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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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überraschte, denn Finn war nicht dumm.
    » Sie würden sie ausliefern«, sagte ich sachlich, und Finn nickte.
    » Ja– und war es nicht auch das, was die Trommel des Finnen meinte? Kannst du dich dagegen auflehnen, deinem Wyrd trotzen?«
    Ich musste es, und ich hoffte, er würde nicht fragen, warum, denn darauf wusste ich keine Antwort, außer dass ich jedes Mal, wenn ich darüber nachdachte, nur ihre großen Seehundaugen sah.
    Er nickte wieder, als ich es schließlich widerstrebend zugab.
    » Bedeutet sie dir wirklich so viel, dass du hier alle dafür sterben lässt? Und selbst wenn es euch beiden gelingen sollte, von hier fortzukommen, vermute ich, dass Thorgunna über eine zweite Frau in ihrer Halle nicht gerade glücklich wäre. Außerdem glaube ich, dass auch das Masurenmädchen nicht zu denen gehört, die sich mit dem Platz einer Zweitfrau abfinden würden. Wenn überhaupt einer hier herauskommt– denn schließlich hat Odin dich im Auge.«
    Diese Gedanken hatte ich ja selbst schon tausendmal ohne Ergebnis gewälzt, Nacht um Nacht, wenn wir uns schnell und heimlich liebten– und ich fand keine Antwort darauf.
    » Sag dem roten Njal, er soll sie in Sicherheit bringen, wenn es so weit ist«, war alles, was ich herausbrachte. » Er soll sie nach Hestreng bringen. Diese Bitte habe ich an ihn, und dass er Koll nach Hause bringt.«
    Finn nickte und lächelte mühsam. » Ja– ich hatte mich schon gefragt, warum du Njal nicht in deinen wahnsinnigen Plan mit einbezogen hast«, sagte er. » Auch er hat sich gewundert– aber das wird ihn aussöhnen.«
    Wir hörten ein Geräusch und drehten uns um. Sie kam die Leiter herauf zum Turm, in ihren viel zu großen Umhang gewickelt, und uns war sofort klar, dass sie uns gehört hatte.
    » Du wirst mich also nicht nach Hause bringen, Jarl Orm?«
    Ich schüttelte den Kopf. Es war einfach zu weit, und ich würde es sowieso nicht selbst machen können, denn mein Schicksal war besiegelt. Das Einzige, was ich ihr versprechen konnte, war die Sicherheit von Hestreng.
    » Es kann sein«, sagte ich niedergeschlagen, » dass du im Laufe der Zeit zu deinen Leuten zurückkehren kannst. Und man könnte natürlich deinem Vater eine Nachricht schicken, dass du nicht mehr bei seinen Feinden festgehalten wirst.«
    Sie nickte stumm, dann hob sie den Kopf, als nehme sie eine Witterung auf.
    » Mein Vater wird in unserer Sprache Hartmund genannt«, sagte sie. » Der Name ist sehr treffend, und die passenden Hände hat er auch. Ich habe zwei Brüder, und er hat sie, seit sie laufen können, jeden Tag verprügelt. Jeden Morgen vor dem Essen, damit sie lernten, dass vor dem Vergnügen das Leiden kommt, was für uns Masuren zu den Tatsachen des Lebens gehört.«
    Sie schwieg, irgendwo bellte ein Fuchs.
    » Aber mich nannte er seine kleine weiße Blume, und es war das Schwerste, was er jemals tun musste, als er mich den Polanen übergab. Aber er hatte keine andere Wahl, und er weinte dabei. Bis dahin hatte ich meinen Vater nie eine Träne vergießen sehen.«
    Wieder schwieg sie. Wir wagten nicht zu sprechen.
    » Wenn er erfährt, dass ich nicht mehr bei unseren Feinden bin«, fuhr sie plötzlich lebhafter fort, » dann wird er seine Krieger sammeln und die Polanen überfallen. Und die werden ihn und seine Leute vernichtend schlagen, denn inzwischen sind sie viel stärker geworden. Es wird etwas dauern, denn mein Vater ist geschickt, und das Volk wird ihm folgen. Sie werden sie überfallen und kämpfen und sich wieder zurückziehen, aber schließlich werden sie sich ergeben müssen, wenn alle jungen Männer tot sind. Und die Frauen, die Kinder und die alten Männer werden auch tot sein. Die Masuren werden ausgerottet sein, verschwunden wie die Ringe auf einer Wasseroberfläche.«
    Eine Vision, so trostlos wie ein Eisfeld. Ich merkte, wie Finn neben mir fröstelte. Dann sah sie mich an und lächelte.
    » Ich habe eine Hütte für uns eingerichtet«, sagte sie. » Es ist mir egal, ob die rote Krankheit darin gewesen ist oder nicht. Macht es dir etwas aus?«
    Ich konnte nur den Kopf schütteln, worauf sie die Leiter hinabstieg und verschwand. Finn sah mich an.
    » Frag mich nicht, was das heißt«, sagte ich, » ich verstehe das alles genauso wenig wie du.«
    Obwohl ich schrecklich müde war, wollte ich spät an diesem Abend noch nach Koll sehen, ich wusste genau, wo ich ihn finden würde. Durch die offene Tür der Hütte fiel ein Lichtschein, und kühle Luft drang zu den Kranken herein, um die Bjaelfi

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