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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Imo.«
    »Wirklich nicht, Daddy?«, sagte Imogen. »Fahren wir nach Hause. Bin gespannt, was es zum Lunch gibt.«
    Sie entfernte sich. Pavel Nikitin eilte ihr nach.
    »Alles in Ordnung mit Imo?«, fragte Sir Leon seinen Schwiegersohn.
    »Soweit das überhaupt je jemand beurteilen kann«, sagte Estover. Er wandte langsam den Kopf und betrachtete die Landschaft jenseits der Kirche und der verstreut liegenden Häuser des Dorfes. Die Berge zeichneten sich scharf wie Wolfszähne gegen den kalten blauen Himmel ab, die Ränder weiß schimmernd, die zerklüfteten tieferen Hänge, wo der Frost seine eisige Umklammerung gelöst hatte, wie krankes Zahnfleisch mit schwarzen Ablagerungen. Er sehnte sich zurück nach London.
    »Könnte glatt der Scheißkaukasus sein«, sagte er mit einem Frösteln.
    Lady Kira stieß ein überraschendes, schrilles Lachen aus.
    »Sei nicht albern, Toby«, sagte sie. »Der Kaukasus ist was völlig anderes. Da wäre Mr Collins schon längst von wilden Pferden gevierteilt worden.«
    Dann folgte sie ihrer Tochter und ihrem Cousin soundsovielten Grades.
    »Sie liest viel«, sagte Sir Leon entschuldigend. »Soweit ich weiß, ist sie dem Kaukasus nie näher gekommen als bis Monte Carlo.«
    Die beiden Männer genossen einen seltenen Moment der Verbundenheit, dann riefen sie den Rest der Gesellschaft zusammen und folgten Lady Kira.
    Und endlich gingen auch die wenigen Dörfler, die sich hinter der Friedhofsmauer herumgedrückt hatten, in dem Bewusstsein nach Hause, dass die Vorstellung für diesen Weihnachtstag zu Ende war.

3
    Zwei Tage nach Weihnachten humpelte Wolf Hadda im Luton Airport langsam durch den Ausgang für Reisende, die nichts zu verzollen hatten. Er war kaum von den betagten Leutchen zu unterscheiden, die ihn begleiteten und sich auf ihre mit Schmugglerware gefüllten Gepäckwagen stützten wie auf Rollatoren, um bei möglicherweise misstrauischen Zollbeamten Mitleid zu wecken.
    Als er nach draußen trat, stand Edgar Trapp unter den Wartenden, von denen die meisten vordrängten, um ihre älteren Verwandten zu begrüßen, als wären sie gerade aus dem Dreißigjährigen Krieg heimgekehrt. Ehe er Trapp erreichte, schlang eine Frau mit kantigem Gesicht, die einen pinkfarbenen Overall und ein ebensolches Nonnenkopftuch trug und auf ihren Gepäckwagen genug Zigaretten geladen hatte, um ein ganzes Kloster auszuräuchern, ihren freien Arm um seinen Hals und gab ihm einen langen schmatzenden Kuss.
    »War nett, dich kennenzulernen, Wally«, sagte sie. »Hast du dir auch wirklich meine Adresse aufgeschrieben? Du musst dich unbedingt bei mir melden, Schätzchen. Pass auf dich auf und geh mit Gott.«
    Er löste sich mit Mühe und dem Versprechen immerwährender Freundschaft von ihr.
    Trapp sagte: »Da hast du wohl auf jemanden ganz schön Eindruck gemacht. Ist sie wirklich Nonne?«
    Er sagte: »Wenn ja, möge Gott uns beistehen! Ich weiß nicht, was der staatliche Gesundheitsdienst diesen Leutchen einflößt, aber es gehört verboten. Ed, was hast du dir bloß dabei gedacht?«
    »Du hast gesagt, du willst möglichst wenig auffallen. Da schien mir eine Rentnerpauschalreise nach Fuengirola genau richtig.«
    »Das werde ich jetzt mal überhören. Wie hat Sneck sich benommen?«
    »Hat Doll einmal angeknurrt, aber dann hat sie ihn ordentlich ausgeschimpft, und seitdem ist er lammfromm.«
    Hadda nickte verständnisvoll. Er hätte sich an Snecks Stelle genauso verhalten.
    Als sie in Trapps alten Toyota gestiegen waren, sprach Hadda, der seinen Anwalt auch ohne Ablenkung für einen reichlich schlechten Autofahrer hielt, kein Wort, bis sie den Flughafen weit hinter sich gelassen hatten und die M1 hinunterbrausten.
    »Hattet ihr schöne Weihnachten?«, fragte er.
    »Wie üblich. Wie war’s bei dir?«
    »Ich glaub, du nimmst mich auf den Arm, Ed.«
    »Ich meinte die andere Sache.«
    »Ach so. Ja, in Ordnung.«
    »Wirklich so schlimm, wie du dachtest?«
    »So schlimm, wie ich dachte.«
    »Das tut mir leid. Übrigens, dieser Schotte hat dir Nachrichten aufs Handy gesprochen. Klang ein bisschen aufgebracht. Liegt vielleicht aber auch nur am Akzent.«
    Hadda hatte sich für Spanien ein neues Prepaid-Handy gekauft und sein altes bei Trapp gelassen. Er wollte nicht, dass auf seinem alten irgendwelche Anrufe ins Ausland eingingen. Die Einzelteile des neuen lagen verteilt in mehreren Abfalleimern in Fuengirola.
    Auf der M25 herrschte dichter Verkehr, und als sie endlich vor Trapps Haus in Chinford anhielten, war es dunkel

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