Rache auf leisen Pfoten
nahm Boom Boom am Arm und schob sie aus dem Klassenzimmer.
40
»Die Abschlussklasse von 1950 hier rüber.« Sheriff Shaw wies auf die linke Seite der Turnhalle. »Die Klasse von 1980 nach rechts. Wer hat die Namenslisten?«
»Ich.« Miranda trat mit ihrer Teilnehmerliste vor.
Rick nahm sie ihr ab. »Coop, gehen Sie mit Miranda die Liste durch. Lassen Sie sich die Leute zeigen und haken Sie sie dann ab.«
»Geht in Ordnung, Chef.«
»Okay, und die von 1980?«
»Die habe ich.« Bonnie Baltier trat an den Tisch, nahm die fotokopierten Blätter, ging zurück und händigte sie dem Sheriff aus.
»Sie bleiben bei mir. Ich möchte, dass Sie jeden Namen abhaken und mir die betreffende Person zeigen. Nehmen Sie einen Farbstift. Sie haben die Namen ja bereits in Schwarz abgehakt.«
»Hat jemand einen Buntstift?«, rief Baltier.
»Ja, ich.« Bitsy ging nach vorn und reichte Bonnie einen Rotstift. »E.R. gehört in diese Klasse, und er war zur Zeit des Mordes mit mir auf dem Parkplatz«, teilte sie dem Sheriff mit.
E.R. rief: »Bitsy, belästige den Sheriff nicht.«
Chris Sharpton trat zu Rick. »Das ist nicht mein Schultreffen.«
»Vorläufig schon. Setzen Sie sich.« Er zeigte auf den Anmeldetisch. »Ich nehme Sie als Letzte dran, danach können Sie nach Hause gehen. Sie wollen doch bestimmt nach Hause, oder?«
Chris nickte langsam. »Ja.«
»Also los. Erstens, zweitens, drittens.«
Während sie die Liste von oben nach unten durchgingen, fiel Harry auf, wie unterschiedlich die Menschen auf Autorität reagieren. Manche antworteten direkt. Andere gaben sich überheblich, was unter diesen Umständen nicht angebracht war. Die anwesenden Ärzte hielten es für geboten, sich selbst wie Autoritäten zu verhalten. Ein paar Leute waren eingeschüchtert. Andere hatten sichtlich Angst. Als sie mit der Liste fast durch waren, bat Hank Bittner, auf die Toilette gehen zu dürfen.
»Sie werden warten müssen, bis ich hiermit fertig bin. Noch fünf Minuten. Wir sind gleich so weit.«
Bob Shoaf rief: »Vergessen Sie Fair Haristeen nicht.«
»Ich schicke einen Beamten, ihn suchen.« Ricks Stimme blieb ruhig. Er kam sich vor wie ein Lehrer mit einer Klasse ungezogener Kinder. Was er gewissermaßen auch war.
»Dennis Rablan fehlt auch.« Bonnie betrachtete prüfend die vertrauten, aber irgendwie älteren Gesichter. »He, hat jemand Dennis gesehen?«
»Als ich ihn zuletzt sah, kam er vom Klo«, gab Harry zu Protokoll, und andere bestätigten ihre Aussage.
»Ist er durch den Flur gegangen? Nach draußen, frische Luft schnappen?« Rick klopfte mit den Fingern auf seinen Schenkel. Er behielt die Beherrschung, aber er war äußerst beunruhigt. Dennis war vielleicht der Zeuge, den er brauchte, oder der Mörder.
Rundherum war alles in heller Aufregung. Schließlich rechnen die Leute nicht damit, dass auf ihrem Highschool-Jubiläum ein Mord geschieht. Sie kommen nicht auf die Idee, sich gegenseitig zu bespitzeln.
»Tucker, du bleibst bei Mom. Pewter und ich gehen Dennis suchen«, wies Mrs Murphy die Corgihündin an.
Pewter war schon zur Tür hinaus, bevor Mrs Murphy ihren Satz zu Ende gesprochen hatte.
Da die Abschlussklasse von 1950 nur aus sechsundvierzig Personen bestand, war Cynthia mit der Überprüfung der Namen bereits fertig und hatte alles notiert, was die Teilnehmer an Informationen beizusteuern hatten. Es war nichts Brauchbares dabei, weil alle, Tracy Raz eingeschlossen, zu den Begrüßungsfeierlichkeiten im Erfrischungsraum versammelt gewesen waren.
»Chef« – Cynthia ging zu Rick hinüber –, »wir können sie gehen lassen. Zumindest dürfen sie wieder in den Erfrischungsraum.«
»Ja, okay.«
Cynthia entließ die Klasse.
Martha Jones aus der Abschlussklasse von 1950 sagte zu einem untersetzten Herrn, der kahl war wie eine Billardkugel: »Ich weiß gar nicht, ob ich wieder in den Erfrischungsraum will.«
»Zu mehreren ist man sicherer«, erwiderte er. »Das hier ist deren Problem, nicht unseres.«
Als der Letzte aus der Klasse von 1950 draußen war, ging Cynthia zu Rick.
»Wir teilen sie in Zehnergruppen auf.« Er senkte die Stimme. »Ich glaube nicht, dass ich sie den ganzen Tag hierbehalten kann. Am besten, wir …«
Hank Bittner unterbrach ihn. »Sheriff, die fünf Minuten sind um.«
»Gehen Sie schon.« Rick schickte ihn hinaus. »Alle anderen bleiben hier.«
Fair Haristeen kam an Hank vorüber, als er zur Herrentoilette ging, vor der abgeriegelten stehen blieb, sich umdrehte und in die andere
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