'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
ihr davon zu erzählen. Sie weiß genau, dass Corinna sich umgehend von Franz scheiden lassen würde. Und dann würde Julia stets denken, eine Mitschuld an der Zerstörung ihrer Familie zu tragen.“
Thomas senkte den Kopf. „So einer ist dieser Franz also. Ich habe sofort geahnt, dass der nicht ganz koscher ist. Kennt Julia denn die Frau, mit der er ihre Mutter betrügt?“
„Nein, aber sie ist sich sicher, dass es eine Professionelle ist. Das wäre aus dem Telefongespräch ihres Vaters, das sie belauscht hat, eindeutig hervorgegangen.“
„Glaubst du, dass diese Sache irgendwie mit den Morden in Verbindung steht?“
„Wenn du mich fragst, dann ist in diesem Fall alles möglich.“
Kaum hatte Nora dies von sich gegeben, da klingelte ihr Handy auf voller Lautstärke. Sie räusperte sich und nahm den Anruf entgegen: „Ja, hier Feldt?“
„Nora? Ich bin’s, Dorm.“
„Hallo, Herr Kollege. Was gibt es?“
„Leider nichts Erbauliches. Vielbusch und ich waren eben bei Albert Wellers Wohnung, aber der Lehrer war nicht zuhause. Deshalb haben wir ihm eine Nachricht hinterlassen. Er soll sich sofort in der Direktion melden, sobald er wieder daheim ist.“
„Habt ihr die Nachbarn gefragt, ob sie wissen, wo er steckt?“
„Ja, aber angeblich hat keiner von denen viel mit dem Kerl zu schaffen. Lehrer sind nun einmal nicht die beliebtesten Mitbürger“, scherzte Dorm.
„Dann warten wir ab, bis er sich bei uns meldet. Danke, Kollege.“ Nora beendete das Gespräch, steckte ihr Handy zurück in die Tasche und wischte sich einige Schweißperlen von der Stirn. Dann informierte sie Thomas über Dorms Nachricht.
„Früher oder später werden wir schon etwas von diesem Weller hören“, war Tommy sich sicher. „Irgendwann wird er sich bei uns melden.“ Er sah zum Himmel empor.
„Es sei denn, er hat etwas zu verbergen.“
33
Als Thomas am Abend gegen 19 Uhr bei sich zuhause eintraf, ließ er die Wohnungstür laut hinter sich zufallen, warf den Schlüssel auf eine Kommode im Flur und begab sich auf direktem Weg in die Küche, wo er den Kühlschrank öffnete, um sich ein Bier zu schnappen. Anschließend schlurfte er ins Wohnzimmer und setzte sich dort auf die Couch. Dank der zentralen Klimaanlage war es angenehm kühl in seiner Wohnung und er war froh, der unerträglichen Hitze des Tages endlich entflohen zu sein.
Während er die Bierflasche öffnete und sich einige Schlucke gönnte, lehnte er sich zurück und atmete tief ein und aus. Dabei dachte er an die Befragungen von Jasmin und Julia zurück.
Gabriella ist auf der Klassenfeier mit Stefan Peters im Wald verschwunden. Anschließend will Julia diesen Stefan noch einmal in der Scheune gesehen haben. Aber wo war Gabriella zu dieser Zeit? War sie bereits tot? Hat Stefan sie im Wald ermordet?
Tommy nahm einen weiteren Schluck aus seiner Flasche, ehe er diese vor sich auf den Tisch stellte.
Sollte Stefan allerdings nicht Gabriellas Mörder sein, dann müsste der wahre Täter sich im Wald auf die Lauer gelegt haben. Oder ist er etwa auch auf der Feier gewesen und dabei heimlich im Wald verschwunden? Albert Weller?
Thomas schüttelte den Kopf. Es gab zu viele Möglichkeiten, wie dieser zweite Mord sich hätte ereignen können. Daher dachte er an den dritten Fundort und grübelte, ob ihm daran im Nachhinein ein ungewöhnliches Detail auffiel. Doch so sehr er seine kleinen grauen Zellen auch marterte, ihm schoss partout kein hilfreicher Hinweis in den Kopf.
Schließlich stand er wieder auf, um eine seiner Elvis-Presley-Platten auf den vorsintflutlichen Schallplattenspieler zu legen. Dabei wanderten seine Gedanken zu den beiden Kollegen, die momentan vor dem Haus der Hausmanns Wache hielten. Nur äußerst ungern würde Tommy mit den beiden tauschen. Denn die ganze Nacht auf jede noch so kleine Regung achten zu müssen, gehörte sicherlich nicht zu den angenehmsten Aufgaben des Polizeiberufs.
Nichtsdestotrotz war es eine unerlässliche Maßnahme, um Jasmin vor dem Gesuchten schützen zu können. Immerhin könnte der Mörder noch in dieser Nacht zuschlagen.
Als die unverkennbare Stimme des King of Rock’n’Roll den Text von Love Me, Tender durch den Raum warf, schlenderte Thomas in das angrenzende Badezimmer, wo er die Musik ebenfalls hören konnte. Dort entledigte er sich seiner Kleidung und stieg unter die kühle Dusche.
Im Anschluss an die erholsame Brause würde er sich eine bequeme Hose sowie ein legeres Shirt anziehen und allmählich den Weg in die
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