Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low

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sind ja alle wahre Künstler im Furzen.«
    Er wurde ausgezischt, und Krähenbein erzählte weiter.
    » Schließlich bekam der unglückliche Jarl ein schreckliches Heimweh– wie ein Liebhaber, der sich nach seiner Liebsten sehnt. Doch seine Heimkehr kostete ihn beinahe das Leben. Er stahl sich von den Samen fort, ohne sich zu verabschieden, und schlug sich allein und als Seher verkleidet durch, wobei er viele Gefahren bestehen musste. Er litt unter Hunger, Durst und Erschöpfung, er musste Trolle, Schlangen und Draugar überwinden. Endlich aber erreichte er seine alte Heimat, wo er mit Tränen in den Augen durch die Straßen ging. Niemand kannte ihn, denn er gab sich auch hier nur als armer alter Seher aus.«
    Krähenbein machte eine Pause, und alle hielten den Atem an.
    » Natürlich war er glücklich, wieder zu Hause zu sein«, fuhr er fort, » und er überlegte, ob er sich zu erkennen geben sollte. Er hätte sich niederwerfen und um Verzeihung bitten können, dass er wegen einer solchen Kleinigkeit davongelaufen war, einem Vorfall, den man zweifellos nach ein, zwei Tagen vergessen hätte. Und gerade, als er sich dazu entschlossen hatte, kam er an einer Hütte vorbei und hörte die Stimme eines Mädchens, das sagte: » Mutter, sag mir, wann ich geboren bin. Dort draußen ist ein alter Seher, und ich möchte mir von ihm weissagen lassen.«
    » Die Mutter zögerte nicht. ›Meine Tochter‹, sagte sie, ›du bist an dem Abend geboren, als der alte Jarl furzte.‹ Sowie der Jarl dies hörte, stand er auf und floh zum letzten Mal, denn jetzt war sein Furz mit einem Datum verbunden, dessen man sich immer und ewig erinnern würde.«
    Das Gelächter dauerte lange an, auch wenn es bei Pallig ziemlich gequält klang. Trotzdem nahm er einen seiner Armreifen ab und warf ihn mit königlicher Geste Krähenbein zu, der ihn geschickt auffing. Der Skalde ließ den Kopf hängen wie eine welke Blume, denn er sah seine Belohnung schwinden.
    » Gute Geschichten, spannend erzählt«, sagte Pallig. » Wenn du so weitermachst, bekommst du den von meinem anderen Arm auch noch.«
    Krähenbein lachte, dann sah er mich kurz von der Seite an, und ich nickte.
    » Ich weiß keine weiteren Geschichten von bedeutungsschweren Fürzen«, sagte er zu den Gästen, und einige stöhnten in gespielter Enttäuschung, aber Krähenbein hielt die Hand mit dem Silberreif hoch.
    » Ich könnte von Thor erzählen, wie er versucht, die Weltenschlange zu fangen«, sagte er langsam und sah Pallig an, der mit dem Rücken an die Schnitzarbeit gelehnt dasaß, die diese Szene zeigte. Er rutschte nervös herum und sah mich an, und ich hoffte, mein alter Sitz würde ihm dabei Splitter in den Arsch jagen.
    » Andererseits«, sagte Krähenbein langsam, » erlebt man ja Geschichten über Taten von besonderer Stärke am besten aus erster Hand. Zum Glück haben wir hier einen der Eingeschworenen, der diese Kräfte Thors besitzt.«
    Wie verabredet stand Finn auf und breitete die Arme aus, als wollte er sie alle umarmen, er drehte sich nach links und rechts und wurde gleichzeitig bejubelt und verspottet– doch die Spötter waren leise, denn die meisten hatten von Finns Ruhm gehört.
    » Ich bin Finn Rosskopf aus Skani, das man auch Schonen nennt«, verkündete er und reckte seinen Bart vor. » Wenn ich furze, stürzen Mauern ein. Auf meinem Schwanz sitzen Drachen wie Vöglein auf einem Zweig.«
    Ich beobachtete Pallig, der einem Sklaven mit einer fast unmerklichen Kopfbewegung ein Zeichen gab, sodass er die Halle verließ. Jetzt kommt der schwierige Teil, dachte ich.
    » Also– ein Kräftemessen, Finn Rosskopf«, sagte Pallig und grinste bösartig wie eine gefangene Ratte. » Armdrücken vielleicht?«
    » Mit dir, Jarl Pallig?«, fragte Finn so spöttisch, dass Pallig die Zornröte ins Gesicht stieg und er fast aufgesprungen wäre. Doch er beruhigte sich und schaffte es auch bald wieder, zu lächeln.
    » Mit meinem Streiter«, verkündete er. Wie durch Zauber stand der Mann selbst plötzlich in der Halle, und alle Köpfe drehten sich zu ihm um. Alle hielten den Atem an.
    Natürlich trug er ein Kettenhemd, dazu einen mit Silber verzierten Helm, und er musste sich bücken, als er durch die Tür kam. Er hatte eine Langaxt in der Hand, das Zeichen eines Erwählten des Jarls, und er trug sie so leicht, wie ein Kind einen Stock trägt.
    » Stammkel Kriegszahn«, verkündete Pallig, und die Wände hallten wider vom Jubel seiner Rudergefährten. Pallig musterte das große,