Rache auf leisen Pfoten
Leichenstarre eingesetzt hatte. Auf der Erde darunter lag nichts.
Die drei Tiere durchstreiften das Klassenzimmer. Sie wanderten über die Fensterbänke, sahen unter den Pulten nach, schnüffelten und stöberten. Dann teilten sie sich. Mrs Murphy ging zu dem Treppenhaus am anderen Ende. Tucker und Pewter nahmen sich das Treppenhaus bei dem Klassenzimmer vor.
Sie trafen sich im unteren Flur. Keines hatte etwas Außergewöhnliches entdeckt.
»Glaubt ihr, der Mörder hätte das mit Mom gemacht?«, fragte Tucker.
»Nein. Ich glaube, er hätte sie umgebracht, wenn sie ihm zu nahe gekommen wäre. Ich weiß, dass er es getan hätte. Bob hing aber nicht da, als sie angegriffen wurde. Wer immer dies in den frühen Morgenstunden getan hat, hat ihn hierhergeschleppt. Das ist ein Haufen Arbeit.« Mrs Murphy erspähte die Menschen, die aus dem Erfrischungsraum kamen. Einer aß ein Muffin vom Frühstück der Klasse von 1950.
»Sie werden wünschen, sie hätten nichts gegessen«, seufzte Pewter.
»So, lasst uns versuchen, sie nach oben zu kriegen.« Tucker wollte Fair am Hosenbein ziehen.
»Boom Boom wird sich verdammt schwertun, die Sache mit der Uhr zu erklären.« Murphy ging zu der Gruppe.
49
Es gab einen Riesenrummel. Die Medien in ganz Virginia, Washington und Baltimore bauschten die Morde auf.
Das Interesse wurde noch angeheizt, weil Rex und Bob an einem Wochenende ermordet worden waren, als die Nachrichten besonders spärlich flossen, und weil Bob eine Sport-Berühmtheit gewesen war.
Crozet, das von Übertragungswagen mit Satellitenschüsseln nahezu überrannt wurde, machte die Fensterläden dicht. Nur wenige Leute beschlossen zu reden, doch untereinander waren sie sich einig, dass die Medien recht daran taten, diese Vorkommnisse als »Klassentreffenmorde« zu bezeichnen.
Die Reporter lauerten vor den diversen Kirchen und versuchten, sich die Gläubigen zu schnappen, die nach dem Spätgottesdienst herauskamen.
Die öffentlichen Gebäude waren geschlossen. Die Reporter hatten dort kein Glück, aber sie fielen in die Lebensmittelgeschäfte ein, auch in Market Shifletts Laden. Die Reporterin von Channel 29 hatte ihre Hausaufgaben gemacht und wusste, dass Market Schüler der bedrängten Klasse gewesen war. Da sie recht hübsch war, gelang es ihr, ihm eine Bemerkung zu entlocken, die sie nonstop in den Nachrichten brachte.
»In den großen Städten gibt es jede Menge Verrückte. Crozet war wohl jetzt an der Reihe«, sagte Market, der hinter der Registrierkasse stand und in die Kamera schaute.
Da kaum andere Zitate verfügbar waren, beherrschte Market die Ätherwellen am ganzen mittleren Atlantik.
Mim Sanburne berief bei sich zu Hause eine Versammlung ein. Geladen waren diejenigen, die sie für die Einflussreichen in der Stadt hielt. Harry und Miranda, die kraft Geburt und ihrer Jobs zu diesem Kreis gehörten, saßen mit Herb Jones, Jim Sanburne, Larry Johnson und Mim zusammen und besprachen, wie sich die schlechte Publicity vermeiden ließe.
»Das Problem wäre gelöst, wenn wir den Verbrecher festnehmen könnten«, flüsterte Harry, die nicht ganz auf dem Posten war, mit rauer Stimme.
Die älteren Leute hatten sich beruhigt. Sie konnten sich in Sicherheit wiegen, weil sie nicht der Abschlussklasse von 1980 angehörten.
»Sie haben vollkommen recht.« Mim strich sich die Haare glatt.
50
Dennis Rablan war unauffindbar. Rick Shaw durchsuchte das Fotostudio und Rablans Haus, rief seine Eltern an und seine Freunde. Niemand hatte etwas von ihm gesehen oder gehört – das sagten sie jedenfalls Rick und Cynthia. Vor Dennis’ Haus, vor dem Haus seiner Eltern und dem Haus seiner Exfrau hatte Rick Streifenwagen postiert.
Rick hatte sich an die Ecke gestellt, weil er sich der Hoffnung hingab, dass Dennis am Montagmorgen sein Geschäft öffnen würde. Er war überzeugt, dass Dennis etwas wusste, das er nicht preisgab – vorausgesetzt, er war am Leben.
»Dieser Mann ist an einer Kugel im Gehirn gestorben. Abgesehen von gebrochenen Fingern, zerschmetterten Knien und einem doppelseitigen Schlüsselbeinbruch – die Folgen von zwölf Jahren Football –, war der Mann bei guter Gesundheit.« Der Gerichtsmediziner schüttelte den Kopf. »Am liebsten würde ich allen Highschool-Footballhelden zeigen, was passiert, wenn sie in der Collegezeit und dann als Profis weiterspielen. Sie kommen zu Geld und vielleicht zu Ruhm, aber um welchen Preis.«
»Wie lange war er schon tot, bevor er heute Morgen gefunden
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