'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
der Mörder meiner Tochter sofort für seine Tat büßt! Dafür benötigen die Ermittler jede erdenkliche Hilfe. Und von mir sollen sie diese Unterstützung sofort bekommen.“
Nora rutschte auf der Couch vor. „Es wäre in der Tat äußerst hilfreich für uns, wenn wir jetzt schon einige wichtige Informationen von Ihnen erhalten könnten. Ich garantiere Ihnen auch, dass wir Sie nicht länger als nötig mit unseren Fragen belästigen werden. Aber je mehr Details wir nun über das Leben Ihrer Tochter erfahren, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir diesen grausamen Mord aufklären können.“
Georg fuhr sich mit beiden Händen über die Oberschenkel. Dann schob er seine Brille auf die Nasenspitze und begutachtete Nora von oben bis unten. Erst nach einer ganzen Weile zischte er: „Also schön. Dann fangen Sie schon an. Was möchten Sie wissen? Wie können wir Ihnen helfen?“
Nora zog ihren Notizblock aus der Hosentasche. „Wann haben Sie Ihre Tochter zuletzt gesehen?“
„Vor zwei Wochen“, erwiderte Georg, bevor seine Frau reagieren konnte. „Zumindest hat Mechthild sie zu diesem Zeitpunkt gesehen.“
„Sie selbst haben Franziska vor zwei Wochen nicht gesehen?“
„Nein, ich führte kein besonders gutes Verhältnis zu meiner Tochter. Daraus mache ich keinen Hehl. Das ist auch der Grund, warum sie seit einigen Monaten in einer WG gewohnt hat, statt weiterhin hier bei uns.“
„Wo befindet sich diese WG?“
„In der Friedrichstraße 14.“
Nora wandte sich an Mechthild: „Können Sie uns sagen, wie sich Ihre Tochter zum besagten Zeitpunkt verhalten hat? Wirkte sie nervöser als sonst? Oder machte sie vielleicht irgendwelche Andeutungen, die Sie nun mit dem Mord in Verbindung bringen können?“
„Ich ... ich weiß es nicht. Wirklich nicht.“
„Frau Zucker, wir können uns vorstellen, wie schlimm diese Fragen für Sie sein müssen. Doch sie sind von größter Wichtigkeit. Nehmen Sie sich bitte alle Zeit der Welt, um sich so gut wie möglich an das besagte Treffen mit Ihrer Tochter zu erinnern.“
Mechthild lehnte sich angespannt zurück. Sie schloss die Augen und kämpfte gegen neue Tränen an.
Georg fauchte: „Ich sagte Ihnen doch, dass eine Befragung momentan nicht angebracht ist! Meine Frau braucht Ruhe! Sehen Sie das nicht?!“
Zu seinem Ärger erklärte Mechthild im selben Moment: „Franziska und ich haben uns in ihrer WG getroffen. Ihre beiden Mitbewohnerinnen waren nicht dabei. Wir tranken einen Kaffee und unterhielten uns über die Universität. Sie war seit kurzer Zeit für Professor Müller als Hilfswissenschaftlerin tätig. Sie meinte, dass ihr sowohl das Arbeitsklima als auch die verschiedenen Aufgaben sehr gut gefielen. Dann sprachen wir über ihren Exfreund. Dieser Kerl hatte sie vor einigen Wochen belästigt. Er hatte ihr immer wieder Nachrichten geschickt und sie mehrmals spät abends angerufen. Er konnte einfach nicht akzeptieren, dass es zwischen ihnen aus war. Er war vernarrt in sie. Aber er ist nicht auf ihrem Niveau. Franziska war eine erstklassige Studentin. Dieser Bengel arbeitet hingegen in einer schäbigen Fabrik am Fließband. Mit so einem Abschaum wollte Franzi sich nicht länger abgeben. Zum Glück.“
Nora sah schockiert zu Thomas. An seinem Gesichtsausdruck konnte sie ablesen, dass auch er über Mechthilds Worte bestürzt und wütend war. Sie konnten beide nicht begreifen, wie ein Mensch derart schlecht über eine andere Person sprechen konnte, nur weil diese offenbar nicht viel Geld und keinen hochrangigen Job besaß. Obwohl die Kommissare derart arroganten Menschen in ihrer elfjährigen Laufbahn schon oft begegnet waren, konnten sie sich nicht an solche Äußerungen gewöhnen. Respektlosigkeit und Arroganz konnten sie partout nicht leiden. Nicht einmal der Tod der eigenen Tochter war in ihren Augen eine nachvollziehbare Entschuldigung für solch erniedrigende Sätze.
„Wie heißt Franziskas Exfreund?“, fragte Nora, nachdem sie den Ärger über Mechthilds herablassende Art heruntergeschluckt hatte.
„Der Bengel heißt Dennis Klamm. Er ist 23 Jahre alt und wohnt bei seinen Eltern in Weende .“
Weende war der nördlichste Stadtteil Göttingens.
„Hat Franziska vor zwei Wochen irgendwelche Anspielungen bezüglich Dennis Klamm gemacht? Hatte sie Angst vor ihm?“
Mechthild hob die Schultern. „Zwar hat Franzi nichts in dieser Hinsicht verlauten lassen, aber das heißt ja nicht viel. Ich traue diesem Burschen jedenfalls zu, meine Tochter
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