Rache: Die Eingeschworenen 4
wusste, dass er eine vergiftete Stahlnadel bei sich trug, was ich ihm auch sagte.
Er machte große, unschuldige Augen, und Finn knurrte böse.
» Holt ein Seil«, sagte der rote Njal. » Lasst ihn einen neuen Tanz tanzen. Ein Mund ohne Atem zettelt keine Verschwörungen mehr an.«
» Nein!«
Koll und Finn hatten es zur Überraschung aller gleichzeitig ausgerufen.
» Bringt ihn auf andere Weise um«, sagte Finn und rieb sich den Bart, was er immer tat, wenn er unsicher war.
» Nein, bringt ihn nicht um«, verlangte Koll trotzig. » Er hat mir geholfen. Er hat mich gerettet, als diese Mistkerle mich an die Magyaren verkaufen wollten. Er und Randr Sterki haben es nicht erlaubt.«
Ich wusste, warum Randr den Jungen behalten wollte, aber bei Leo war ich mir nicht sicher. Als ich ihn fragte, zuckte er die Schultern.
» Für mich war er ein Spielstein«, sagte er gleichgültig. »Er hat einen gewissen Wert.«
Koll wirkte überrascht, aber ich hatte nichts anderes erwartet. Ich legte dem Jungen die Hand auf die Schulter, um ihm zu zeigen, dass er jetzt in Sicherheit war, als Randr Sterki sich mühsam aufrappelte und mich über die zertrampelte, blutige Lichtung hinweg anbellte.
» Na und? Wirst du die Sache jetzt zu Ende bringen, Bärentöter? Das, was du auf Svartey angefangen hast?«
Ich fragte ihn, wie viele von der alten Svartey-Mannschaft noch übrig waren, aber die Antwort war klar– nur noch er allein. Alle anderen waren tot, und die Männer seiner jetzigen Mannschaft, die fröstelnd und mürrisch hier herumsaßen, hatten nichts zu tun mit dem alten Strandhogg.
» Bringt ihn um und damit basta«, sagte Styrbjörn, und Randr Sterki sah ihn verächtlich an.
» Das also bedeutet es für dich, Seite an Seite zu kämpfen«, erwiderte er bitter. » Aber Undank ist der Welt Lohn. Hier ist der Hund, der gekämpft hat, der Anführer, der vorausging und der Ringgeber, der alles bezahlt hat– aber anscheinend soll der Kampfhund sterben.«
Ich sah von Styrbjörn zu Leo und wieder zu Randr. Er hatte natürlich recht– alle, die den Nornen beim Weben dieses Wyrd geholfen hatten, waren hier versammelt, einschließlich der Eingeschworenen, die auf Svartey einen besonders blutigen Faden mit eingewebt hatten.
» Es wäre besser für mich gelaufen«, fuhr Randr Sterki traurig fort, » wenn ihr Eingeschworenen nicht die Angewohnheit hättet, immer und überall alles abzuschlachten. Das Auslöschen des Dorfes, in dem ihr kürzlich wart, hat ein ganzes Heer von Polanen auf den Plan gerufen, die alle nur den einen Wunsch hatten, euch Nordmänner aufzuspießen. Es war mein Pech, dass ich vor euch mit ihnen zusammengestoßen bin.«
» So ist es«, stimmte Onund ungerührt zu, » wer die Götter erzürnt, sitzt wahrlich in der Scheiße.«
Finn beendete das Palaver auf seine Art, indem er dem Wislanen die Kehle durchschnitt, und während er erstickte und mit den Füßen zuckte, zählten Abjörn und Aljoscha die Toten des Kampfes und die Männer, die noch übrig waren.
Von Randrs Männern gab es noch vierzehn. Wir hatten zwei Tote und vier Verwundete; die beiden Toten waren Eyd und der Mann aus Dyfflin, der Ranald hieß, wie ich jetzt von Thorbrand erfuhr. Finn konnte nicht verstehen, warum sie so unüberlegt losgestürmt waren, und als er Thorbrand fragte, bekam er nur ein müdes Schulterzucken zur Antwort, und dass er den beiden anderen eben gefolgt sei. Ich glaubte es nachvollziehen zu können, denn ich hatte denselben Impuls verspürt– der kleine Koll, der Preis für alles, was wir ausgestanden hatten, lief Gefahr, von jemand anderem geschnappt zu werden. Trotzdem hatten wir dafür bezahlt und würden Randr und seine Leute brauchen, was ich ihnen auch sagte. Der rote Njal fluchte, und ein, zwei andere grunzten missbilligend, aber ich erklärte es ihnen: Wir waren allein, und selbst alle zusammen wären wir nicht mehr als sechzig Mann. Und irgendwo waren Horden von Polanen hinter uns her.
» Dann lass doch Randr Sterki und seine Leute frei«, schlug Kaelbjörn Rog missmutig vor. » Sollen die Polen sie zur Strecke bringen, und wir machen uns inzwischen davon.«
» Pah!«, spuckte der rote Njal aus. » Dann mach es den Polanen aber wenigstens etwas leichter. Ein abgeschlagener Fuß kann nicht weit rennen.«
» Also, ich komme zu dem Schluss, dass ich deine Großmutter nicht mag«, sagte Krähenbein und schüttelte den Kopf, dann starrte er mit seinen ungleichen Augen den roten Njal an, der ihn mit seinem Blick am
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