'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
vertrauen, dann ist doch alles gut“, pflaumte Timo sie an, ehe er zur Nachttischlampe langte, um das Licht auszuschalten. Nora hielt ihn jedoch von diesem Vorhaben ab, indem sie sagte: „Was kann ich denn tun, damit du mir glaubst? Ich würde niemals etwas mit Tommy anfangen. Ich liebe dich, Timo. Von ganzem Herzen.“
Tief in ihrem Inneren konnte sie Timos Eifersucht sogar ein Stück weit nachvollziehen. Im Gegensatz zu ihm war sie nämlich dazu in der Lage, auch einmal die andere Sichtweise einzunehmen. Dabei kam sie zu dem Ergebnis, dass sie in letzter Zeit tatsächlich sehr eng und sehr lange mit Tommy zusammengearbeitet hatte. Obwohl das in einer hektischen Woche wie dieser unabdingbar zu ihrem Beruf gehörte, konnte sie durchaus verstehen, dass Timo ein Problem mit diesem Umstand hatte. Wahrscheinlich müsste es sie sogar mehr verwundern, wenn er nicht eifersüchtig wäre - zeigte diese Empfindung doch eindeutig, wie sehr er sie liebte. Die entscheidende Frage war nur, welche Ausmaße seine Eifersucht noch annehmen würde. Oder bereits angenommen hatte.
„Ich sagte doch, dass ich dir glaube“, knurrte Timo jetzt. „Aber dass du mir ausgerechnet an diesem Abend nicht Bescheid gegeben hast, kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Ich habe über eine Stunde auf dich gewartet, hatte mich so auf diesen Abend gefreut.“
„Es war ein Fehler von mir, das gebe ich zu. Und es tut mir ehrlich leid. Ich weiß auch nicht, wie mir das passieren konnte. Ich hatte mich doch selbst riesig auf diesen Abend gefreut. Aber in all der Aufregung habe ich unseren Jahrestag schlichtweg vergessen. Wie kann ich es wiedergutmachen? Sag es mir, bitte.“
Im Gegensatz zu Timo war es Nora auch noch nie schwer gefallen, einen Fehler zuzugeben oder eine Entschuldigung laut auszusprechen. Ferner war sie dazu im Stande, Kompromisse einzugehen. Während Timo derartige Eigenschaften als Schwächen wertete, bezeichnete Nora sie als ‚Streben nach Harmonie’.
„Ich weiß nicht, ob du das überhaupt wiedergutmachen kannst“, sagte Timo so düster, dass Nora ihn entsetzt ansah.
„Das meinst du nicht ernst. Ich habe doch nicht -“
„Stimmt, du hast nicht“, unterbrach Timo sie. „Du hast nicht an mich gedacht. Du hast überhaupt nicht nachgedacht. Du bist so sehr darauf fixiert, diesen Mörder zu jagen, dass du mich und unsere Beziehung extrem vernachlässigst.“
„Das ist nicht wahr“, stieß Nora heiser aus.
Gerade als sie fortfahren wollte, ließ sie ein gellendes Klingeln aufhorchen.
„Was zum Teufel ist das?“, wollte Timo wissen.
„Mein Handy“, antwortete Nora, ehe sie aufstand und zur Kommode neben dem Fenster ging, auf der sie ihr Mobiltelefon zuvor abgelegt hatte.
„Ach, jetzt hast du es also wieder eingeschaltet?“
Nora sah ihn enttäuscht an. Ihr Blick drückte eindeutig aus, dass seine Worte mehr als ungerechtfertigt waren. Schwermütig nahm sie ihr Handy in die Hand und den Anruf entgegen. „Hallo, hier Feldt?“
Am anderen Ende der Leitung meldete Tommy sich mit hektischer Stimme: „Nora? Ich bin’s. Ich habe soeben eine schlechte Nachricht erhalten.“
„Was ist passiert? Ist etwas mit Jasmin?“
„Nein, es geht um Julia Bartel. Sie wurde heute Abend entführt.“
„Wie bitte? Julia?!“
„Ja, ich bin gerade auf dem Weg zu ihren Eltern. Wir treffen uns gleich dort, okay?“
„Ja, ich … ich mache mich sofort auf den Weg. Bis gleich.“ Völlig überrumpelt legte Nora das Mobiltelefon wieder beiseite und stolperte zurück zum Bett.
„Prima Timing“, zischte Timo finster, ohne die Fassungslosigkeit in ihrem Blick zu erkennen. Er zog sich die Bettdecke bis unters Kinn und sah Nora ebenso fragend wie abschätzend an.
„Ich muss los“, verkündete sie, ehe sie sich ihre Bluse schnappte.
„Ist das dein Ernst? Du willst jetzt schon wieder gehen und mich hier alleine zurücklassen?“
„Es tut mir leid, Timo. Aber es geht nicht anders. Es ist etwas Schreckliches passiert.“
„So? Braucht Tommy dich dringend?“
Statt auf Timos sarkastische Bemerkung einzugehen, zog Nora sich unter seinen verurteilenden Blicken an.
Als sie sich nach kurzer Zeit vollständig bekleidet hatte, trat sie zu ihm ans Bett und wollte ihm einen Kuss auf die Wange geben. Doch er drehte sich ruckartig von ihr weg.
Mit hängenden Schultern machte Nora kehrt und verließ das Zimmer.
Das geht nicht so weiter , dachte Timo niedergeschlagen.
Das geht auf keinen Fall so weiter!
39
Zwanzig Minuten
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