Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low

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liebsten getötet hätte.
    » Wenn der Wind sich dreht, bleibt dein Gesicht so stehen«, setzte Krähenbein noch eins drauf. » Das hat meine Mama immer gesagt, und sie war eine Prinzessin.«
    » Es ist zu spät, um wegzurennen«, sagte ich, ehe die Sache noch weiter hochkochte. » In ein paar Stunden werden die Polanen wissen, wo wir sind.«
    » Wieso?«, wollte Krähenbein wissen, der schlecht gelaunt war, weil Aljoscha, sein gestrenges Kindermädchen, ihm nicht erlaubt hatte, sich am Kampf zu beteiligen. » Wir haben doch all diese Reiter auf ihren Hündchen umgebracht.«
    » Aber nicht alle Pferde«, erklärte Aljoscha ihm. » Sie werden ihren Spuren folgen und uns finden.«
    Jetzt wurde ihnen klar, dass einige dieser Ponys mit den gebogenen Nasen davongaloppiert waren, und diejenigen, die sich mit Tieren auskannten, wussten, was reiterlose Pferde machen. Sie laufen zurück in den heimatlichen Stall. Auch ich wusste es, genauso gut wie ich wusste, dass wir weder hierbleiben und kämpfen, noch dort in dieser morastigen Ebene davonrennen konnten.
    Es gab nur einen Ort, wo wir hingehen konnten und wo wir eine Chance hätten, uns zu verteidigen. Als ich ihnen das sagte, wurde es still wie in einer Grabkammer, und das genügte als Antwort.
    Bis auf Leo, der immer etwas zu sagen hatte, selbst wenn es darum ging, in eine von Pocken verseuchte Festung zu ziehen.
    » A fronte preacipitium, a tergo lupi«, bemerkte er und wandte sich an Finn, der ihn aber mit einem Rippenstoß zum Schweigen brachte, noch ehe er übersetzen konnte.
    » Vor uns der Abgrund, hinter uns die Wölfe«, sagte Finn. » Das habe ich schon einmal gehört, Mönch. Genau das ist der Ort, wo die Eingeschworenen am besten kämpfen.«

Kapitel 18
    Er atme nur noch aus reiner Gewohnheit, erklärte uns Bjaelfi, denn das Fieber habe ihn so aufgeheizt, dass das Blut in seinen Kopf gestiegen sei und sein Denkvermögen zerstört habe, bis auf einen kleinen Rest, der dafür sorge, dass er atmete. Genau wie bei einem Reh, das immer noch mit den Beinen zuckt, auch wenn es schon ausgeweidet ist.
    Es musste eine starke Gewohnheit sein, denn es dauerte drei Tage, ehe er damit aufhörte; zuletzt hatte er nur noch mit offenem Mund nach Luft geschnappt, wie ein Fisch. Er hieß Ulf, aber seine Rudergefährten nannten ihn Amr, was Fass heißt und auf seinen Bauch anspielte. Nun ja, sein Wanst war beeindruckend gewesen, aber nach drei Tagen des Kotzens und Schwitzens war er geschmolzen wie Fett in der Pfanne, und Ulf war zu einem Gespenst abgemagert, das Gesicht mit roten und weißen Pusteln bedeckt und gelb von Eiter, seine Augen weiß wie gekochte Eier.
    Bjaelfi band ihm die Kinnlade mit einem Tuch hoch, und wir alle saßen da und sahen ihn ungläubig an. Ulf, das leere Fass, der Erste, der an den roten Pocken gestorben war. Jetzt lag er da, und mit den schlappen Hasenohren auf seinem Kopf sah er aus, als hatte er sich lustig verkleidet, um Kinder zum Lachen zu bringen.
    » Sie kommen schon wieder«, brüllte jemand von draußen.
    Müde stand ich auf. Ich griff nach meiner blutigen Axt und sah Bjaelfi an.
    » Verbrennt ihn«, sagte ich, und er nickte. Dann zog ich wieder in die Schlacht.
    Das erste Mal hatten wir unsere Feinde entdeckt, als sie in der morastigen Ebene vor dem grod erschienen waren, nicht lange nachdem wir selbst dort angekommen waren und das Tor verriegelt hatten. Wir hatten es ihnen leichtgemacht, uns zu finden, denn wir hatten das Versammlungshaus angezündet, nachdem wir uns Tücher vor Mund und Nase gebunden hatten– egal, ob es half oder nicht– und die Toten, die überall verstreut herumlagen, hineingezerrt hatten.
    Die Reiter kamen angetrabt, dass das Wasser unter den Hufen nur so spritzte, und wurden mit schwarzem, stinkendem Rauch begrüßt. Dicht hinter ihnen folgten Fußsoldaten in Tuniken aus ungebleichtem Leinen; sie waren nur mit Helmen, Speeren und runden Schilden ausgestattet. Hinter ihnen eine Gruppe berittener Soldaten in eiserner Rüstung, an deren Lanzen stolze Wimpel flatterten, außerdem trugen sie eine große Fahne mit etwas darauf, das wie ein Rad aussah. Schwarzauge sagte, das sei das Zeichen der Polanen-Herrscher, die einst Stellmacher gewesen waren, ehe ihr Gott ihnen diese Macht gegeben hatte.
    » Sie werden denken, wir hätten all diese Leute umgebracht, die wir jetzt verbrennen«, sagte Styrbjörn bitter. » Irgendjemand sollte ihnen sagen, dass hier die Pocken umgehen und wir alle verloren sind, dann würden sie ganz