Rache einer Hure ROTE LATERNE Band 9 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
noch ein, Frau Pitmann?«
»Iris Pollmann, die Freundin von Malten. Seine Tülle, wenn Sie es genau wissen wollen, die hat auch 'nen Umschlag von Vera bekommen. Vera hat es mir gesagt. Vera hat gesagt, dass sie Polly nicht traut. Ich war dabei, als Vera ihr den Umschlag gegeben hat.«
»Ach, und wo finde ich diese Iris Pollmann?«
»Muss ich gucken«, sagte Pitty. »Sie wohnt auf Sankt Georg. Ist 'ne alte Bude. Lauter Strichweiber, wissen Sie? Ist nicht gut, wenn Sie dorthin gehen. Vielleicht lassen Sie Polly besser zu sich kommen.«
Er lächelte wieder beinahe mitleidig.
»Ich danke Ihnen für Ihre Ratschläge, Frau Pitmann. Ich werde mir das alles gut durch den Kopf gehen lassen.«
»Machen Sie sich lustig über mich?«, fragte sie ihn mit schräg gelegtem Kopf.
»Aber nein, Frau Pitmann, ich glaube, dazu ist doch wohl die Angelegenheit viel zu ernst.«
»Das ist sie allerdings«, sagte Pitty. »Aber wenn Sie jetzt vielleicht doch gehen wollen. Wissen Sie, hier im Milieu haben die Leute immer einen Riecher für Polizei. Und Polizei ist schlecht für mein Geschäft.«
Man musste Iris Pollmann nicht extra vorladen. Sie tauchte bereits am folgenden Tag auf dem Polizeipräsidium auf und wünschte den Beamten zu sprechen, der mit der Sache Vera Wassilowski betraut war. Iris Pollmann landete bei Grätner. Grätner kannte die Prostituierte noch aus der Zeit, als er Veras eigenen Fall bearbeitet hatte. Außerdem war die Pollmann schon einige Male unangenehm aufgefallen. Man hatte ihr Beischlafdiebstahl vorgeworfen, ihn aber dann letztlich doch nicht beweisen können.
»Ach, Polly«, sagte der alte Grätner verschmitzt. Er pflegte mit den Dirnen von Sankt Pauli einen lockeren Umgangston. Er wusste, dass dies ganz gut ankam. Er hatte ein Fingerspitzengefühl dafür entwickelt.
»Hallo, Herr Kommissar, noch immer auf dem Dampfer?«, fragte Polly.
»Eigentlich wäre ich schon runter von diesem Dampfer, Polly. Aber nachdem jetzt diese Sache mit Vera passiert ist, bleibe ich dran. Soll ich dir sagen, wie lange ich dranbleibe?« Er beugte sich ein wenig vor und kniff seine Augen zusammen. »Um es genau zu sagen, bleibe ich so lange dran, bis ich Malten hinter Schloss und Riegel weiß. «
»Ich glaube nicht, dass Malten etwas mit der Sache zu tun hat«, sagte Polly hart.
»Weil er dein Lude ist und weil er dir geboten hat, deine Schnauze zu halten, nicht wahr?«
»Wir sind zwar immer miteinander gut ausgekommen, Herr Kommissar. Aber wenn Sie frech werden, dann kann sich das von einer Stunde auf die andere ändern, ist das klar?«
»Völlig glasklar«, sagte Grätner ruhig. »Also, weshalb bist du hier, Polly? Hast du 'ne Aussage zu machen?«
»Eine Aussage eigentlich nicht«, sagte Iris Pollmann und öffnete ihre Handtasche. »Ich habe hier vielmehr Veras Testament. Ich habe es bereits geöffnet. Ich habe es vor einigen Tagen bereits geöffnet. Einen Tag, nachdem die Geschichte mit Vera passiert ist.«
»Ach, das ist ja interessant. Darf ich mal sehen?«
»Bitte«, sagte Polly und reichte ihm mit spitzen Fingern das Kuvert. Es war über dem Klebeband aufgeschlitzt. Grätner nahm den Inhalt heraus. Es handelte sich dabei um ein Blatt. Er las es durch und zog dabei die Brauen in die Höhe.
»Demnach erbst du die Hälfte von Veras Vermögen«, sagte er.
»So ist es«, erklärte sie. »Mir ist völlig egal, wie das mit Vera wird. Wir waren nie die besten Freundinnen, und ich versichere Ihnen, dass ich überhaupt nicht weiß, wie Vera dazu kommt, mir etwas zu vermachen. Aber wie Sie sehen, hat sie es getan. Den Rest des Geldes soll ich auf das angegebene Konto des Tierschutzvereins überweisen, so steht es. Also, wann kann ich über das Geld verfügen?«
»Mann o Mann, Polly, du legst ja ein Tempo vor! So schnell geht das nun auch wieder nicht. Solange der Mord an Vera Wassilowski nicht vollständig geklärt ist, wird auch ihr Vermögen nicht freigegeben.«
»Scheiße«, sagte Polly, »und dabei habe ich ...«
»Was hast du, Polly?«
»Ich wollt mir 'ne neue Wohnzimmereinrichtung kaufen«, sagte sie. »Es steht doch hier geschrieben, dass ich nach dem Tode von Vera über das Geld verfügen kann. Oder steht es nicht da?«
»Doch, doch. Aber wir haben die Leiche von Vera Wassilowski noch nicht. Wir wissen überhaupt noch nichts über die genauen Umstände.«
»Also muss ich wohl warten?«
»Das wirst du wohl müssen, Polly, leider«, sagte Grätner. »Hast du uns vielleicht sonst noch etwas
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