Rache einer Hure ROTE LATERNE Band 9 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
hinwegsetzen. Aber du kennst wohl auch dieses Gefühl, das wir alle entwickeln und auf das wir uns eigentlich meistens verlassen können. Im Fall Vera Wassilowski hatte mir dieses Gefühl gesagt, dass sie nicht schuldig war.«
»Und was hat das jetzt mit ihrem Tod zu tun?«
»Ich denke«, sagte Grätner, »dass es eine ganze Menge mit Veras Tod zu tun hat.«
»Und wie kommst du darauf?«
»Das will ich dir erklären, mein Junge. Wenn du dir die Akte genau vornimmst, dann wirst du immer wieder darauf stoßen, dass Vera seinerzeit behauptet hat, der Täter sei Hubert Malten gewesen. Vera hat es nicht beweisen können. Sie hat gekämpft wie ein Tier. Aber sie war den Beweis für ihre Unschuld eben einfach schuldig geblieben. Dafür war es der Staatsanwaltschaft gelungen, oder besser gesagt uns ist es gelungen, den Beweis für ihre Schuld zu liefern. Vera hat sich dagegen gewehrt. Ich traf sie vor einiger Zeit am Alsterufer. Wir gingen ein Stück miteinander und plauderten über alte Zeiten. Vera hat mir erklärt, dass sie Rache geschworen habe.«
»Wem? Der Kripo? Den Staatsanwälten?«
»Nein, nein, weder noch«, antwortete Grätner darauf. »Vera hat geschworen, sich an Malten zu rächen. Malten, so sagte sie mir, habe sie in das Gefängnis gebracht und Malten müsse dafür bezahlen.«
Bert Jensen lächelte ein wenig zynisch.
»Wollte sie ihn vielleicht umbringen?«, fragte er sarkastisch.
»Nein, sie wollte ihn nicht umbringen. Es war viel schlimmer. Sie hatte sich vorgenommen, den Beweis dafür zu liefern, dass nicht sie, sondern Hubert Malten seinerzeit die Tat begangen hatte. «
»Das ist doch lachhaft!«
»Findest du? Ich finde es absolut nicht lächerlich. Ich habe Vera als eine sehr entschlossene Persönlichkeit kennengelernt. Als eine.Frau, die wohl stets genau wusste, was sie wollte. Sie hat gewusst, wovon sie sprach, als sie damals von Beweisen redete. Irma Pitmann hat mir ja dann erzählt, dass Vera diese Beweise wohl gehabt haben musste, bevor sie starb.«
»Beweise gegen Malten?«
»Vermutlich«, erklärte der alte Kriminalbeamte nachdenklich. »Aber ich kenne Malten. Ich sage dir, Junge, wenn er es tatsächlich gewesen ist, der Vera über den großen Teich geschickt hat, dann haben wir alle Mühe, ihm das zu beweisen. Malten ist gerissen und clever. Er hat schon manchen von uns ins Stolpern gebracht. Das kannst du mir glauben.«
»Du glaubst also, dass er es war, der diese Vera Wassilowski umgebracht hat?«
»Ich habe etwas anderes vor«, erklärte Karl Grätner.
»Worauf warten wir dann noch? Warum nehmen wir ihn nicht einfach fest?«
»Einfach so?« fragte Grätner lächelnd. »Hast du vielleicht die Beweise? Willst du mir vielleicht die Beweise für seine Schuld liefern? Wir haben nichts in den Händen. Wir wissen lediglich, dass das Blut, das in der Wohnung gefunden wurde, mit dem von Vera identisch ist. Wir wissen weiter, dass Malten dieses Mädchen bedroht hat. Doch drohen kann jeder. Ob er seine Drohungen dann doch in die Tat umsetzt, bleibt immer dahingestellt. Nein, nein, ich denke, wir müssen hier ganz von vorn anfangen. Auf uns wird eine verdammt schwierige Aufgabe zukommen.«
»Und die wäre?«
»Wir können an Malten nur über das Milieu herankommen. Eine andere Möglichkeit haben wir nicht. Von unseren Verhören und Recherchen hängt nun alles ab. Eigentlich wollte ich mich nicht mehr damit beschäftigen. Ich hatte mit meiner Arbeit als Kriminalbeamter schon abgeschlossen. Aber ...«
»Aber was?«
»Ich weiß nicht. Ich habe so das Gefühl, als ob ich es Vera schuldig wäre, mich um diese Sache zu kümmern.«
»Sie war doch nur 'ne Dirne ...«
»Aber sie wurde ermordet, verdammt!«, brüllte Grätner und ließ nun seine Faust auf den Tisch krachen. »Sie wurde umgebracht, ob Dirne oder nicht, welche Rolle spielt das? Ich habe dir vorhin erklärt, dass sie eine ganz großartige Frau gewesen ist.«
»Warst wohl früher ein bisschen verknallt in sie?«
»Lass diesen Sarkasmus. Er passt überhaupt nicht zu dir. Hör mir jetzt lieber gut zu, was ich dir zu sagen habe.«
Aufmerksam lauschte Bert Jensen den Worten seines älteren Kollegen.
»Also, »Schmuckkörbchen« heißt die Kneipe. Ich habe es mir notiert.«
»Ja, »Schmuckkörbchen«. Irma Pitmann hast du ja bereits kennengelernt. Ich glaube, sie ist 'ne ganz gute und ehrliche Haut. Es kommt nur darauf an, wie du sie anfasst. Sei nie grob oder ausfallend zu ihr. Das mag sie nicht. Und wenn Pitty - so nennt man
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