrutaler Ãberfall auf 16-jährigen Schülerâ, lautete der Titel.
Ben las mit angehaltenem Atem, dass am Montagnachmittag der 16-jährige Johannes S. brutal zusammengeschlagen worden sei. Es war auf dem Nachhauseweg vom FuÃball geschehen. Nähere Umstände waren zum Redaktionsschluss noch nicht bekannt. Der Schüler wurde ins Krankenhaus gebracht, wo er aufgrund seiner schweren Verletzungen bleiben musste. Für die morgige Ausgabe wurde dem Leser ein ausführlicher Bericht versprochen.
Ben lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und atmete tief durch. Johannes S.? War das
der
Johannes S.? Das Alter stimmte und Ben hatte ihn heute auch nicht in der Schule gesehen. Aber wenn es sich wirklich um den Johannes handelte, dann wäre doch in der Schule davon schon etwas bekannt gewesen? Obwohl, Rico hatte ja so was Eigenartiges über Johannes gesagt. Wusste er etwas? Oder sah Ben jetzt schon Gespenster? Aber warum war ihm beim Lesen des Artikels ein eiskalter Schauer über den Rücken gelaufen? Warum musste er sofort an Marcel denken, und dass der gestern hier gewesen war? Am Nachmittag! Zur Tatzeit!
Ben musste herausfinden, was geschehen war. Und ob es sich wirklich um den Johannes handelte. Er holte sein Fahrrad aus der Garage und radelte los.
Das letzte Mal, als er die Strecke zum Nachbarort zurückgelegt hatte, war schon einige Wochen her. Damals mit Marcel, als sie in der Apotheke etwas für Marcels Mutter besorgt hatten. Seitdem war so viel passiert.
Zu viel!
Ben hoffte inständig, dass er sich täuschte. Dass es sich bei seinem leisen Verdacht um absoluten Schwachsinn handelte. Hirngespinste. Die wirren Gedanken eines Gespenster sehenden Feiglings.
Doch als er sein Rad in den Ständer vor der Apotheke abstellte, war er sich fast sicher, was ihn dort erwarten würde. Trotzdem war er total geschockt, als ihm die junge Frau hinterm Tresen erklärte, dass Frau Solinger im Krankenhaus wäre â bei ihrem Sohn.
Er brauchte einen Moment, um sich wieder zu fassen und mit betont ruhiger Stimme zu sagen: âIch habe davon gehört. Johannes ist ein guter Freund von mir. Weià man denn schon Näheres?â Ben sah der jungen Apothekerin regelrecht an, dass sie hin- und hergerissen war. Wahrscheinlich befürchtete sie, dass ihre Chefin nicht gerade erfreut wäre, wenn sie hier im Laden Details ausplaudern würde. Andererseits handelte es sich
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