'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
einen schwarzen Umhang getragen. In seinen Armen hätte er ein junges Mädchen vor sich hergeschleppt. Aus diesem Grund hätte Kunert den Schwarzen Rächer verfolgt, wobei er bezeugt haben will, dass Batman die Jugendliche hier ins Wasser geworfen hat. Anschließend wäre Kunert zum erstbesten Wohnhaus an der Straße Auf der Hufe gelaufen . Dort habe er Sturm geklingelt, bis ihm Karl-Heinz Trunk geöffnet hat. Verständlicherweise zögerte dieser zunächst, Kunert auch nur ein Wort seiner irren Geschichte zu glauben. Doch schließlich hat er sich dazu entschlossen, uns vorsorglich zu informieren. Sicher sei sicher, dachte er wohl. Bis auf Kunert hat allerdings niemand sonst den Mörder gesehen. Es gibt keine weiteren Hinweise.“
„Also wissen wir lediglich, dass der Täter ausschließlich schwarze Klamotten getragen hat?“, fragte Nora enttäuscht. „Konnte der Obdachlose nicht einmal eine Angabe zur Körpergröße des Mannes machen?“
„Nein, Kunert könne sich nicht mehr erinnern, ob der Mörder groß oder klein, dick oder dünn, schnell oder langsam gewesen ist.“
„Wo ist er jetzt?“
„Auf dem Weg zur Ausnüchterungszelle.“
„Kommissarin Feldt? Kommissar Korn?“, dröhnte plötzlich ein Ruf zu den beiden herüber. Die Ermittler erkannten die Stimme sofort; sie gehörte Benjamin Fund, dem rothaarigen Kriminaltechniker mit giraffenartigem Hals.
Die beiden blickten sich um und erspähten ihn am Waldrand, keine zehn Meter von ihnen entfernt. „Das sollten Sie sich ansehen!“, schrie er ihnen zu.
Sie begaben sich mit Schubert und Vielbusch zu ihm. Den Blick auf einen kleinen Gegenstand geheftet, der hinter dem Gras auf der Walderde lag, ging Fund in die Knie.
Als Nora und Thomas bei ihm ankamen, ahnten sie auf Anhieb, worum es sich bei dem Gegenstand handelte.
„Damit wird der Mörder bei unserer Zentrale angerufen haben“, sagte Nora.
Fund nickte, ehe er das Handy in seine behandschuhten Finger nahm und es in eine Beweismitteltüte gleiten ließ.
„Wir werden es auf Fingerabdrücke und sonstige Spuren untersuchen“, erklärte Schubert, bevor er Fund mit einem Kopfnicken zur Straße zurückschickte. Der Rotschopf verabschiedete sich von Nora und Tommy und machte kehrt.
„Der Täter ist nicht nur kühn, er ist auch äußerst arrogant“, stieß Vielbusch wütend aus. „Er hat das Handy hier absichtlich hingelegt. Denn er weiß genau, dass wir ihm nicht auf die Schliche kommen werden. Folglich wird er keine Spuren an dem Ding hinterlassen haben.“
Nora stimmte zu. Dann wandte sie sich an Tommy und wollte in Erfahrung bringen: „Wo ist eigentlich Rafael? Hat ihm niemand Bescheid gegeben?“
„Doch, die Zentrale hat ihn verständigt. Eigentlich müsste Contento schon längst hier sein. Ich habe keine Ahnung, wo er sich -“ Erschrocken hielt Tommy inne. Genau wie Nora, Vielbusch und Schubert fuhr er schreckhaft in sich zusammen. Aus heiterem Himmel war ein ohrenbetäubender Knall ertönt.
Vermutlich ein Pistolenschuss.
Während sich Schubert und seine Jungs von der SpuSi ins Gras warfen und die Arme über den Köpfen verschränkten, zogen die Kommissare ihre Waffen. Sie hockten sich hin und fixierten den nördlichen Waldabschnitt, der fast dreißig Meter von ihnen entfernt lag. Von dort war der Knall zu ihnen herübergedrungen.
Ihre Augen flogen in Windeseile über das Gelände. Auch Vielbusch suchte die Gegend ab. Nach wenigen Sekunden krächzte Tommy: „Dort drüben! Verflucht, das ist er! Das ist er! Los!“ Während er bereits wie ein wilder Stier losrannte, blickten Nora und Vielbusch noch unsicher auf den Wald. Erst nach mehreren Augenblicken sahen sie an dessen Rand mehrere Äste eines großen Busches umherwirbeln.
Im nächsten Moment huschte eine dunkle Gestalt hinter den Ästen entlang und tauchte tiefer in den Wald hinein.
26
„Das gibt es doch nicht!“, fluchte Thomas. „Das muss dieser Mistkerl sein! Er hat uns beobachtet!“
In Windeseile sah Nora zu Vielbusch. „Du trommelst die Kollegen zusammen und begibst dich mit ihnen zur anderen Seite des Waldes! Umstellt das ganze Gelände! Sperrt die Straßen ab! Der Kerl darf auf keinen Fall entkommen!“
Vielbusch nickte. Während Nora hinter Tommy herhetzte, stürmte ihr Kollege in die entgegengesetzte Richtung, um auf kürzestem Weg zur anderen Waldseite zu gelangen.
Schubert raffte sich inzwischen auf und sah hinter den beiden Hauptkommissaren her, die in einem Mordstempo über den Grünstreifen gen Norden
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