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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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Koll zu bewachen. Der Junge sah mich mit seinen hellen, weiß bewimperten Augen mürrisch an und wollte wissen, warum ich ihm verboten hatte, sich dem Mönch zu nähern.
    » Er hat dich entführt«, antwortete ich ärgerlich. » Ist das kein ausreichender Grund? Nur seinetwegen sind wir hier und werden hier womöglich…«
    Ich unterbrach mich. Ich wollte nicht, dass der Junge– oder sonst jemand– die Hoffnung verlor.
    » Er hat mich gerettet«, sagte Koll dickköpfig.
    » Das hat er zwar getan, aber er hat auch getötet«, entgegnete ich, » mit irgendeinem unbekannten Gift.«
    Ich sah Yan Alf an, der mit den Schultern zuckte.
    » Aljoscha und Ospak haben ihn ausgezogen und durchsucht«, sagte der kleine Mann. » Noch nackter wäre er nur gewesen, wenn sie ihm auch die Haut abgezogen hätten. Aber Waffen fanden sie nicht. Jetzt wird er von Ospak bewacht und hat angeboten, Bjaelfi bei den Kranken zu helfen.«
    Sehr edel und christlich– aber Aljoscha hätte dem Mönch eher das Innerste nach außen gedreht, als zu riskieren, dass er für seinen Schutzbefohlenen, den kleinen Krähenbein, eine Bedrohung darstellte. Aber wenn sie keine Waffe an ihm gefunden hatten…
    Trotzdem traute ich Leo nicht, und das sagte ich auch.
    » Bleib immer eine Armlänge von diesem Mönch weg«, schärfte ich ihm ein, wobei ich bemerkte, dass Koll, auch wenn er ein trotziges Gesicht machte, eine große Traurigkeit in seinen Augen hatte. Ich hatte ihm gesagt, dass seine Mutter tot sei, und er hatte es ohne Tränen aufgenommen– und dennoch…
    » Hat dein Vater dir gesagt, wie man sich als Fostri zu benehmen hat?«, fragte ich, und er nickte zögernd, dann wiederholte er das, was man allen Söhnen sagt– gehorche und lerne. Ich nickte nur, dann kam mir eine Idee, und ich reichte ihm Brands Schwert.
    » Dies gehört deinem Vater, und damit dir. Du bekommst es früh in die Hände, und es ist noch viel zu groß und zu schwer für dich, selbst wenn du wüsstest, wie man damit kämpft. Eines Tages wird Finn es dir beibringen– aber bis dahin darfst du es in deine Obhut nehmen.«
    Die hellblauen Augen wurden groß, und er strahlte wie die Sonne, wenn sie am Sommerhimmel aufgeht. Er ergriff die Scheide mit beiden Händen, drehte sich um und bedachte Yan Alf mit einem glücklichen Grinsen, ehe er damit verschwand.
    » Halte ihn von dem Mönch fern«, sagte ich leise zu Yan Alf, als er an mir vorbeiging, um seinen Schützling einzuholen. Ich hörte seine Antwort nicht mehr und ging, um mir einen Sax oder eine Streitaxt zu besorgen. Das ganze, elende Wyrd hatte sich jetzt zu diesem einen Gewebe der Nornen verdichtet, dessen Muster jeder ganz klar erkannte: vor uns der Abgrund, hinter uns die Wölfe.
    Egal, was passierte, ich würde es nicht überleben, denn ich war überzeugt, dass Odin mich an diesen Ort geführt hatte, um endlich mein Leben, das ich ihm angeboten hatte, einzufordern.
    Doch erst war natürlich ein gewisses Zeremoniell notwendig. Es fing damit an, dass sie in ihre Hörner stießen, um uns auf sich aufmerksam zu machen. Das hatte ich schon früher erlebt, als wir mit Swjatoslaw, dem Großfürsten der Rus, in der chasarischen Festung von Sarkel angekommen waren. Das war vor zehn Jahren gewesen, wie ich in diesem Moment feststellte, als ich die Rampe zum Turm über dem Tor hinaufstieg, wo Finn und ein paar weitere Männer warteten. Ich hatte Schwarzauge mitgenommen, denn sie war die Einzige, die mit den Polanen in ihrer Sprache verhandeln konnte.
    Eine Gruppe von Reitern kam langsam näher, bis dorthin, wo der erhöhte Steg zum Tor heranführte. Einer von ihnen, begleitet von einem zweiten, der die große, rote Fahne trug, auf der das Wagenrad in Gold gestickt war, kam noch ein paar Schritte näher.
    Er sah prächtig aus in seinem vergoldeten Kettenhemd und dem roten Umhang, den Helm mit dem aufwendigen Federschmuck unter dem Arm, sodass man seine schwarzen Zöpfe mit den eingeflochtenen Silberringen sah. Sein Bart war schwarz und glänzte von Öl. Es war klar, dass er ein wichtiger Mann war, was Schwarzauge bestätigte.
    » Czcibor«, sagte sie leise. » Der Bruder von König Mieczyslaw, den die Leute spöttisch Miezko nennen, denn das bedeutet ›Frieden‹. Den erreicht er meist, indem er alles bekämpft, was seinen Weg kreuzt. Dies ist derselbe Czcibor, der die Sachsen bei Cedynja schlug und die Polen bis zur Odermündung führte.«
    Ich war der Ansicht gewesen, Miezko heiße » Ruhmschwert«, aber seine Feinde würden es

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