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Rache auf leisen Pfoten

Rache auf leisen Pfoten

Titel: Rache auf leisen Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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beliebt machen. Oder so ähnlich. Ron hat sie jedoch nie verpfiffen, und er blieb anscheinend mit diesen Kerlen befreundet. Auch bloß so ein Highschool-Gerücht wie das, dass Charlie ein Mädchen geschwängert hat.«
    Rick seufzte. »Heranwachsende Jungs haben Angst vor Sex und ihrem Verhältnis dazu. Auf alles, was sie nicht verstehen, reagieren sie mit Gewalt.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, dass es mich derartig zur Gewalt gedrängt hätte«, erwiderte Market. »Aber ich kann nicht glauben, dass Ron nach so einem Vorfall mit ihnen befreundet geblieben wäre.«
    »Kommt drauf an, was er glaubte tun zu müssen, um zu überleben. Vielen Männern fällt es schwer, sich vorzustellen, wie es ist, das Opfer sexueller Gewalt zu sein«, sagte Rick.
    »Daran habe ich nie gedacht.« Market fragte sich, woran er wohl sonst noch nie gedacht hatte aufgrund dessen, dass er ein Mann war, ein heterosexueller Mann.
    »Wir verehren die Gewalt in diesem Land. Schalten Sie Ihren Fernsehapparat ein. Gehen Sie ins Kino. Ich kann Ihnen sagen, das erschwert mir meine Arbeit erheblich. Übrigens«, nahm Rick seine Befragung wieder auf, »wer hat Ihnen das erzählt?«
    »Ich wünschte, ich könnte mich erinnern. Wie gesagt, ich habe die Geschichte abgetan und nie wieder etwas davon gehört. Ich glaube nicht, dass das Gerücht sich herumgesprochen hat, sonst hätte es sich länger gehalten. Verdammt, ich wollte, ich könnte mich erinnern, wer es mir erzählt hat.«
    »Tja, wirklich bedauerlich.«
    »Vielleicht war Ron gar nicht schwul. Womöglich war er nur weichlich.« Market überlegte einen Moment. »Als Schwuler auf der Highschool, das muss die Hölle sein.«
    »Sonst noch was?«
    »Nein. Hm, Ron Brindell hat sich umgebracht. Seine Eltern sind kurz danach gestorben. Aus Kummer. Er war ihr einziger Sohn. So viel Elend. Ich kann mir nicht vorstellen, mich umzubringen.«
    »Selbsthass.« Rick bot Market eine Zigarette an, er lehnte ab. »Alles Mögliche lässt die Menschen ausrasten: Habgier, Begierde, Obsessionen, Sex, Rache und Selbsthass. Aber manchmal frage ich mich, ob manche Menschen nicht schon traurig auf die Welt kommen.« Er inhalierte. »Market, wir kennen uns schon so lange. Darf ich Ihnen verraten, dass wir auf einer Zeitbombe sitzen.«
    »Weil alle hier versammelt sind?«
    »Ja.«
    »Aber zwei Morde sind vor dem Schultreffen geschehen.«
    »Allerdings – mit Marcy Wiggins’ 38er.«
    »Ich nehme an, das war zu schön, um wahr zu sein.« Market hielt inne. »Ich meine nicht, schön, dass Marcy sich umgebracht hat, sondern ihre Pistole … wir haben uns alle von der Fährte ablenken lassen.«
    Rick nickte. »Unser erster Gedanke war ein Verbrechen aus Leidenschaft. Bill war hinter die Affäre mit Charlie gekommen, worauf er Marcy erschoss und es wie Selbstmord aussehen ließ, und vorsichtshalber ließ er sie ein handschriftliches Geständnis ablegen. Doch Dr. Wiggins war an jenem Tag zufällig im Krankenhaus in Fredericksburg. Marcy hätte von jemand anderem ermordet worden sein können, aber das glaube ich nicht. Alle Anzeichen deuteten auf Selbstmord.«
    »Aber ihre Pistole …«
    Rick unterbrach ihn. »Ich weiß. Ich habe tausend Theorien und nicht eine brauchbare Tatsache, aber ich wette mit Ihnen um hundert Dollar meines sauer verdienten Lohnes, dass unser Mörder in diesem Moment in der Turnhalle sitzt. Aus welchem Grund auch immer, dieses zwanzigste Jubiläum hat ihn schießwütig gemacht.«
    »Jesses, ich will nichts wie weg hier.«
    Rick runzelte die Stirn. »Eine normale Reaktion. Ich denke nicht, dass ich Sie und die anderen gehen lassen kann. Jedenfalls jetzt noch nicht.«
    Als Market entlassen war, erwog Rick, Dennis als Nächsten hereinzuholen. Aber wenn Dennis in der Turnhalle blieb, würden die anderen unruhig. Vielleicht würde er mehr aus ihnen herausbekommen, wenn sie aufgewühlt blieben. Er beschloss, Hank Bittner als Nächsten hereinzurufen.
    Market ging zurück in die Turnhalle. Cynthia hielt alle in Schach und ließ niemanden zu Market. Er setzte sich ans Ende des Tisches; seine grimmige Miene beunruhigte die anderen noch mehr. Market war sonst immer so fröhlich.
    Walter Trevelyn fragte Cynthia: »Sind wir Gefangene in der Turnhalle oder was?«
    »Sobald Rick mit den Befragungen fertig ist, wird er eine Entscheidung treffen.« Sie untersuchte immer noch Hände.
    »Ich finde, wir sollten die Jubiläumsfeier vergessen«, meinte Linda Osterhoudt, die sich so auf dieses Treffen gefreut hatte. »Wie

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