'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
beiden Nachbarn ein heftiger Streit, der über drei Jahre anhielt? Das klingt doch verrückt!“
„So ist es. Aber ich befürchte, dass viele Menschen sogar wegen noch harmloserer Angelegenheiten in Streit geraten.“
„Aber glaubst du, dass Holt wegen dieser lächerlichen Mülltonnengeschichte einen Mord beging? Und dass er drei Frauen ermordet hat, um davon abzulenken?“
„Im Grunde nicht. Aber eventuell liegt da noch mehr im Argen.“
„Zum Beispiel?“
„Na, was wäre denn, wenn es abseits dieser Mülltonnengeschichte einen viel triftigeren Grund für deren Streit gab?“
„Du meinst, dass er uns diesen Quatsch mit der Mülltonne absichtlich so offen dargelegt hat, um den eigentlichen Streitgrund zu verschleiern?“
„Möglich wäre es doch. Und psychologisch gar nicht mal so dumm. Er erzählt uns von einem vergleichsweise harmlosen Streit, steigert sich übertrieben heftig in diesen hinein und hofft, dass wir ihn von der Liste der Verdächtigen streichen, weil er Meier garantiert nicht nur wegen einer Mülltonne umgebracht hat.“
Nachdenklich linste Nora zurück auf Holts Haus. Dabei bemerkte sie, dass der Busfahrer sie durch das Küchenfenster beobachtete. Sobald ihre Blicke sich trafen, zog Holt sich zurück.
„Ich weiß nicht. Der wirkt auf mich wirklich nicht wie ein eiskalter Mörder.“
„Das ist in der Regel der beste Schutz dieser Freaks.“
„Aber wenn es tatsächlich noch einen heftigeren Streit zwischen den beiden gab, dann müssten die Meiers davon wissen, nicht wahr?“
Thomas nickte. „Du hast recht. Also, auf geht’s.“
29
„Ich kann Ihnen leider nicht sagen, worum es in den einzelnen Meinungsverschiedenheiten zwischen meinem Vater und Sven Holt ging“, beteuerte Mario Meier fünf Minuten später. Er saß vor den beiden Kommissaren auf dem Sofa seines Elternhauses und blickte die Ermittler starr an. Seine Schwester und seine Mutter saßen neben ihm. Allen war der Schock und die Trauer der letzten Stunden deutlich anzusehen.
„Aber Sie sagten doch, dass mein Vater gar nicht das Ziel des Mörders gewesen sei“, fuhr Mario fort. „Warum fragen Sie also nach den Streitigkeiten zwischen ihm und Holt?“
„Unter Umständen stellt sich der Mord doch etwas anders dar, als wir anfänglich angenommen haben.“
„Wie meinen Sie das?“
„Es könnte sein, dass Ihr Vater sehr wohl das Hauptziel des Täters war. Aber der Mörder wollte diese Tatsache verschleiern.“
Während Gertrud und Nicole ihre Köpfe sinken ließen, wandte Mario seinen Blick nicht von den Kommissaren ab. „Das glaube ich nicht. Sicherlich hatte mein Vater nicht nur Freunde, aber dass jemand ihn so sehr gehasst hat, um ihn umzubringen, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.“
„Leider müssen wir jede Spur in Betracht ziehen. Und da Ihr Nachbar offensichtlich öfters Streit mit Ihrem Vater hatte, steht er zwangsläufig auf unserer Liste der Verdächtigen.“
„Na, dann war es schon eher dieser Sattler“, stieß Mario aus. „Der ehemalige Kollege meines Vaters wäre der Einzige, dem ich einen Mord zutrauen würde. Seine aufgesetzte Art ist mir nämlich schon immer gegen den Strich gegangen.“
„Demnach kennen Sie Herrn Sattler?“
„Ich habe ihn eigentlich nur selten getroffen. Damals war er öfters hier zum Abendessen, weil mein Vater und er wichtige Dinge zu besprechen hatten. Aber ich habe den Kerl nie leiden können. Der wirkte auf mich nicht … echt , wenn Sie wissen, was ich meine. Das ist so ein Typ, der Ihnen ins Gesicht lächelt, aber hinter Ihrem Rücken schlecht über Sie redet, um sich einen eigenen Vorteil zu verschaffen. Er ist ein verlogener Mistkerl. Das kann man von Sven Holt wirklich nicht behaupten. Der sagt Ihnen ins Gesicht, was er von Ihnen hält.“
Nicole stimmte ihrem Bruder zu. „Auch auf mich hat Sattler von Anfang an äußerst sonderbar gewirkt. Irgendwie so aalglatt. Einfach eklig.“
Nora notierte diese Informationen, während Gertrud näselte: „Hört bitte auf, so schlecht über Herrn Sattler zu reden. Wir wollen niemanden zu Unrecht beschuldigen. Die Polizei wird schon wissen, was sie zu tun hat, ohne dass wir ungerechtfertigte Vermutungen anstellen.“
Mario sah seine Mutter ungläubig an. Dann fixierte er wieder Nora und Thomas. „Das hoffe ich. Aber viel Zeit haben Sie nicht mehr, bevor ich mich selbst auf die Suche nach dem Täter mache.“
„Das wirst du nicht!“, brüllte Nicole. „Du wirst die Finger von dieser Sache lassen!
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