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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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mächtige Sache sein«, sagte Krähenbein. » Es gab einmal in der Welt– frag mich nicht, wann oder wo– einen Ort, wo die Samen ihren mächtigen Seidr-Zauber erlernten. Wo dieser Ort auch gewesen sein mochte, er war unter der Erde, auf ewig dunkel und unverändert. Es gab auch keinen Lehrer, denn sie lernten alles aus feurigen Runen, die man in der Dunkelheit leicht lesen konnte. Die Schüler durften während der Zeit, die sie dort verbrachten, nie an die frische Luft gehen oder das Tageslicht sehen, und die Ausbildung dauerte zwischen fünf und sieben Jahren. Dann hatten sie alles gelernt, was es an samischer Kunst zu lernen gab.«
    » Ha«, spottete Bjarki, » was für eine jämmerliche Geschichte. Wie haben sie sich während dieser ganzen Zeit denn ernährt?«
    » Eine behaarte Hand kam jeden Tag durch die Wand und reichte ihnen ihre Mahlzeiten«, erwiderte Krähenbein, ohne zu zögern. » Und wenn sie fertig gegessen hatten, kam die Hand und holte Teller und Trinkhörner wieder ab. Sie sahen niemanden außer sich selber, und selbst das nur im schwachen Schein der feurigen Runen«, fuhr er fort, und Bjarki, obwohl er die Stirn runzelte, hörte aufmerksam zu. » Und diese Runen lehrten sie auch das einzige Gesetz dieses Ortes, nämlich, dass der Lehrmeister den Lehrling für sich behalten durfte, der jedes Jahr als Letzter die Schule verließ. Wenn man davon ausgeht, dass die meisten, die diesen Ort kannten, Loki selbst für den Lehrmeister hielten, könnt ihr euch vorstellen, was für ein Gedränge es zu jedem Jahresende gab, weil jeder versuchte, um keinen Preis der Letzte zu sein. Einst nun geschah es, als drei Isländer die Schule besuchten – sie hießen Seamundur der Gelehrte, Kálfur Arnason und einer, der einfach nur Orm hieß. Und da sie alle drei zusammen gekommen waren, sollten sie auch zusammen die Schule verlassen. Sieben Jahre später, als es ernst wurde, erklärte Orm sich bereit, als Letzter zu gehen, worüber die anderen sehr erleichtert waren. Also warf er sich einen großen, dunklen Umhang um, ließ aber die Fibel offen. Zur Oberwelt führte eine Treppe, und als Orm sie betreten wollte, packte Loki ihn und sagte: ›Du gehörst mir!‹ Aber Orm schlüpfte aus dem Umhang und entkam, und Loki blieb mit dem leeren Mantel zurück. Doch als Orm das schwere Eisengitter vor der Tür erreichte, schlug es zu. ›Hattest du etwa erwartet, dass sich der Vater aller Schwindler so hereinlegen lässt?‹, ertönte eine tiefe Stimme aus der Dunkelheit. Eine große Hand erschien, um Orm wieder zurückzuziehen, gerade als er zum ersten Mal seit sieben Jahren die Sonne wiedersah, ein helles Licht, das auf ihn fiel und seinen Schatten an die Wand hinter ihm warf. Orm sagte: ›Ich bin nicht der Letzte; siehst du nicht, dass hinter mir noch einer kommt?‹ Und Loki, der den Schatten für einen Menschen hielt, zog das Gitter am Tor hoch und griff nach dem Schatten, was Orm die Möglichkeit gab, zu entkommen – aber von dem Moment an hatte Orm keinen Schatten mehr, denn was Loki sich nimmt, das gibt er niemals wieder her.«
    In der Stille, die folgte, hörte man Bjarkis unsicheres Lachen. Finn aber strahlte wie ein stolzer Onkel und schlug Krähenbein auf die Schulter.
    » Wie gesagt, ich mag deine Geschichten. Sie treffen meist genau ins Schwarze.«
    » Eine Kindergeschichte«, brummte Bjarki zurück. » Jedenfalls wird es für euch kein Entkommen im Schatten geben, genau wie es höchst unwahrscheinlich ist, dass die Eingeschworenen diese Festung stürmen werden.«
    Er grinste wie eine dreckige Ratte.
    » Ach, hier ist ja einer eurer Retter, ganz frisch aus der Heldensage«, fuhr er fort, als er draußen jemanden an der Tür hörte. Sie flog auf, und zwei Sachsen zerrten eine zusammengesunkene Jammergestalt mit hängendem Kopf herein, gefolgt von zwei weiteren Männern.
    Bjarki ging auf den Gefangenen zu, ergriff seinen Haarschopf und hob seinen Kopf hoch. Es war Styrbjörn, und man musste uns die Überraschung angesehen haben, denn Bjarki runzelte die Stirn– das hatte er nicht erwartet. Sein Gesicht verzog sich zu einer hässlichen Fratze, als einer der Sachsen ihm mit einem deftigen Fluch auf die Hand schlug, sodass er losließ. Der andere holte den Schlüssel, öffnete die Tür und warf Styrbjörn mit Schwung zu uns herein.
    Bjarki kicherte, er lungerte an der Tür herum, und der mürrische Wächter stieß ihn so heftig zurück, dass er stolperte und beinahe hingefallen wäre. Seine Hand fuhr an den Dolch

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