Rache auf leisen Pfoten
gestützt.
Zuerst saß Boom still, dann zappelte sie herum. Schließlich redete sie. »Ich weiß, Sie denken, ich wüsste etwas, Sheriff, aber ich weiß nichts.« Sie stand unvermittelt auf, ging nach oben in ihr Schlafzimmer und kam mit Bobs goldener Rolex zurück. Sie ließ sie in Ricks Hand fallen. »Ich habe sie nicht gestohlen. Er hat sie gestern Abend hiergelassen. Könnten Sie sie seiner Witwe geben? Sie müssen es ihr ja nicht sagen. Warum sollte sie es erfahren?«
»In Ordnung.« Rick steckte die Uhr ein.
»Waren Sie beide auf der Highschool liiert?«, fragte Cynthia.
»Nein. Bei dem Abendessen haben wir uns bloß angesehen, und da hat’s gefunkt. Man hatte mir erzählt, dass so etwas auf Ehemaligentreffen vorkommt, aber in diesem Fall war es nicht die Erfüllung eines alten Wunsches.«
»Mit wem waren Sie auf der Highschool zusammen? Mit einem von den Verstorbenen?«
»Coop, das habe ich Ihnen doch alles schon erzählt. Nein. In meinem Abschlussjahr war ich meistens mit Collegeschülern zusammen. Zu den Bällen, Moment mal, da bin ich mit Bittner hingegangen, wenn mein damaliger Freund nicht kommen konnte.«
»Und wo ist dieser Freund?« Cynthia machte sich Notizen.
»Vorstandsmitglied bei Coca-Cola in Atlanta. Ich denke, eines Tages wird er Vorstandsvorsitzender sein. Wie Sie wissen, habe ich einen hiesigen Jungen geheiratet, obwohl er acht Jahre älter war als ich.«
»Chris, manchmal sehen Außenstehende mehr als Einheimische. Was meinen Sie?«, fragte Cynthia die blonde Frau, die aufmerksam zugehört hatte.
»Ich bin froh, dass ich nichts damit zu tun habe.« Sie sah Boom Boom ängstlich an. »Auch wenn du eine Frau und vermutlich nicht in Gefahr bist, ich würde mich fürchten.«
Cynthia wandte sich an Bitsy. »Ist Ihnen etwas Ungewöhnliches aufgefallen, als Sie beim Ehemaligentreffen gearbeitet haben?«
»Äh … nun ja, sie haben sich angegiftet. Niemand hat sich zurückgehalten.« Sie lächelte nervös. »Aber für einen Mord haben die Anfeindungen nicht gereicht.«
»Wurde über Charlies uneheliches Kind aus der Highschool-Zeit gesprochen?«
Bitsy antwortete: »Erst als Dennis ausgeflippt ist.«
Chris sah Cynthia direkt in die Augen. »Nein. Davon habe ich erst später gehört.«
»Sie wissen, dass Dennis Rablan behauptet hat, ich hätte das Kind von Charlie gekriegt. Das stimmt nicht. Ich schwöre, dass es nicht wahr ist.« Boom Boom runzelte die Stirn.
»Aber Sie wissen, wer es war?« Rick trieb sie langsam in die Enge.
Boom lief rot an, gleich darauf wich die Farbe aus ihrem Gesicht. »Oh Gott, ich habe geschworen, es nie zu sagen.«
»Das hier konnten Sie nicht voraussehen, und die Information könnte mit dem Fall zusammenhängen.« Rick blieb ruhig und gelassen.
Aufgeregt sprang Boom Boom vom Sessel hoch. »Nein! Ich sage nichts. Sie hätte Charlie nicht umgebracht. Niemals. Und wieso Leo und die anderen? Was könnte das Motiv sein? Es ergibt keinen Sinn. Es kümmert mich nicht, was damals passiert ist, falls etwas passiert ist. Die Morde ergeben keinen Sinn.«
»Es ist unser Job, das herauszufinden.« Coop hockte jetzt auf der Kante. »Was Ihnen ohne jeglichen Zusammenhang erscheinen mag … nun, es könnte alle möglichen Gründe geben.«
»Aber ich dachte, diese Morde haben mit der angeblichen Vergewaltigung von Ron Brindell zu tun.« Boom schritt auf und ab. »Sagen das nicht alle?«
»Das ist es ja eben. Keiner gibt zu, dabei gewesen zu sein. Market Shiflett hat in der Schule davon gehört. Bittner sagt, er war nicht dabei, und Dennis Rablan sagt dasselbe.«
»Was denken Sie?«, fragte Boom Boom Cynthia.
»Es ist nicht meine Aufgabe, mit dem Finger zu zeigen, solange ich keine ausreichenden Beweise habe. Im Moment ist es unerheblich, was ich denke.«
»Für mich ist es nicht unerheblich.« Boom Boom zog einen Flunsch und ging schneller auf und ab. »Sie erwarten von mir, dass ich ein lebenslanges Vertrauen missbrauche, und ich weiß im Grunde meines Herzens, dass diese Frau mit den furchtbaren Morden nichts zu tun hat.« Sie setzte sich plötzlich hin. »Ich weiß, was Sie alle von mir denken. Sie halten mich für eine dumme Gans. Ich habe meine ›Leidenschaften‹, wie Mrs Hogendobber es so höflich ausdrückt. Ich schlafe mit Männern, wenn mir danach ist. Deswegen bin ich für einige ein Flittchen. Für die meisten, nehme ich an. Sie denken alle, ich nehme mir jede Nacht einen neuen Liebhaber. Das stimmt natürlich nicht. Sie denken, ich bin übertrieben
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