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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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verziert. Der Preis dieses Geschenks blieb mir nicht verborgen: Ich sollte Styrbjörn damit töten, ebenso wie ich den Satz » Hole deinen Fostri zurück« verstanden hatte.
    Nicht seinen Sohn. Meinen Fostri. Es war meine Verantwortung, meine Schande, weil ich ihn verloren hatte, und es wäre meine doppelte Schande, wenn ich ihn nicht unversehrt zurückbrächte. Das alles war mir klar. Also war ich auch nicht beleidigt, sondern verbeugte mich höflich, nahm das Schwert und ging. Ich dachte mir, dass es schließlich egal war, denn einem Mann, der ohnehin so verloren war wie ich, machte gar nichts mehr etwas aus.
    Ich hoffte nur, Odin würde noch so lange warten, bis ich Koll gerettet– und Styrbjörn getötet hatte, wenn möglich. Darüber brütete ich, als ich unter dem Tier am Bug saß, das durch das bleigraue Wasser der Oder pflügte. Ich sprach nicht viel und wusste, dass alle mich ansahen. Ich dachte daran, dass wir vor vielen Jahren den alten Anführer der Eingeschworenen genauso angesehen hatten, Einar den Schwarzen, wenn wir dachten, er sei verloren und wir alle mit ihm.
    Ich erwähnte es Finn gegenüber, als ich ihm einige Aufgaben übertragen wollte, falls Odin sich entschließen sollte, sein Opfer eher früher als später einzufordern. Ich wollte ihm genaue Anweisungen geben, denen er folgen sollte– aber ich hatte vergessen, dass es Finn war, mit dem ich sprach.
    » Den Jungen zurückholen. Styrbjörn umbringen. Dafür brauche ich keine Anweisungen«, brummte er.
    Ich seufzte. » Hol den Jungen zurück, aber sei klug, wenn du Styrbjörn umbringst. Denk daran– Jarl Brand will, dass er getötet wird. König Eirik aber will, dass er lebt. Und beide haben Macht über diejenigen, die wir zurücklassen.«
    Finn rieb frustriert seinen Bart und kniff die Augen zusammen, aber er nickte. Die übrige Zeit hatte ich damit zu tun, meine Finger von dem juckenden Grind auf meiner Stirn fernzuhalten, blutigen Rotz aus meiner schmerzenden Nase zu blasen und darüber nachzudenken, wie Finn wohl Styrbjörn töten würde, wenn es wirklich dazu komme würde. Finn war jemand, für den stilles, unauffälliges Töten darin bestand, dass er dabei keinen markerschütternden Schlachtruf ausstieß und sein Schwert nicht in der Leiche stecken ließ. Und– ebenfalls nicht unwichtig– wie würde ich es anstellen?
    Es half auch nicht, dass wir gerade jetzt in dem uns unbekannten Gebiet von Pallig Tokeson und seinen Jomswikingern ankamen. Die Burg der Joms wurde weit und breit als mächtige Festung ihrer eingeschworenen Waffenbrüder beschrieben, der angeblich besten Kämpfer im weiten Umkreis. In Wirklichkeit war das alles von Skalden aufgeblähter Unsinn, denn es handelte sich um ein bemoostes Viereck aus Holzstämmen, von dem, wenn nötig, ein ohrenbetäubender Alarm ertönte, und um einen Haufen zerlumpter Wenden.
    Wir blieben außer Reichweite etwaiger Bogenschützen liegen und warteten. Ich stand mit ausgestreckten Armen im Bug, von dem wir das Tier abgenommen hatten, bis ich sicher war, dass sie uns gesehen hatten und wussten, dass wir in friedlicher Absicht kamen. Dann ließ ich das Schiff hinter die offiziellen Landeplätze rudern, wo Hoskuld, den sie Trollaskeg nannten– Trollbart–, uns so geschickt an den Strand steuerte, als hätten Hauk oder Gisur das Steuerruder bedient.
    Der einzige Nachteil hierbei war, dass man etwas hart auf den Kies aufsetzte, aber Krähenbein war zufrieden, denn das Schiff war die Kurze Schlange und die Besatzung bestand zum größten Teil aus seinen eigenen Leuten. Natürlich hatten sie alle den Schwur getan, aber ich wusste, bisher war es nur ein schwaches Band, das uns zusammenhielt.
    » Ist sie nicht das schönste Schiff auf dem Wasser?«, rief Krähenbein freudestrahlend, und seine Leute, die ihn kannten, lachten.
    Onund Hnufa schnaubte.
    » Findest du das nicht, Onund Hnufa?«, fragte Krähenbein streng– doch dann trat er unwillkürlich einen Schritt zurück, als der große, bärenstarke Schiffbauer mit seinem Buckel, der wie ein Berg aufragte, vor ihm stand. Onund brauchte das Wort » Junge« gar nicht zu sagen, denn seine Körpergröße und seine Stimme sorgten für Respekt.
    » Dieses Schiff hast du doch von Wladimir aus Nowgorod«, brummte er, und Krähenbein gab mit zaghafter Stimme zu, dass dem so sei. Die Männer, die gerade von Bord springen wollten, hielten inne und griffen nach den Waffen.
    » Das sollte keine Frage sein«, fuhr Onund fort. » Es ist ein altes Schiff, das

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