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'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

Titel: 'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Linnemann
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Göttingens so weit hinter sich, dass die Straße zu beiden Seiten nur noch von ebenen, weitläufigen Feldern umgeben war.
    Nach weiteren zwei Minuten ungestörter Fahrt erspähte er endlich sein Zielgebiet. Er näherte sich einem circa zweihundert Quadratkilometer großen Waldgebiet, das nord-östlich von ihm lag. Die Straße, auf der er derzeit fuhr, führte zwar noch einige Kilometer weiter Richtung Westen, doch direkt hinter dem Waldgebiet zweigte die Lindenallee in nördlicher Richtung von seiner jetzigen Fahrtroute ab.
    Daher passierte er die Lindenallee und bog kurz darauf in einen schmalen Kiesweg ein, der in das Waldgebiet hineinführte. Sein Puls stieg merklich an, weil er genau wusste, dass sein dritter Mord von Sekunde zu Sekunde näher rückte.
    Zu beiden Seiten wurde der Waldweg von hohen, kahlen Bäumen gesäumt. Wäre die Dunkelheit der Nacht nicht schon hereingebrochen, dann hätte der Mörder einige hundert Meter weit durch das Baumlabyrinth blicken können. So blieb ihm jedoch nur eine Sichtweite von knapp zehn Metern.
    Aber das macht nichts. Es hindert mich nicht im Geringsten an der Ausführung meines genialen Plans.
    Er spähte aus dem linken Seitenfenster und kontrollierte die Lage. Dann warf er einen Blick in den Rückspiegel. Nirgendwo konnte er eine Menschenseele entdecken. Das nächste Wohnhaus befand sich über einen Kilometer entfernt, und ein unerwünschter Wanderer würde zu dieser späten Zeit und bei diesen ungemütlichen Wetterbedingungen kaum in diesem Wald sein.
    Es ist der ideale Ort und die ideale Zeit für einen weiteren Mord. Perfekt geplant. Perfekt vorbereitet.
    Der Mörder schaltete die Frontscheinwerfer aus und fuhr noch etwas langsamer. Mit 20 km/h rollte der Wagen über den Waldweg, näherte sich dem östlichen Forstabschnitt und somit einer weitläufigen Grasfläche, die seitlich in den Wald hineinragte.
    Obwohl ich an alles gedacht habe, spüre ich mein Herz vor Aufregung ganz deutlich schlagen. Auf meiner Stirn bildet sich sogar schon ein Schweißfilm. Doch so muss es sein. Wenn ich mich zu sicher wähnen würde, dann beginge ich ganz sicher einen entscheidenden Fehler. Meine Angst mahnt mich weiterhin zur Konzentration. Ich muss an jede Kleinigkeit denken. Die Pistole, das Handy, der Anruf …
    Der Mörder stoppte seinen Suzuki. Zwar schlängelte sich der Weg noch einhundert Meter weiter durch den Wald und endete bei einem kleinen Parkplatz, aber der Mann hatte seinen Zielort bereits erreicht. Er stand ziemlich genau in der Mitte des Waldgebietes und gewann den Eindruck, der einzige Mensch weit und breit zu sein.
    Gleichwohl wusste er, dass er nicht die einzige Person in diesem Wald war.
    Wäre sonst auch sinnlos. Absolut sinnlos!
    Er blickte auf seine Armbanduhr: 19 Uhr 50.
    Auf die Sekunde genau. Ich bin einfach der Beste! Ich wünschte, dass die ganze Welt erfahren könnte, wie genial ich bin. Sicherlich wäre ich ein Vorbild für viele Menschen: Der perfekte Mörder. Aber das darf nicht geschehen. Niemand darf von meiner Existenz erfahren. Zumindest darf sie niemand mit den Morden in Verbindung bringen.
    Er öffnete die Fahrertür und stieg in die kalte Waldluft hinaus. Nachdem er die Tür wieder geschlossen hatte, fischte er mit seinen behandschuhten Fingern eine Skimaske aus seiner Stoffhose. Seine Winterjacke und seine Schuhe waren pechschwarz. Er hatte sich in der letzten Woche mehrfach davon überzeugt, dass ihn in diesen Klamotten niemand erkennen konnte. Denn obgleich es im Grunde unmöglich erschien, dass sich ein oder sogar mehrere unerwünschte Zeugen in diesem Wald aufhielten, wollte der Mörder kein Risiko eingehen. Er durfte nichts dem Zufall überlassen, musste jede noch so kleine Eventualität bedenken.
    Im Endeffekt macht mich genau diese präzise Vorbereitung zum Besten meiner Zunft.
    Er stellte sich vor den Kofferraumdeckel des Suzukis und öffnete ihn.
    „Endstation!“, verkündete er, bevor er sich vorbeugte und in den Kofferraum hineingriff, um einen menschlichen Körper aus dem Auto zu zerren.
    „Schläfst du etwa noch, Kleine? So lange kann das Chloroform doch gar nicht wirken. Ich habe die Dosis doch exakt berechnet.“
    In seinen Armen hielt er eine erwachsene Frau, Mitte dreißig. Sie wog lediglich fünfzig Kilo und war höchstens eins sechzig groß. Daher bereitete es dem Mann keine Probleme, sie aus dem Fahrzeug zu heben. Ohne Schwierigkeiten legte er sie vor sich auf den Kiesweg, um sie anschließend genau zu mustern. Offensichtlich

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