Rache auf leisen Pfoten
Denny macht das umsonst für uns.« Er hob unschuldig die Hände und fuhr freihändig.
»Mach ich auch. Fast«, brummte Dennis. »Zu einem stark reduzierten Preis.«
»Tja, Denny, alter Knabe, wenn du dein Vermögen nicht verpulvert hättest, dann könntest du’s umsonst machen, oder?«
»Leo, halt den Mund. Das ist aus und vorbei. Ich lebe mit meinen Fehlern, und ich reibe dir deine Fehltritte auch nicht unter die Nase.«
Leo fuhr im Kreis um den großen, schlanken, gut aussehenden Fotografen herum. »Vielleicht hast du recht.«
»Ich könnte deine Fehltritte aufzählen. Sie haben allesamt weibliche Vornamen.«
Leo bremste, stieg ab, ging die paar Schritte zu Dennis und baute sich vor ihm auf. »So viele Frauen. So wenig Zeit. Aber ich stecke nicht mit Charlie unter einer Decke.«
»Wie auch. Charlie ist tot.«
»Hast du diesen blödsinnigen Brief gekriegt?«
Dennis feixte. »Ich dachte, du hättest ihn geschickt.«
»Na klar. Ich bin extra den ganzen Weg von Richmond nach Charlesville gefahren, um Briefe mit falschen Blutstropfen abzuschicken. Bleib aufm Teppich.«
»Dir würde ich alles zutrauen.«
»Ach ja?« Leos hellbraune Augen weiteten sich. »Merk dir das: Ich bin kein Dummkopf. Du warst einer. Sex, Drogen und Rock’n’Roll. Herrgott, Denny, als dein Vergnügungstrip zu Ende war, warst du pleite. Wie konntest du?«
»Zu bedröhnt, um mir Gedanken zu machen.« Dennis presste die Lippen fest zusammen.
»Ich glaube, du warst schon auf der Highschool versaut.«
»Leo, es ist mir schnurzegal, was du glaubst.« Dennis kehrte dem kleineren, aber kräftiger gebauten Mann den Rücken zu.
Die anderen sahen kurz zu den zwei Männern hin, dann sahen sie weg. Dennis und Leo waren wie Öl und Wasser. Das war schon immer so.
»Deine Nase glänzt«, rief Bitsy Valenzuela, die für das Make-up zuständig war.
Bonnie ignorierte Boom Boom – darin hatte sie es in der Highschool-Zeit zur Perfektion gebracht – und rollte zu Bitsy.
Chris Sharpton hob den orangefarbenen Absperrkegel auf, den sie hatte fallen lassen, als sie glaubte, die zwei würden mit voller Wucht zusammenstoßen. An der Einfahrt zum Highschool-Parkplatz postiert, stellte sie den Kegel aufrecht. Die auf den Platz gefahren kämen, würden den leuchtend orangefarbenen Kegel bemerken, Chris sehen und anhalten. Dann konnte sie sie nach hinten dirigieren. Sie stand auf verlorenem Posten, weil an diesem frühen Septembernachmittag niemand angefahren kam. Viele Kinder waren hinter der Schule beim Football-Training.
»Hört mal, ihr zwei, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit. Los, geht in Positur. Legt die Räder hin.«
Bonnie und Leo gehorchten schließlich. Sie fuhren aufeinander zu und bremsten ab.
»Leg das Rad vorsichtig hin, Leo, das ist eine Antiquität«, befahl Boom Boom.
»Kein Mensch merkt, ob das Rad zwanzig Jahre alt ist. Du verbeißt dich zu sehr in die Sache«, sagte Leo, aber er verkniff es sich, andere, unerfreulichere Dinge zu sagen.
Bonnie legte ihr Fahrrad hin, mit dem Rad nach oben, genau wie auf der Originalfotografie. Leos Rad erforderte mehr Arbeit. Es stand auf dem Originalfoto auf dem Vorderrad, als sei der Unfall gerade passiert. Harry, Susan Tucker und die überaus schweigsame Marcy Wiggins schoben je einen Klotz auf jede Seite des Vorderrads. Wenn Leo ausgestreckt auf dem Boden lag, würde er die Klötze verdecken. Dann stützten sie den hinteren Teil des Fahrrads mit einem dünnen Eisenstab. Da es hier um einen Balanceakt ging, legten sich die zwei Hauptakteure auf die Erde. 1979, als die Aufnahme zum ersten Mal gemacht wurde, war das Rad ständig auf Leo gefallen. Am nächsten Tag war er mit blauen Flecken übersät gewesen. Harry, Susan und Marcy hofften, dass sie das Fahrrad gut gesichert hatten, trotzdem hielten sie den Atem an und hofften das Beste.
»Beeil dich, Denny, der Asphalt ist heiß!«, schimpfte Leo.
»Halt still, Idiot.« Denny sagte »Idiot« leise vor sich hin. In Rekordzeit verknipste er den ganzen Film.
Bonnie hatte Ellbogen und Knie auf einer Seite in weiser Voraussicht mit aufgerauter Baumwolle und Watte gepolstert. Sie lag da, als sei sie eben auf die Seite gestürzt. Aber die Hitze drang durch die Polster.
Leo stand auf. »Das reicht.«
»Wir haben gerade erst angefangen!«, blaffte Boom Boom.
Das gestützte Fahrrad wackelte, kippte mit metallischem Krachen um, die rotierenden Speichen reflektierten das Sonnenlicht.
Harry lief hin und hob es auf. Zum Glück hatte es keinen Kratzer
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