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Rache - die Handschrift des kleinen Mannes - Erlebnisse eines Leipziger Antiquitaetenhaendlers

Rache - die Handschrift des kleinen Mannes - Erlebnisse eines Leipziger Antiquitaetenhaendlers

Titel: Rache - die Handschrift des kleinen Mannes - Erlebnisse eines Leipziger Antiquitaetenhaendlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schmidt
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mit einer Schrotflinte draufgehalten. »Is’n Jungfahrzeug!«, sagte Röhl und schloss die Fahrzeugtür auf. Ich setzte mich auf den Fahrersitz. Besonders auffällig war wieder mal der Kilometerstand auf dem fünfstelligen Zählwerk des Tachos – dieses Mal standen da nur 15.000 Km. »War’n Dienstfahrzeug!«, erklärte mir Röhl, »ist deshalb so wenig gelaufen!« Nach dem ich diesen Unsinn hörte, war ich mir sicher, dass vorn eine Eins oder vielleicht auch eine Zwei fehlte. Als ich unter die Motorhaube sehen wollte, war Röhl plötzlich in Eile. »Da haut’s doch dem Fass den Boden aus!«, dachte ich, vor allem wegen des wieder mal »schweinischen« Preises. Ich stieg aus dem PKW und lief begeistert um ihn herum, einmal nach links und dann wieder nach rechts. »Und?«, fragte Röhl. »Der Isses«, schwindelte ich. Dann sah ich vor, den VW-Käfer an meine Schwester, die in Wirklichkeit nicht existierte, zu vermitteln. »Gebe fünf Prozent Rabatt«, sagte Röhl jetzt. Damit war ich einverstanden. Nun lenkte ich das Gespräch wieder auf die Möglichkeiten der Werbung in unserem Stadtanzeiger. Röhl dirigierte mich über »hundert Ecken« in sein Büro, welches sich inmitten verworfener, abbruchreifer Gebäudekomplexe befand. Er schien nun anzubeißen und fragte, was ein Inserat kosten würde. »Und bitte sichtbar platzieren, oben im Deckblatt, wenn’s geht!« Damit meinte er ein Stück von der Titelseite. Ich glaubte nicht im Entferntesten daran, dass ich bei Röhl eine derartig Anzeige »abdrücken« könnte. Als ich den Preis von 190 DM für eine gestaltete Anzeige in der Größe 10 x 8 Zentimetern fertig hatte, verlangte er, dass ich ihm die Zeit für die Anzeigenberatung als Rabatt gewähren würde. Das war natürlich ironisch und zugleich ernst gemeint, weil der Stadtanzeiger, wie ich zugeben muss, saftige Preise »auf Lager« hatte. Ich benötigte für die Kalkulation dieser Anzeige einschließlich der Gestaltung bzw. Umrandung über eine Stunde, weil ich während der Beratung alles an Variationen vorposamentieren musste. »Macht summa summarum 50 DM!«, sagte Röhl. Da die zweite Stunde der Verhandlung angebrochen war, legte er noch 25 DM drauf. Es war einfach nicht zu fassen, wollte er doch mit seinem Fahrzeughandel in positive Schlagzeilen geraten und zog dann von ihm veranschlagte 70 DM Selbstkosten vom Anzeigenpreis wieder ab! Es gab Fünf-DM-Kleinanzeigen im Fließsatz, die für mich wenig lukrativ waren. »Kleinvieh macht auch Mist!«, sagte ich mir und überlegte, ob ich den Autohändler nicht doch besser zu solch einem Kleinstauftrag animieren sollte. »Besser den Sperling in der Hand, als die Taube auf dem Dach!«, sagte ich mir. Meine Provision betrug nur fünf Prozent und das fand ich lächerlich. Ich zog alle Register. Da ich die technischen Daten eines Opel Kadett-Caravan kannte, spielte ich sie als besondere Vorzüge in den Vordergrund. Das gefiel Röhl, denn er fragte mich, was solch eine Anzeige nun in Wirklichkeit kosten würde. Um nicht noch einmal mit dem ganzen Schlamassel von vorn beginnen zu müssen, feilte ich an den Millimetern herum, weil sich der Preis danach richtete. Die Anzeige wurde etwas kleiner. Aus diesem Grund verzichtete Röhl darauf, eigene Selbstkosten in Ansatz zu bringen. Ich brachte den ganzen Verhandlungsablauf durcheinander, weil ich mich nach dem Fahrzeugbrief des betreffenden Opel-Kadett erkundigte. Das Inserat wurde auf Grund des gestalterischen Aufwandes zwar teurer, aber Röhl hat das gar nicht mehr interessiert. Die Anzeige wurde auf Seite 2 innen unter einer protzigen Überschrift platziert, die da lautete: LOKAL-PANORAMA. Das Werbeinserat enthielt einige Vorzugspreise sowie abgebildete Fahrzeugtypen, die derzeitig im Angebot waren. Nun ging es ans Bezahlen. Röhl machte eine enorme Brühe. Er kramte all seine Utensilien aus den Jackentaschen und schmiss sie auf den Tisch, als wollte er seine Kledage der Schnellreinigung übergeben. Dann ließ er sich auf seinen Schemel fallen, steckte den Finger in die Wählerscheibe seines Telefons und wählte. Dann gab er es auf und verschwand auf der Toilette. Da lag vor meiner Nase Röhls Ausweis. Ich sah hinein und las: Röhl, Werner, geboren am 26.7. 1943 in Wiesloch, wohnhaft ebenda, Dorfplatz 8, PLZ 069168 ...
    Ich fand noch den Wisch einer Berufsinnung, vermutlich die, in der er integriert war. »Beruf: Bäckergeselle«, las ich.
    Röhl war wieder anwesend und wischte seine Hände vorn am Hemd trocken, dann

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