'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
blökte sie los.
Nora zog ihren Ausweis aus der Tasche und stellte sich und Thomas vor. Anschließend fragte sie: „Sind Sie Frau Zucker?“
„Ja, ich bin Mechthild Zucker. Worum geht es? Ich habe nicht viel Zeit. Mein Mann und ich sind gerade erst aus unserem Spanienurlaub heimgekehrt. Wir haben noch nicht einmal ausgepackt. Wenn Sie sich also kurz fassen könnten, wäre ich Ihnen sehr dankbar.“
Nora sah unwohl zu Tommy. Mein Gott, die beiden sind soeben aus ihrem Urlaub zurückgekommen. Und jetzt müssen wir ihnen beibringen, dass ihre Tochter ermordet wurde. Das Leben kann unvorstellbar grausam sein. Manchmal übersteigt es sogar die Grenze des Erträglichen.
„Leider müssen wir Ihnen eine schlimme Nachricht überbringen. Dürfen wir eintreten?“
Mechthild sah die Kommissare schockiert an. „Um Himmels Willen! Ist etwas mit Franzi?! Sagen Sie schon! Geht es ihr gut?!“
„Es wäre wirklich besser, wenn wir Ihnen im Haus erzählen könnten, was passiert ist.“
Mechthild trat nervös zur Seite und ließ die Ermittler eintreten. „Kommen Sie schon herein, los!“
Nachdem Nora und Thomas einen beengenden Flur durchquert hatten, kamen sie in ein Wohnzimmer, das komplett im asiatischen Stil gehalten war: Chinesische Skulpturen standen in den Regalen der Schränke, fernöstliche Schriftzeichen zierten den Teppich und alle Bilder im Raum schienen der japanischen Kunst zu entstammen.
„Wer sind Sie denn?“, ertönte eine Männerstimme. In der abgetrennten Essecke erhob sich ein Mann mit Vollbart und Brille. Er trug einen roten Pullover zu einer Jeans.
„Die Herrschaften sind von der Kripo“, klärte Mechthild den Mann auf, während sie hinter Nora und Tommy das Wohnzimmer betrat. Dann wandte sie sich den beiden zu und stellte vor: „Das ist mein Mann Georg.“
Die Ermittler begrüßten Georg mit einem Kopfnicken.
Kurz darauf forderte Mechthild sie auf, sich auf der Couch niederzulassen.
Als auch die Zuckers auf der Couch saßen, begann Nora: „Wie Sie schon vermutet haben, geht es um Ihre Tochter Franziska.“
Kaum hatte die Ermittlerin diesen Satz ausgesprochen, da klammerte Mechthild sich eng an ihren Mann. „Ich wusste es! Was ist mit ihr?! Ist ihr etwas zugestoßen?“
„Leider ja. Wir müssen Ihnen mitteilen, dass Ihre Tochter heute ermordet wurde. Es tut uns sehr leid.“
Während Mechthild postwendend in Tränen ausbrach, sah ihr Mann die Kommissare ungerührt an. „Wann und wo ist das passiert?“
„Ihre Tochter wurde zwischen 16 und 17 Uhr in der Universitätsbibliothek ermordet.“
„Wie wurde sie getötet?“
„Sie wurde erstochen.“
„War sie sofort tot?“
„Das wissen wir noch nicht, aber es ist sehr wahrscheinlich.“
„Dann musste sie wenigstens nicht leiden.“
Nora warf ihrem Kollegen einen irritierten Blick zu. Auch Tommy war von Georgs Reaktion erstaunt. Offensichtlich war er jemand, der seine Gefühle im Gegensatz zu seiner Frau sehr gut unter Kontrolle hielt. Mechthild schluchzte mittlerweile nämlich laut und klammerte sich noch enger an Georgs Arm.
„Herr Zucker, haben Sie eine Idee, wer diese schreckliche -“
„Hören Sie“, fiel Georg in Tommys Worte ein. „Ich weiß genau, was Sie jetzt wissen wollen. Aber bevor das hier ein Frage-Antwort-Spiel wird, möchte ich Sie bitten, Rücksicht auf meine Frau zu nehmen. Franziska war unser einziges Kind. Daher ist diese Nachricht ein besonders herber Schlag für meine Gattin. Für mich natürlich auch. Das verstehen Sie doch sicher, nicht wahr? Mechthild braucht jetzt vor allem Ruhe.“
„Das verstehen wir sehr gut. Allerdings ist es unsere -“
„Es ist Ihre Pflicht, alle nötigen Informationen so schnell wie möglich zusammenzutragen“, unterbrach Georg den Kommissar abermals. „Das nehme ich Ihnen nicht übel. Das ist Ihr Job. Aber ich würde zunächst gerne mit meiner Frau alleine sein. Danach werde ich all Ihre Fragen beantworten. Das verspreche ich Ihnen.“
Thomas wollte gerade etwas erwidern, als Mechthild aufgelöst jammerte: „Nein, es ist schon okay. Die Ermittler sollen uns jetzt fragen. Ich schaffe das schon.“
„Ich halte das für keine gute Idee“, merkte Georg an. „Du solltest dich hinlegen und diese Hiobsbotschaft erst einmal verkraften. Später ist immer noch genug Zeit, um alle Fragen zu klären. Schließlich wird Franziska nicht wieder lebendig. Egal, ob wir jetzt oder später darüber reden.“
„Das sehe ich anders“, erwiderte Mechthild. „Ich möchte, dass
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