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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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einzige weitere Erbe, den er hatte. Ich vermutete, dass Brand es nicht so leicht verschmerzen würde, wie König Eirik es sich vorstellte, denn wie hoch war der Blutpreis für eine ermordete Frau und einen Sohn in Geiselhaft bei einem so mächtigen Mann wie Jarl Brand? Wenn es die meinen wären, wäre kein Preis hoch genug.
    Er musste mir meine Gedanken angesehen haben, denn zu meiner Überraschung legte er mir freundlich die Hand auf den Arm.
    » Du bist ein tüchtiger Mann, Orm Bärentöter«, sagte er langsam, als wählte er seine Worte wie Münzen aus einer Schatztruhe, wobei er nur nach unbeschädigten suchte. » Du hast das Glück des Silbers und das Glück des Ruhmes, und deshalb folgen dir deine Männer, auch wenn deine Geburt gegen dich spricht. Du hast auch mir bisher gut gedient.«
    Er schwieg, und auch ich sagte nichts, doch es hatte mich schwer getroffen, dass er glaubte, meine Geburt spreche gegen mich. Wenn er dieser Meinung war, dann waren es die anderen auch.
    Tatsächlich ist im Norden die Frage, wer eine unverheiratete Frau geschwängert hat, so wichtig, dass es darüber ein besonderes Gesetz gibt. Nach diesem Gesetz wird eine Frau, sobald die Wehen einsetzen, gefragt, wer der Vater ihres Kindes ist. Wenn sie schweigt, wird das Kind von Geburt an als Thrall, als Sklave, betrachtet. Wenn sie einen Mann nennt, wird er ein » Halbvater« und hat Verantwortung für das Kind.
    Meine Mutter hatte Rurik geheiratet, als sie bereits mit mir schwanger war, und Rurik hatte die Vaterschaft anerkannt. In Wirklichkeit aber hatte ein anderer mich gezeugt, nämlich Gunnar Raudi, von dem sie dachte, er sei tot. Doch bis er zurückkehrte, war ich geboren und meine Mutter gestorben– und so war mir allein durch Ruriks Wort das Schicksal eines Thrall erspart geblieben. Das war es, was der König gemeint hatte.
    Er sah mich an, dann holte er tief Luft, und ich wappnete mich innerlich gegen neue Nadelstiche.
    » Ich will dich gewiss nicht beleidigen«, fuhr er fort, » aber aus diesem Grund und noch einigen anderen wirst du nie mehr sein als ein kleiner Jarl, trotz all deiner Frauen und Kinder und Schafe und Pferde, du wirst nie ein großer Landedelmann sein.«
    Er schwieg, sah mich eindringlich an und wartete auf meine Reaktion. Die Luft im Raum schien so dick, dass man sie hätte schneiden können. Ich bemühte mich um ein möglichst ausdrucksloses Gesicht und ließ meine Hände auf dem Tisch, wo er sie sehen konnte. Natürlich, er hatte recht, und obwohl mir das Blut ins Gesicht gestiegen war, konnte ich nichts weiter tun, als es durch mein Schweigen zu bestätigen.
    » Du folgst dem Tier am Bug«, fuhr Eirik fort, » und nimmst die Asen mit dir auf die Straße der Wale. Aber hier auf dem Festland…«
    Er unterbrach sich wieder und machte eine Bewegung mit dem Glas, um die Größe seines Königreichs anzudeuten, wobei er Wein über seine Hand verschüttete. » Hier auf dem Festland laufen die Dinge anders. Wie bei den Christenpriestern an meinem Tisch.«
    » Ich habe sie gesehen«, brachte ich zwischen den Zähnen hervor.
    Der König nickte, leckte den Wein von seiner Hand ab und seufzte.
    » Die kommen aus Franken und aus Ottos Sachsenland und können sich nicht riechen«, sagte er. » Und weißt du, warum, Jarl Orm?«
    » Sie streiten sich über ihren gemarterten Gott«, sagte ich, und er lächelte nachsichtig.
    » Ja, ganz richtig– und auch wieder nicht richtig. Was hältst du von diesem Jesus Christus?«
    Ich gab ihm die Antwort, die ich allen gab, die mich das fragten: Ich bin dem Mann nie begegnet. Ich fügte hinzu, ich wolle darüber nichts weiter sagen, denn es war nicht gut, über den gemarterten Gott an einem Ort schlecht zu sprechen, wo es von Priestern wimmelte. Eirik setzte sich auf seinem Platz zurecht.
    » Sie kommen und fauchen sich an, aber mir lächeln sie zu, denn zur Anbetung dieses weißen Christus gehört noch mehr«, sagte er schließlich. Er beugte sich vor, als wolle er mir ein großes Geheimnis anvertrauen.
    » Sie kommen immer als Erste. Dann folgen Absprachen unter den Königen. Bündnisse, Wohlstand und Macht«, zischte er. » Da gibt es Priester aus Franken und aus dem Sachsenland und sogar welche aus England, und sie alle wollen den weißen Christus hierherbringen, ehe es jemand anders tut. Und sie versprechen viel, wenn man sich im Wasser untertauchen lässt. Das ist königlich.«
    » Man bekommt ein weißes Hemd«, sagte ich sachlich.
    Eirik lächelte spöttisch. » Könige

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