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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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eine geheime Stelle, und er nickte, als habe er es schon immer gewusst. Dann schlug er mir auf die Schulter und ging daran, beim Aufräumen zu helfen, und der alte Hof von Hestreng hallte wider von Lärm und Geschäftigkeit, fast als sei er gar nicht abgebrannt.
    Und doch waren nicht alle Kinder in Sicherheit. Irgendwo dort draußen auf dem graugrünen Meer, auf der Straße der Wale, saß ängstlich und frierend der Sohn von Jarl Brand und musste gerettet werden.

Kapitel 9
    Die Insel war ein Buckel, rund wie Onunds Schulter, mit grünen Hängen, die unten zuerst im Sand und dann im Wasser endeten. An einem Tag mit Sonnenschein und Vogelgesang wäre das ein herrlicher Ort gewesen, aber an diesem Regentag und bei dem Anlass, der uns hierhergeführt hatte, verlor er jeden Reiz.
    Am Strand standen Häuser, die meisten von ihnen schäbige Hütten, eher wie Schweineställe. Es gab aber auch andere, groß und stattlich, mit geschnitzten Türrahmen und strohgedeckten Dächern. Im Halbrund dieser Siedlung gab es mehrere Kais, die wie Speichen eines halben Rades ins Wasser ragten und wo Schiffe angelegt hatten; weitere Schiffe lagen nicht weit entfernt davon am Strand. Zum größten Teil handelte es sich dabei um solide, schwere Flussboote, die die Slawen strugi nannten und die aus einem einzigen ausgehöhlten Baumstamm bestanden. Die anderen waren Knarren, breite Handelsschiffe. Das einzige Langschiff, das außer unserem hier lag, war an Land gezogen worden, und ich erkannte es sofort als das Schiff von Ljot.
    » Sieh mal, wie die rennen«, lachte Ospak und deutete auf die Bewohner, und ein paar unserer Rudergefährten, für die das alles noch sehr aufregend war, stimmten in das Gelächter ein. Das waren die neueren Mitglieder der Mannschaft, die noch nie irgendwo gewesen waren; aber die alten Hasen beachteten es kaum.
    Ein lautes Dröhnen drang aus dem solide gebauten Fort, einem mächtigen Viereck aus dicken Balken, deren einst spitze Enden durch Alter und Moos stumpf geworden waren. An jeder Ecke war ein viereckiger Turm, ebenso wie zu beiden Seiten des Tores. Ich hatte unser Steventier abgenommen, aber in der Siedlung schwärmte alles wie in einem Ameisenhaufen, und der Alarm kam aus dem Fort, das alles überragte.
    » Stell einen Mann an den Bug«, sagte ich zu Krähenbein, » unbewaffnet und ohne Kettenhemd. Er soll seine leeren Hände zeigen, damit man sieht, dass wir in friedlicher Absicht kommen.«
    Er nickte und gab den Befehl an Aljoscha weiter, der einen seiner Männer auswählte und nach vorn schickte. So weit, so gut, aber Krähenbein und seine Mannschaft als Eingeschworene dabeizuhaben war so ähnlich, wie auf der Klinge eines Sax zu balancieren. Wäre es mir nicht um Jarl Brand und Koll gegangen, hätte ich nie eingewilligt.
    Jarl Brand war der Einzige gewesen, der bei dem Fest nicht dabei war, das König Eirik veranstaltete, um die wohlbehaltene Ankunft seiner Königin und seines Sohnes zu feiern. Der Grund dafür war nicht– wie Finn bemerkte, nachdem wir unser Wiedersehen gefeiert hatten–, dass Brand nicht die Kraft oder den Mut dazu gehabt hätte, sondern es ging ihm darum, mit seinem verletzten Gesicht den Gästen nicht den Appetit zu verderben.
    Aber es war sowieso nicht jedem nach einem Gelage zumute bei diesem Fest, wo König Eirik seinen Sohn präsentierte, denn zu viele der Gäste waren uns völlig fremd, und wir fühlten uns in ihrer Gesellschaft nicht besonders wohl.
    Da waren zunächst die Christenpriester, eine Gruppe aus Westfranken, die anderen waren aus Hammaburg im nördlichen Sachsen, und alle quasselten über Taufen und Salböl zur Lossprechung von Sünden, während sie sich gegenseitig eifersüchtig beobachteten und gleichzeitig verhindern mussten, dass Pferdefleisch auf ihren Tellern landete.
    Dann war da Hakon von Hladir, der Herrscher über Norwegen, das er aus der Hand von König Blauzahn von Dänemark erhalten hatte, eine Hand, die er jetzt zu beißen versuchte. Blauzahn, selbst noch längst kein zahnloser Hund, knurrte zurück, also saß Hakon auf König Eiriks linker Seite, sah sich nach Unterstützung um und lächelte zähneknirschend jedes Mal, wenn jemand von Krähenbein als » Prinz von Norwegen« sprach.
    Eirik selbst war zwar gekrönter König der Svear und Goten, was aber nicht bedeutete, dass damit alle Schwierigkeiten im Lande überwunden wären. Blauzahn verfolgte hier seine eigenen Pläne und dachte gar nicht daran, diese aufzugeben. Also war jeder Feind Blauzahns ein

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