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Rache auf leisen Pfoten

Rache auf leisen Pfoten

Titel: Rache auf leisen Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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jemand war, der Ron Brindell geliebt hat. Oder ihn zumindest rächt.«
    Tracy leerte sein Glas, dann beugte er sich zu Fair vor. »Wissen Sie was, mein Freund? Ich bin achtundsechzig Jahre alt und weiß nichts, gar nichts. Schnappt der Mensch über? Kann einer in einer bestimmten Situation überschnappen? Sind manche schwach und manche stark? Gibt es wirklich Heilige und Sünder? Ich weiß es nicht, aber ich weiß, sobald ein Mensch die Angst vor dem eigenen Tod verliert, sobald ihm die Zugehörigkeit zu anderen Menschen egal wird, ist er zu allem fähig. Mein Gott, denken Sie an Ruanda, Sarajewo, Belfast. Die morden Kinder. Die morden alles.«
    »Diese Morde sind vermeintlich politisch motiviert.«
    »Ja, das kommt noch erschwerend hinzu. Manche Menschen wollen einfach töten. Man muss ihnen einen Grund geben, um ihre Mordgier zu kaschieren. Die Kirche, der Staat kann ihnen einen Grund geben. Ich habe genug gesehen, um zu wissen, dass es keine guten Gründe gibt.«
    »Ganz meine Meinung.«
    »Wer immer es ist, es ist ihm egal. Menschen bedeuten ihm nichts mehr. Er hat nichts zu verlieren. Ich glaube auch, dass er vorhatte, seine Liste beim Ehemaligentreffen abzuhaken, und da wurde ihm ein Strich durch die Rechnung gemacht. Er ist wütend. Und vielleicht, nur vielleicht, macht er ja einen Fehler.«
    Fair nickte. »Je mehr ich über diesen Mörder nachdenke, desto mehr deutet alles auf Dennis Rablan hin.«
    »Drei sind noch übrig.« Tracy hielt drei Finger hoch.
    »Zwei. Dennis Rablan und Bob Shoaf.«
    »Drei. Hank Bittner.«
    »Er hat gesagt, er war nicht im Umkleideraum.«
    »Er weiß zu viel. Drei. Und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass einer von den dreien der Mörder ist.«
    »Ich möchte keiner von denen sein.« Fairs Stimme klang noch um ein paar Nuancen tiefer.
    Wahrere Worte wurden nie gesprochen.

 
48
     
    »Grippe im Anzug?«, erkundigte sich Chris mitfühlend bei Harry, als sie an diesem Sonntagmorgen ihre Stimme am Telefon hörte.
    »Kehlkopfentzündung«, antwortete Harry.
    »Du klingst auch richtig kratzig. Ich rufe an, um mich zu entschuldigen. Ich habe mich einfach verdrückt. Hätte mich wenigstens verabschieden können.«
    »Du brauchst dich nicht bei mir zu entschuldigen. Wenn ich in deiner Haut gesteckt hätte, ich wäre da rausgestürmt, ja regelrecht geflogen.«
    »Du bist mir nicht böse?«
    »Nein.«
    »Weiß man schon was? Ich meine, gibt es irgendwelche Hinweise?«
    »Nicht dass ich wüsste, aber Sheriff Shaw würde mir auch nichts sagen.«
    »Ja, sicher. Er muss vorsichtig sein. Dann gute Besserung. Wir sehen uns morgen im Postamt.«
    »Worauf du dich verlassen kannst.« Harry legte das Telefon in der Sattelkammer auf.
    Sie und Fair waren bei der Stallarbeit. Sie hatten beschlossen, alle Boxen auszuräumen und die Stellen auszubessern, die die Pferde aufgescharrt hatten.
    »Du brauchst Gummimatten oder einen Kunststoffboden.« Fair rollte eine Schubkarre mit einem Gemisch aus schwarzem Sand und Lehm herein.
    »Der Kunststoffboden kostet mich vierhundertfünfzig Dollar pro Box.«
    »Das ist teuer. Unser Experiment mit den Luzernecobs war ein voller Erfolg.«
    »Bislang schon. Ich konnte die Futterrechnung dezimieren, trotzdem sind alle gut genährt. Vielleicht ein bisschen zu gut.« Lachend zeigte sie auf Tomahawk in der Koppel.
    »Bei einem Menschen würde man das Bierbauch nennen.« Fair schaufelte das Sandgemisch in die Box. »Tracy war heute Morgen früh auf. Wenigstens ist sein Jubiläum ein voller Erfolg. Sie treffen sich zum Frühstück im Erfrischungsraum.«
    »Chris wollte alles haargenau wissen. Vielleicht bin ich misstrauisch. Das ist wohl natürlich, nachdem sie und Dennis sich doch sehr nahestanden. Im Augenblick bin ich …« Ein Automotor lenkte sie ab.
    »Wer da!«, bellte Tucker und rannte aus dem Stall.
    Pewter und Mrs Murphy, die auf dem Heuboden saßen, sahen Boom Booms BMW durch die staubige Zufahrt rollen.
    »Was sie wohl will?«, wunderte sich Mrs Murphy.
    »Fair«, antwortete Pewter sarkastisch.
    »Das werden wir gleich wissen.« Die Tigerkatze schlich auf Zehenspitzen zum Rand des Heubodens. Mucksmäuschenstill spähte sie in den Mittelgang hinunter.
    Sobald Boom Boom ihr Auto geparkt hatte und ausgestiegen war, heftete sich Pewter an ihre Fersen.
    »Harry!«, rief Boom Boom.
    »Hier drin!«, erhielt sie zur Antwort.
    Boom Boom ging in den Stall, sah Harry auf dem Gang und bemerkte dann Fair, der aus der Box trat. Ihre Miene verzog sich ein bisschen. »Oh,

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