Rache@
freute er sich richtig darauf. Aber auch die Gespräche in der Gruppe und vor allen Dingen das, was Justus Brandt sagte, waren sehr wichtig für Ben.
Als er nach der letzten AG-Stunde, unmittelbar vor Beendigung seines Ausschlusses vom Unterricht, nach Hause ging, wollte ihm ein Satz von Justus Brandt nicht aus dem Kopf gehen.
Das Thema der heutigen Stunde hatte âBedürfnisse erkennen/Bedürfnisse ausdrücken könnenâ gelautet. Zunächst hatte Justus Brandt eine Geschichte aus seiner Schulzeit erzählt, an die er sich noch heute mit Schrecken und Unbehagen erinnerte. Die aber ganz entscheidend für sein weiteres Leben gewesen war.
âWegen Herrn Bonacker, meinem damaligen Musiklehrer, bin ich Sozialpädagoge gewordenâ, verriet er den Teilnehmern der Herzpfade-AG.
âUnd warum nicht Musiklehrer, wenn er doch Ihr groÃes Vorbild war?â, wollte Julia wissen.
Justus Brandt rollte mit den Augen. âOh nein, Herr Bonacker war nicht mein Vorbild. Ganz im Gegenteil. Aber seinetwegen bin ich damals als Teenager in eine groÃe Krise gestürzt. Es war eine schlimme Zeit. Herr Bonacker war, sorry wegen meiner heftigen Worte, ein richtig mieser Typ. Er hat mir das Leben echt zur Hölle gemacht. Besonders toll fand er es, wenn er einen vor der versammelten Klasse blamieren konnte. Sprüche wie: Pass auf, gleich platzt dein Eiterpickel! Oder Spitznamen der Marke âPorkyâ, für einen Schüler, der etwas mehr auf den Rippen hatte! âPferdelippeâ, für ein Mädchen mit ziemlich vollen Lippen. Das war sein Spezialgebiet. Mich nannte er âFeuermelderâ, weil ich damals dazu neigte, sehr schnell rot anzulaufen. Wer im Unterricht nicht aufpasste, den hat er mit seinem schweren Schlüsselbund beworfen oder aufs Ãbelste beschimpft und beleidigt. Na ja, damals war es die Hölle für mich. Und weit und breit war niemand an der Schule, mit dem ich über meine Ãngste, vor diesem Lehrer, sprechen konnte. Später, als ich mir dann Gedanken über meine Berufswahl machte, fiel mir die Zeit in der Orientierungsstufe mit dem Bonacker wieder ein. Und deshalb wurde ich Sozialpädagoge. Was ich damit aber eigentlich sagen möchte: Aus jeder Krise, die man bewältigt hat, geht man gestärkt hervor.â
Auf dem Nachhauseweg fühlte sich Ben sehr einsam. Er hätte gerne mit jemandem über seine Gedanken geredet. Am liebsten mit Susanna. Aber die war weit und breit nicht zu sehen. Dafür tauchte plötzlich, wie aus dem Nichts, Marcel neben ihm auf.
âHey, Alter, du bist ja ganz blass. Hasteân Gespenst gesehen.â Das war keine Frage, sondern eine ironische Feststellung. Aber Ben kam es beinahe wirklich so vor, als ob ein Gespenst vor ihm stünde.
âNeinâ, sagte Ben und fühlte sich plötzlich ziemlich unbehaglich.
Marcel sah ihn prüfend an. âFreust du dich denn gar nicht, mich zu sehen?â
âDoch, natürlichâ, beeilte sich Ben zu versichern. âVielen Dank auch noch, dass du die ganze Schuld auf dich genommen hast. Das war wirklich nett von dir.â Ben bemerkte selbst, wie dämlich sich das anhörte.
Marcels Antwort fiel entsprechend aus. âNett? Ja, ich bin echt ein nettes Bürschchenâ, erwiderte Marcel mit vor Ironie triefender Stimme, während er sich nachdenklich am Kinn kratzte. âWas man ja leider nicht von jedem behaupten kann, oder?â
Ben merkte, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss. Natürlich wusste er, worauf Marcel hinauswollte.
âMarcel, du musst mir glauben, es tut mir wirklich leid. Ich wollte natürlich nicht, dass du von der Schule fliegst, aber ...â
âBin ich auch gar nichtâ, fiel Marcel ihm ins Wort. âIch bin umgezogen. In die Stadt. Und deswegen musste ich sowieso die Schule wechseln. Der Deal war ganz easy. Mach dir bloà keinen Stress deswegen.â Er grinste verwegen.
âAch ...â, sagte Ben. Mehr fiel ihm dazu nicht ein.
âUnd auÃerdem kannst du deinen kleinen, dummen Fehler ja auch im Handumdrehen wiedergutmachenâ, fuhr er mit unverändertem Grinsen fort.
âWie denn?â Ben bereute die Frage schon, bevor er sie überhaupt ausgesprochen hatte. Dicht unter seiner Haut spürte er plötzlich eine ScheiÃangst pulsieren.
âDieser Brandt hat uns beide gelinkt. Eindeutig!â
âNein, das stimmt nichtâ, presste Ben zwischen
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