'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
Anna Kohlhaas. Sie war ebenfalls Melanies Arbeitskollegin. Gemeinsam mit Denise Turm hat sie ihr das berufliche Alltagsleben zur Hölle gemacht. Und dann diese Trautmann! Sie war Mellis Vermieterin, die ihr die Miete erhöht hat, sodass Melli diese kaum noch aufbringen konnte. Sie hatte so schon kaum genug Geld, um über die Runden zu kommen!“
„Und Manfred Meier?“, hakte Nora nach.
„Der war vor zwei Jahren ihr Anwalt in einem Zivilprozess und hat sie aufgrund seiner Inkompetenz mehrere Tausend Euro gekostet. Das war Mellis letztes erspartes Geld! Daher musste ich all diese verabscheuungswürdigen Kreaturen töten! Ich musste Mellis Tod rächen! Und ich hatte mir dafür einen perfekten Plan zurechtgelegt!“
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Nora sagte: „Sie wollten von Anfang an alle vier Frauen und Manfred Meier umbringen. Vermutlich war diese geschlechtliche Konstellation der ausschlaggebende Grund für Ihren Plan. Albert Turm und Hans Braun waren dabei ‚nebensächliche Faktoren’. Sie wollten es so aussehen lassen, als sei ein irrer Serienmörder mit religiösem Motiv in der Stadt unterwegs und würde wahllos Frauen ermorden. Deshalb haben Sie Ihren weiblichen Opfern die Kreuze auf die Rücken gemalt. Dann hatten Sie vor, den Mord an Manfred Meier geschickt in die Geschichte mit dem irren Serienmörder einzubinden. Wir sollten zunächst denken, dass Meier lediglich ein unerwünschter Zeuge des dritten Mordes gewesen sei. Unser Fokus sollte auf der Reihe der ermordeten Frauen liegen, die wir bis zu diesem Zeitpunkt als Hauptziele des Serientäters ansahen. Doch das war nur der erste Teil der Geschichte. Denn sobald wir aufgrund der fehlenden Blutspritzer am Fundort herausfanden, dass Meier nicht im Wald, sondern auf dem Waldweg ermordet wurde, ist uns schlagartig bewusst geworden, dass Sie uns mit dem irren Serienmörder anscheinend in die Irre führen wollten. Immerhin bewies der Umstand mit dem Blut auf dem Waldweg, dass Meier nicht ermordet wurde, weil er den Mord an Anna Kohlhaas bezeugt hatte. Diese Erkenntnis ließ nur einen logischen Schluss zu. Einen Schluss, den Sie uns ziehen lassen wollten: Meier selbst war Ihr eigentliches Hauptziel. Die Frauen dienten scheinbar als Ablenkung. Aber ein Täter mit religiösem Antrieb hat nie existiert.“
Noch immer schwieg der Mörder.
„Genau das ist der Clou gewesen. Genau das sollten wir denken“, ergänzte Thomas die Ausführungen seiner Kollegin. „Sie wussten und wollten , dass wir nach einiger Ermittlungsarbeit herausfanden, dass Meier nicht ermordet wurde, weil er ein Zeuge gewesen wäre. Auf diesem Punkt basierte Ihr gesamter Plan, der im Prinzip eine zweifache Täuschung darstellt. Sobald wir die Blutspritzer auf dem Waldweg fanden, gingen wir davon aus, dass der Mörder diesen Aspekt bei seinem Plan übersehen oder erst gar nicht bedacht hatte. Der Mörder schien bei dem Vorhaben, uns Meier als Zeugen zu präsentieren, einen Fehler begangen zu haben. Daher drehten wir uns zwangsläufig um 180 Grad. Wir mussten aufgrund des Fehlers denken, dass der Täter uns in die Irre leiten wollte, indem er Meier als mutmaßlichen Augenzeugen erschossen hat. Dabei war es genau umgekehrt. Sie wussten , dass wir den Fehler mit den Blutspritzern früher oder später als Irreführung erkennen würden. Und Sie wollten das genau so haben. Fortan haben wir unser Augenmerk nämlich komplett auf Meiers Umfeld gerichtet, weil wir überzeugt waren, dort den Mörder für diese eine Haupttat zu finden. In seinem Umfeld stießen wir schließlich auf mehrere Verdächtige, was unsere Konzentration vollkommen auf diese potenziellen Täter lenkte. Ab diesem Moment waren Sie außer Gefahr. Unsere Ermittlungsarbeit konnte Ihnen nicht mehr gefährlich werden. Wir hatten Ihren Köder geschluckt und suchten nach dem falschen Motiv im falschen Umfeld. Aus diesem Grund haben Sie sich auch nicht einmal die Mühe gemacht, sich selbst Alibis zurechtzulegen. Sie wussten, dass Sie keine brauchen würden, da wir Sie aufgrund unserer Konzentration auf Meiers Umfeld als möglichen Täter ausschlossen.“
Der Mörder lächelte die Ermittler erhaben an. „Ich wusste, dass Meier jeden zweiten Tag in diesem abgelegenen Wald war. Ich hatte ihn nämlich lange Zeit ausspioniert. Daher habe ich Anna Kohlhaas in ihrer Wohnung überfallen, zu dem Wald geschleppt und Meier erst vor Ort überwältigt. Ich hielt ihn auf seiner Laufstrecke an, nachdem ich Kohlhaas erschossen hatte. Aufgrund vorhergehender Versuche wusste ich,
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