Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rache auf leisen Pfoten

Rache auf leisen Pfoten

Titel: Rache auf leisen Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
Vom Netzwerk:
fahren, überwog die Vernunft.
    Susan hatte ihr teure Schaffellschonbezüge geschenkt, was die Tiere ebenso freute wie Harry. Sie rekelten sich auf der luxuriösen Unterlage, die Katzen »traten Milch«.
    Harry erledigte in Windeseile ihre Morgenarbeiten und fuhr mittags zu Fairs Klinik.
    »Hi, Ruth.« Sie lächelte die Sprechstundenhilfe an.
    »Er ist hinten.« Ruth wies mit dem Kopf die Richtung.
    Harry und die Tiere trafen ihn bei der Betrachtung von Röntgenaufnahmen an.
    »Guck mal.« Er deutete auf das Griffelbein, einen kleinen schmalen Knochen, der am Röhrbein eines Pferdes sitzt, das in etwa dem Unterarm eines Menschen entspricht.
    »Sieht nicht so schlimm aus, dass es operiert werden müsste.« Sie hatte während ihrer Ehe eine Menge Röntgenaufnahmen gesehen.
    »Hoffentlich nicht. Das sollte sich abkapseln. Griffelbeinbrüche sind ja nichts Ungewöhnliches.« Er schaltete den Lichtkasten aus. »Hallo, Kids.«
    Die Tiere begrüßten ihn freudig.
    »Da, bist ’n super Typ.« Harry lächelte bei dem Wort super. Sie gab ihm einen Scheck.
    »Was ist das?«
    »Eine Ratenzahlung für meinen alten Transporter. Fünfhundert Dollar monatlich über vier Monate. Ich habe Art angerufen und nach dem exakten Preis gefragt. Er sagte, ich soll alles nehmen, was du mir gibst, aber das kann ich nicht – ehrlich. Es ist nicht recht.«
    »Ich will das Geld nicht. Es war ein Geschenk.« Er runzelte die Stirn.
    »Ein zu großes Geschenk. Das kann ich nicht annehmen, sosehr ich es zu schätzen weiß.«
    »Mach keine Mätzchen. Ich bin es dir schuldig.«
    »Nein.« Sie schob den Scheck zurück, den er ihr hinhielt.
    »Harry, du kannst einem wirklich den letzten Nerv rauben.«
    Sie hob die Stimme. »Das musst du gerade sagen.«
    »Ich gehe.« Mrs Murphy strebte zur Tür und musste zur Seite springen, als Ruth hereingeeilt kam.
    »Doktor, Sheriff Shaw hat Bill Wiggins im Streifenwagen.«
    »Hä?«
    Ruth, die stets aufs Neue hin und weg war von Fairs vollem gelocktem Haarschopf, sagte atemlos: »Margaret Anstein vom Polizeirevier hat angerufen. Sie ist die neue Sekretärin im Sheriffbüro – oder Polizeirevier, wie sie es nennt. Sie hat eben angerufen und gesagt, dass Rick Bill Wiggins zum Verhör über Charlies Ermordung aufs Revier bringt.«
    »In dieser Stadt bleibt nichts verborgen.« Fair steckte die Röntgenaufnahmen vorsichtig in einen dicken weißen Umschlag.
    »Diese Marcy ist eine hübsche Person. Genau Charlies Typ.« Ruth leckte sich die Lippen.
    »Alle waren Charlies Typ«, erklärte Harry.
    »Sie war nicht auf der Beerdigung«, sagte Ruth.
    »Warum hätte sie hingehen sollen? Sie ist neu in der Stadt«, entgegnete Fair, verärgert, weil Ruth wie fast ganz Crozet voreilige Schlüsse gezogen hatte.
    »Die anderen Neuen waren da. Eine Beerdigung ist eine gute Gelegenheit, die Leute kennenzulernen«, plapperte Ruth.
    »Sofern sie nicht tot sind.« Pewter zuckte mit den Schnurrhaaren und folgte Murphy zur Tür.

 
19
     
    Kaum kam Harry durch den Hintereingang ins Postamt, als Miranda auch schon zu ihr eilte.
    »Es ist schon wieder einer gekommen.«
    »Wieder, was?«
    »Ein Brief. Machen Sie Ihre Post auf. Sie lassen Ihre Post immer viel zu lange liegen.«
    Harry griff sich ihren Stapel auf dem Tischchen im hinteren Raum.
    »Der hier.« Miranda wies auf ein zusammengefaltetes und -geklammertes Blatt Papier.
    »Wer hat das sonst noch …?«
    »Susan, Boom Boom, Bill und …«
    »So ein ausgekochter …!«, empörte sich Harry.
    Mrs Murphy und Pewter steckten die Köpfe zusammen über dem Blatt, das Harry in der Hand hielt.
    »Was ist das?«, fragte Tucker.
    »Was Getipptes. ›Bedaure, Charlie. Wer ist der Nächste?‹, und ein roter Tintenklecks wie ein Blutstropfen«, antwortete die Tigerkatze.

    Harry drehte das Blatt um, so konnte Tucker es sehen. »22905. Wieder im Postamt Barracks Road abgestempelt. Komisch, dass heute Morgen keiner was gesagt hat.«
    »Weil niemand aus Ihrer Klasse vor dem Mittagessen hier war. Boom Boom war bei ihrem Therapeuten, und Susan war den Vormittag über in Richmond. Dass Bill so einen Brief bekommen hat, weiß ich nur, weil Marcy sofort angerufen hat, als sie nach Hause kam. Ich nehme an, dass sie seine Post öffnet. Das gehört sich nicht.« Für Miranda waren Briefe etwas Hochheiliges, die letzte vertrauliche Form der Kommunikation.
    Harry rief Vonda an, die Posthalterin von Barracks Road. »Hi, Vonda. Harry hier. Wie geht’s?«
    Vonda, eine hübsche, aber durchaus nicht

Weitere Kostenlose Bücher