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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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wirst schon sehen.«
    Ich brauchte nicht zu fragen, wen er meinte, und vielleicht hatte er recht. Ich fragte, ob die Vögel ihm mitgeteilt hatten, was Schwarzauge plante. Als Antwort rümpfte er nur die Nase, obwohl ich es gar nicht spöttisch gemeint hatte. Trotzdem wies ich Finnlaith und Ospak an, nicht nur darauf zu achten, dass das Mädchen nicht flüchtete, sondern auch nach Besuchern Ausschau zu halten, die womöglich schon mit ihrem Schwanz in der Hand hier auftauchten, wenn wir für die Nacht anlegten. Trotz des grauen Himmels gab es noch immer etwas Tageslicht, also hatten unsere Jäger noch Gelegenheit, loszuziehen.
    Als es dunkel war, aßen wir gebratene Enten zu unseren Pferdebohnen, dazu frischen Fisch aus dem Fluss mit wilden Zwiebeln. Ich öffnete einen Bierschlauch, gerade genug für jeden, um das Mahl anständig abzurunden, aber nicht so viel, dass es Ärger geben würde. Die Männer saßen ums Feuer, lachten und sangen unanständige Lieder, hielten Wettkämpfe im Armdrücken ab und sahen bewundernd zu, wie unter Onund Hnufas Schnitzmesser allmählich ein lebendiger Elch aus dem Eschenholz zum Vorschein kam.
    Die frische Nachtluft belebte uns alle, und Bjaelfi wickelte eine Harfe aus. Eigentlich war es Klepp Spakis Instrument, aber ehe wir aufbrachen, hatte er es Bjaelfi gegeben, denn weder er noch Vuokko waren mit uns gekommen. Sie wollten lieber unseren Gedenkstein fertigstellen, und dagegen hatte ich nichts einzuwenden. Jetzt spielte Bjaelfi für uns, und selbst Finnlaith und die Iren nickten wohlwollend.
    » Obwohl man ja sagen muss«, sagte Finnlaith bedächtig, » dass dein Instrument zwar wie eine Harfe aussieht, aber nur so weit eine Harfe ist, wie eine Henne eine Ente ist.«
    » Denn eine richtige Harfe«, sagte einer der Iren – ein rothaariger Riese, der wie alle seiner Landsleute einen sehr langen Namen hatte, er hieß Murrough mac Mael mac Buadhach mac Caerbhall – » klingt wie ein Traum, der vor einem schwebt, weil sie Saiten aus feinem Rehdarm hat, die man zupft, statt Saiten aus Pferdehaar, über die man kratzt wie mit der stumpfen Messerklinge übers Kinn.«
    » Sie wachsen zu einer richtigen Mannschaft zusammen«, sagte Finn leise, während die Frotzeleien und das Gelächter weitergingen. Sein Gesicht war rot vom Feuerschein, und sein Haar wehte im Wind.
    » Bis auf Krähenbein«, fuhr er fort und machte eine Kopfbewegung zu dem Jungen hin, der mit düsterem Gesicht zusah, wie Onund schnitzte. Er wollte weder ein neues Tier am Bug, noch wollte er, dass sein Schiff in Fjord Elk umbenannt wurde.
    » Wir werden dafür noch bezahlen«, sagte ich, und Finn nickte seufzend. Bjaelfi strich weiter über seine Harfe und sang.
    Mit Trauer im Herzen sehnt sich der Flüchtling
    Nach der Straße der Wale, dem weiten Meer.
    Besser dieses Schicksal aus Odins Hand
    als das tote Leben an Land.
    Diejenigen, die nahe genug saßen und die Worte hören konnten, brummten beifällig, und Finns leises » Heya« allein war schon höchstes Lob. Ich stellte fest, dass ich Finn seit Langem nicht mehr so zufrieden gesehen hatte, und der Schatten des Stevenkopfes, der hinter ihm aufragte, war wie ein Symbol: Finn war da, wo er am glücklichsten war.
    Und was noch schlimmer war– wie ich mit einem Schuldgefühl bei dem Gedanken an die Zurückgebliebenen auf Hestreng feststellte–, mir ging es genauso. Vielleicht lag es daran, dass die Eingeschworenen die einzige Familie war, die sich wegen dem, was ich getan hatte, nicht von mir abwandte.

Kapitel 12
    Der Wind drehte und blies jetzt von hinten, bald darauf flaute er weiter ab, und so kamen wir in den folgenden Tagen gut voran, obwohl es oft regnete. Wie Schwarzauge vorausgesagt hatte, sahen wir hinter den Bäumen am Ufer keine Anzeichen von Leben, sondern erst in größerer Entfernung, aber ich war überzeugt, dass sich unsere Anwesenheit jetzt allgemein herumgesprochen hatte. Ich hoffte, friedliche Bewohner anzutreffen, die mir über einen Mönch, einen Jungen und ein Schiff Auskunft geben würden.
    Unser Schiff glitt mühelos dahin, und da alle Ruderbänke besetzt waren, war es für die Männer auch nicht anstrengend. Trollaskegg wollte das Segel nicht setzen, denn der Wind drehte ständig, und der Fluss war nicht breit genug, um etwaige Fehler zu korrigieren. Der Himmel wechselte zwischen Blassblau und Grau, dann wieder ballten sich Wolken zusammen wie große, dunkle Felswände.
    Ruhig zogen die Männer ihre Bahn und sangen Rudergesänge, bei denen jede

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