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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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geworden. Es war ein solides Doppelhaus aus der Vorkriegszeit, so robust gebaut, dass es würdevoll fast hundert Jahre überstanden hatte und jetzt mehr wert war als die ganze Straße in den 1930ern gekostet hätte.
    Als Trapp die Haustür öffnete, stellte sich ihnen Sneck mit geschwollenem Kamm, gebleckten Zähnen und einem tiefen drohenden Knurren entgegen. Dann, nachdem er seinen Herrn für die herzlose Vernachlässigung seiner Pflichten gebührend getadelt hatte, verzieh er ihm, indem er auf ihn zulief und Haddas Gesicht mit nasser Zunge bearbeitete.
    »Hunde und Nonnen«, sagte Trapp. »Das nenn ich Charisma.«
    Doll Trapp erschien, schob Sneck kurzerhand beiseite und umarmte Hadda.
    »Gattinnen auch«, sagte er und zwinkerte Trapp über den Kopf der Frau hinweg zu. »Himmel, Doll, zerquetsch mich nicht.«
    Mrs Trapps Leibesumfang hätte für ihren Mann zweimal gereicht. Sie hatte ein breites Gesicht, dessen von Natur aus gestrenge Miene sie durch die Wahl ihrer Haarfarbe zu mildern versuchte – vergeblich. Heute war ihr Haar zartrosa.
    »Du bist ja nur noch Haut und Knochen, Wolf«, erklärte sie und ließ ihn los. »Das liegt an diesem ausländischen Fraß. Du bist bestimmt ausgehungert. Kommt rein. Das Abendessen ist fertig.«
    Sie gingen ins Esszimmer. Hadda hätte so einiges lieber gemacht, aber bei Doll war Gehorsam die beste Taktik.
    Sie aßen Rindfleisch-Nieren-Pastete gefolgt von Apfelkuchen mit Vanillesoße und spülten alles mit starkem Tee herunter. Alkohol kam den Trapps nicht ins Haus. Trapp war jetzt seit zwei Jahrzehnten trocken, und Doll hatte sich fest vorgenommen, dass er in seinen eigenen vier Wänden niemals in Versuchung geführt werden sollte.
    Die Atmosphäre beim Essen war angenehm, ebenso die Unterhaltung, bei der Doll eindeutig den Ton angab. Jeder, der sie sah und hörte, hätte sie für eine eingefleischte Hausfrau gehalten, deren Interessen um Küche und Familie kreisten, doch Hadda wusste es besser. Trapps Entscheidungen, seien sie nun beruflicher oder privater Natur, wurden allesamt erst nach Absprache mit ihr getroffen. Hadda säße jetzt nicht hier an diesem Tisch, wenn sie es nicht abgenickt hätte, und das war eine Bestätigung, die ihm mehr bedeutete als sein verlorener Titel.
    Am Ende der Mahlzeit fragte Doll: »Bleibst du länger bei uns, Wolf?«
    »Nur heute Nacht. Ich habe morgen einen Termin bei meinem Aufpasser in Carlisle, also werde ich ganz früh losfahren, damit ich nicht in einen Stau komme. Ihr müsst nicht extra mit aufstehen.«
    »Sei nicht albern. Ich will mich doch von meinem lieben Sneckie verabschieden. Ich werde ihn vermissen.«
    Hadda schaute nach unten auf den Hund, der neben seinem Stuhl lag, und erntete einen Blick zurück, den er, wenn er einen Hang zur Anthropomorphisierung gehabt hätte, als »Und was bitte schön ist daran so komisch?«, hätte deuten können.
    Trapp sagte: »Ich hab das Handy in dein Zimmer gelegt. Und meine aktualisierte Akte.«
    Er sagte: »Danke«, und entschuldigte sich.
    Auf dem Bett lagen das Handy und ein Ordner.
    Zuerst hörte er seine Nachrichten ab. Zwei waren von Luke Hollins, der hoffte, dass es ihm gut ging, und ihn bat, sich zu melden. Und drei von Davy McLucky. Die erste war vom Vortag, die zweite klang schon drängender, und die letzte hatte er erst vor wenigen Stunden hinterlassen.
    »Hadda, verdammt noch mal, das ist die letzte Gelegenheit, was auch immer Sie treiben, rufen Sie mich an. Ich muss mit Ihnen reden. Sofort!«
    Er drückte die Rückruftaste.
    »McLucky.«
    »Hadda. Sie hatten angerufen.«
    »Wo haben Sie gesteckt?«
    »Nirgendwo. Tut mir leid, dass ich mich nicht früher gemeldet habe. Mein Akku war leer, und ich hab ihn gerade erst wieder aufgeladen. Also, wo brennt’s denn?«
    Schweigen. Das Schweigen des Zweifels? Vielleicht. Aber wieso sollte der Schotte auf eine sehr glaubhafte Lüge mit solcher Skepsis reagieren?
    Jetzt sprach er weiter.
    »Der alte Kumpel aus meiner Zeit beim Yard, von dem ich Medlers Adresse bekommen hab, hat mich angerufen. Hat gesagt, falls ich Medler noch nicht kontaktiert hätte, könnte ich mir die Mühe sparen. Für Arnie ist das gute Leben vorbei. Er ist tot.«
    » Was? «
    »Sie wussten es also noch nicht?«
    »Nein, woher auch? Ist es in den Nachrichten gekommen?«
    »Nein, und das wird es wahrscheinlich auch nicht. Das Yard ist benachrichtigt worden, weil Medler früher in dem Laden gearbeitet hat, aber anscheinend gibt’s ein Memo, die Sache möglichst unter

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