'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
Bar Blue Note antreten, wo er eine einsame Dame für die Nacht zu finden hoffte. Schließlich war es schon über eine Woche her, dass er das letzte Mal mit einer Frau geschlafen hatte. Und gerade in dieser angespannten Lage brauchte er dringend wieder Sex. Er musste seinen inneren Druck abbauen, um in den nächsten Tagen mit neuer Kraft weiterarbeiten zu können. Denn wer konnte schon sagen, welche negativen Überraschungen die nächsten Tage für Nora und ihn noch bereithielten?
Tief in seinem Inneren befürchtete Tommy sogar, dass die längsten Tage seines bisherigen Lebens vor ihm lagen. Von Stunde zu Stunde würde der Druck weiter ansteigen. Die Augen der Öffentlichkeit würden konsequent auf ihre Ermittlungsarbeit gerichtet sein. Und je länger der Täter frei dort draußen herumlief, desto kühner und unberechenbarer würde er werden.
Ich spüre genau, dass sich diese böse Vorahnung schon bald bewahrheiten wird.
34
„Bist du wirklich sicher, dass der Mörder hinter dir her ist?“, fragte Julia ihre beste Freundin mit einem ungläubigen Kopfschütteln. Sie saß am Montagabend in Jasmins Zimmer und sah ihr geradewegs in die Augen.
„Natürlich!“, fauchte Jassi. „Ich kannte alle drei Opfer! Zwar weiß ich nicht mit Bestimmtheit, dass das dritte Opfer tatsächlich Jessi war, aber ich bin mir dessen ziemlich sicher. Und diese merkwürdige SMS, die ich am Sonntagmorgen erhalten habe, war ganz sicher vom Mörder! Der Kerl will mir Angst einjagen!“
Als Julia bemerkte, wie aufgebracht und verängstigt Jasmin diese Worte ausstieß, stand sie auf und nahm ihre Freundin in den Arm. Sie spürte, wie sehr Jassi diese Umarmung genoss. Aus eigener Erfahrung wusste sie, wie hilfreich eine solche Stütze in einer derart angespannten Verfassung sein konnte.
„Nur keine Panik, Jassi. Ich bin bei dir. Ich stehe dir genauso bei wie du mir immer. Das ist ein Versprechen.“
„Was will der Kerl nur von mir? Was habe ich getan?“, wimmerte Jasmin und umschloss Julia noch fester. Sie war überaus dankbar, dass ihre Freundin in dieser schweren Zeit an ihrer Seite war. Sie wollte auf keinen Fall alleine sein. Julias Gegenwart schenkte ihr Mut und verschaffte ihr Kraft. Tatsächlich vermittelte Julia ihr sogar ein stärkeres Gefühl der Sicherheit, als es die Polizeistreife vermochte, die rund um die Uhr vor dem Haus stand. Selbst Anna und Bill, die unten im Wohnzimmer saßen, konnten ihr nicht so viel Ruhe und Stärke schenken wie Julia. Sie hatte in den letzten Jahren so viel mit ihr gemeinsam durchgestanden, dass sie unmöglich auf ihre Unterstützung verzichten konnte.
„Ganz egal, was er von dir will, er wird es niemals bekommen. Nie im Leben. Dafür werden wir alle gemeinsam sorgen“, hob Julia hervor. „Der Kerl wird schon bald dort sein, wo er hingehört. Nämlich im Knast. Die Polizei ist ihm bestimmt schon dicht auf den Fersen.“
Jassi zögerte. Sie wollte so gerne an Julias Worte glauben, doch eine unbestimmte Macht ließ sie stark an ihnen zweifeln. Mit hektischen Bewegungen fuhr sie sich durch ihr Haar und löste sich aus Julias Armen. „Aber warum haben sie ihn nicht schon längst? Drei Morde! Wie viele Mädchen kann der Kerl denn noch ungehindert umbringen?“
„So darfst du gar nicht erst denken. Der Typ willdoch, dass du genau das denkst. Er will, dass du vor ihm zitterst. Wenn er aber merkt, dass er das nicht erreicht, dann wird er früher oder später das Interesse an dir verlieren. Du musst ihm zeigen, dass du stärker bist als er. Er steht offenbar auf kleine, schwache Mädchen. Zeig ihm, dass du ihm gewachsen bist.“
Jasmin ließ Julias Ratschlag einige Sekunden lang wirken. Im Grunde wusste sie, dass ihre Freundin recht hatte. Dennoch lag ein himmelweiter Unterschied zwischen dem bloßen Reden und dem tatsächlichen Handeln. Schließlich war der Mörder nicht hinter Julia, sondern hinter ihr her. Ganz allein hinter ihr. Irgendwo in der Stadt lauerte er auf sie und wartete auf den richtigen Zeitpunkt, um eiskalt zuzuschlagen. Jasmin wusste es. Sie spürte es.
Was ist, wenn der Kerl viel Geduld hat? Wenn er Wochen oder sogar Monate wartet, bis er seinen entscheidenden Zug macht? Wie soll ich diese Zeit überstehen? Wie soll ich mich verhalten? Darf ich dann nicht mehr aus dem Haus gehen? Keine Freunde mehr besuchen? Ist es das, was dieser Irre will?! Will er mich leiden sehen und meine Angst ins Unermessliche steigern?
Mit zwei Handgriffen lockerte sie die Träger ihres Tops und
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