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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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bleiben würde.
    Ihr Frühstücksgespräch war entspannt und locker, es drehte sich um das Alter des Hauses (500 Jahre, grob geschätzt), wer das Tuch mit dem Vaterunser an der Wand bestickt hatte (Großtante Carrie) und warum über einem offenen Feuer geröstetes Brot so viel besser schmeckte als gegrilltes oder getoastetes (wie hätte es anders sein können?). Aber schließlich meinte sie, es wäre an der Zeit, zu sagen: »Also, Wolf, um noch mal auf das Geld zurückzukommen …«
    »Nicht bevor der Abwasch gemacht ist«, sagte er entschieden.
    »Ist das schon wieder so eine alte cumbrische Sitte?«
    »Allerdings. Wir haben immer erst gespült, bevor wir losgezogen sind, um Schotten oder Iren zu erschlagen. Wer auch immer gerade ins Land eingefallen war.«
    Dann hattest du gestern offenbar nicht vor, Kelten niederzumetzeln, dachte sie in Gedanken an das schmutzige Geschirr in der Spüle.
    Sie stand auf und ging zur Spüle.
    »Dann mal los«, sagte sie. »Spülmittel?«
    »Scheint alle zu sein«, sagte er und trat neben sie. »Hören Sie, das wird ein bisschen eng hier vor der kleinen Spüle. Gehen Sie doch mal nachschauen, ob Ihr Auto die Nacht überlebt hat. Sneck, du gehst mit Elfe.«
    Wären die Umstände anders gewesen, hätte sie vielleicht erwidert, sie hätte nichts gegen ein bisschen Gedränge. Stattdessen zog sie sich gehorsam ihre Jacke über und ging vorsichtig durch den Hof, den der Frost in ein Eismeer verwandelt hatte.
    Sneck war ebenso gehorsam und folgte ihr. Ob er sie behüten oder bloß bewachen sollte, wusste sie nicht, und sie hatte auch nicht vor, es herauszufinden, indem sie von dem direkten Weg die Einfahrt hoch zu ihrem Auto abwich.
    Die Decken waren noch an Ort und Stelle, steif gefroren. Sie setzte sich ins Auto und drehte den Zündschlüssel. Der Motor sprang auf Anhieb an, und sie ließ ihn laufen, während sie den Kofferraum öffnete. Sie nahm ihre Wanderstiefel heraus. War es etwa Eitelkeit gewesen, die sie gestern bei ihrer Ankunft davon abgehalten hatte, ihre schicken Turnschuhe gegen vernünftigeres Schuhwerk zu tauschen? Sie nahm eine rasche Selbstanalyse vor. Psychiater waren ebenso anfällig für widersprüchliche Motive wie andere Menschen auch, aber sie sollten sich sehr viel mehr darüber im Klaren sein! Nein, befand sie. Gestern Nachmittag war der Boden so weit aufgetaut gewesen, dass die Einfahrt eher matschig als glatt war. Heute Morgen jedoch war ein bisschen Stabilität ausgesprochen ratsam. Einen verstauchten Knöchel konnte sie nun wirklich nicht gebrauchen.
    Wäre es denkbar, dass Hadda diese Möglichkeit in Betracht gezogen hatte, als er sie zu ihrem Auto schickte?
    Jetzt wurde sie aber wirklich paranoid!
    Sie schreckte aus ihren Überlegungen auf, als Sneck ein lautes Bellen ausstieß.
    Nach einer Weile hörte sie, was er schon länger gehört hatte, ein näher kommendes Auto, und gleich darauf kam ein blauer Micra, den sie zuletzt vor dem Pfarrhaus gesehen hatte, in Sicht.
    Zu ihrer Verblüffung lief Sneck dem Auto schwanzwedelnd entgegen.
    Luke Hollins stieg aus und hielt dem Hund die offene Hand hin, auf der etwas lag, das Sneck erstaunlich behutsam wegnahm.
    »Das ist eine ziemlich überzeugende Demonstration der Macht des Glaubens«, sagte Alva.
    »Leider bloß der Macht von Leckerchen«, entgegnete Hollins. »Zusammen mit den Lebensmitteln bring ich auch immer eine Packung Hundekekse mit. Heute gibt’s keine Lebensmittel, aber zum Glück hab ich dran gedacht, mir eine Handvoll Honigpops einzustecken. Und Sie? Was haben Sie angestellt, um die Bestie zu zähmen?«
    Sneck war an Alvas Seite zurückgekehrt und legte sich jetzt auf den eisigen Boden, seine warme Schulter an ihr Bein gedrückt.
    »Eigentlich nichts. Ich hatte als Kind einen Hund. Er war nicht ganz so wolfsartig wie der hier, aber ziemlich verrückt. Er hieß Spot, aber mein Vater meinte, ich hätte ihn Genügend nennen sollen.«
    Hollins blickte verwirrt, und Alva lachte und sagte: »Wird denn heutzutage in der Kirche nicht mehr die Bibel studiert? Genügend ist die Plage . Spot hat die ganze Nachbarschaft terrorisiert, den Garten umgegraben und das Mobiliar angeknabbert, wenn er allein im Haus war.«
    »Dann haben Sie ja Erfahrung im Umgang mit wilden Kreaturen«, sagte er.
    Als er das sagte, schaute er zum Haus hinüber.
    Sie runzelte die Stirn und sagte leichthin: »Also, wenn es nicht die Lebensmittellieferung ist, was führt Sie dann her?«
    »Ich wollte mich bloß vergewissern, dass alles in

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