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Rache auf leisen Pfoten

Rache auf leisen Pfoten

Titel: Rache auf leisen Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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Gespinst aus unzähligen Erwartungen und Blutsbanden, die das Erbe aller Virginier waren. Von einem Virginier wurde so viel erwartet, dass man oftmals für ein paar Tage oder auch Jahre entfliehen musste, um sich zu regenerieren.
    Eine Pappel, die bei einem Frühsommergewitter umgestürzt war, ragte vor ihr auf. Harry seufzte. Sie musste den großen Baum zersägen, dann die Stücke und Äste an die reparaturbedürftigen Stellen ihres Zaunes schleppen. Pappelholz hielt nicht so lange wie Robinienholz, aber dafür war es umsonst zu haben, wenn sie ihre Plackerei nicht mitzählte.
    Sie stellte den Motor von Johnny Knatterton ab und stieg herunter. In der rauen Baumrinde hatten sich kleine schwarze Ameisen und anderes Krabbelgetier eingenistet. Obwohl der Baum entwurzelt auf der Seite lag, hatte die Krone noch gesunde grüne Blätter.
    »Das Leben gibt nicht so leicht auf«, sagte sie laut aus Bewunderung für die Zähigkeit des schwer beschädigten Baumes.
    Sie beugte sich über den Bach und wusch sich das Gesicht. Dann ließ sie das sprudelnde kalte Wasser über ihre Hände laufen.
    Plötzlich kam ihr in den Sinn, dass ihre Gefühle für Charlie Ashcraft als Person ohne Bedeutung waren. Sein rasches Ende hatte sie ernüchtert. Sicherheit war ein Mythos. Dies intellektuell zu wissen und es emotional zu erkennen waren zwei Paar Stiefel.
    Sie schüttelte ihre Hände und genoss das prickelnde Gefühl. Das Gefühl der Willkür des Todes war weniger prickelnd.
    »Sollte es dazu kommen, werde ich bis zum Ende kämpfen. Ich werde genauso kämpfen wie du.« Sie klopfte auf den dicken Baumstamm, ehe sie wieder auf den Traktor kletterte.

 
17
     
    »Sein Geruch ist in Ordnung.« Tuckers Nase zuckte.
    »Du verlässt dich zu sehr auf deine Nase. Du musst auch deine anderen Sinne gebrauchen.« Pewter saß gleichmütig auf dem Sofa und beobachtete Tracy Raz, der einen Matchsack über der Schulter trug.
    »Meint ihr, dass das gut geht?«, fragte Tucker, die ebenfalls auf dem Sofa saß.
    »Ja.« Mrs Murphy, die wachsam auf der großen geschwungenen Armlehne ruhte, verkündete: »Tracy Raz ist ein Geschenk Gottes.«
    »Wegen dem Geld? Bei Moms Ratenzahlungen für den Transporter bleibt am Monatsende nicht viel übrig.« Tucker, die in Gelddingen konservativ dachte, grämte sich um jeden Penny, weil sie sah, wie Harry sich grämte. Eine Mieteinnahme von fünfhundert Dollar monatlich würde Harry erheblich unter die Arme greifen. Tucker war Mrs Hogendobber dankbar, weil sie Harry und Tracy Raz dazu gebracht hatte, sich zusammenzusetzen und eine faire Übereinkunft auszuhandeln.
    »Das auch, aber ich meine, es ist wunderbar für Mom, jemanden um sich zu haben. Sie hat schon zu lange allein gelebt, und sie wird langsam starrköpfig. Noch ein Jahr, und sie ist – hartleibig.«
    Pewter und Tucker lachten.
    Harry führte den athletisch gebauten Mann nach oben. Sie ging den Flur entlang, dessen Fichtenkernholzboden mit einem alten Perserläufer in Rostrot und Marineblau bedeckt war. Am Ende des Flurs öffnete sie die letzte Tür zur Rechten, die in ein großes Schlafzimmer mit komplettem Bad und einer Sitzecke führte. »Ich hoffe, es ist recht so. Ich habe die Klimaanlage eingeschaltet. Es ist ein altes Fenstersystem und brummt mächtig, aber die Nächte sind so kühl, dass Sie sie nicht brauchen werden. Es geht immer ein leichter Wind.«
    Tracy bemerkte das große Hochzeitsbett mit den vier Pfosten. »Ein schönes Stück.«
    »Das hat Großmutter Mom zur Hochzeit geschenkt. Großmama Hepworth ist in Charleston, South Carolina, aufgewachsen.«
    »Die schönste Stadt im ganzen Land.« Er durchquerte das Zimmer, stellte die Klimaanlage ab und öffnete schwungvoll das Fenster. »Dass die Menschen dauernd krank sind, kommt von den Klimaanlagen. Der Körper gewöhnt sich nie richtig an die Jahreszeiten.«
    »Das hat Dad auch immer gesagt.« Harry lächelte. »Oh, hier sind die Schlüssel. Aber ich schließe das Haus nie ab. Mal sehen, gewöhnlich bin ich um halb sechs auf, damit ich die Stallarbeit erledigt kriege. Wenn Sie gerne reiten, können Sie mir helfen, die Pferde zu bewegen. Macht mächtig Spaß.«
    »Bin mal Western geritten. Hab den Dreh mit ’nem englischen Sattel nie rausgekriegt.« Er lächelte.
    »Ich kann keine Mahlzeiten versprechen …«
    »Das erwarte ich gar nicht. Miranda hat mir schon erzählt, dass Sie essen wie ein Spatz.«
    »Übrigens, wenn Sie nachts Ihre Tür nicht zumachen, kommen die Tiere rein. Die können einfach

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