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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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schlafen.
    Am nächsten Morgen klingelte ihr Telefon, als sie Elvira nach dem Frühstück gerade beim Abwasch half.
    Das Display zeigte eine Nummer in Cumbria. Entweder Hadda oder seine Exfrau, vermutete sie, als sie das Handy ans Ohr hob. Aber sie irrte sich. Es war Luke Hollins.
    Sie ging aus der Küche in den Garten. Es war kühl, aber von hier aus konnte sie ihre Mutter in der Küche im Auge behalten, ohne belauscht zu werden.
    »Dr. Ozigbo, hallo, ich wollte Sie schon früher anrufen und mich nach Ihrem Vater erkundigen, aber ich hatte hier alle Hände voll zu tun. Also, wie geht es ihm?«
    Sie hatte ihn vor Weihnachten angerufen, um zu erklären, warum sie sich nicht mehr wie versprochen bei ihm gemeldet hatte, ehe sie Cumbria verließ.
    Nachdem sie ihm das Neueste über Ikes Zustand erzählt hatte, sagte er: »Das freut mich. Bleiben Sie noch ein Weilchen länger dort?«
    »Ich hatte vor, bis Neujahr zu bleiben«, sagte sie, ohne ihre geistige Zusatzklausel hinzuzufügen, falls meine Mutter mich nicht vorher mit ihren Verhören über mein Privatleben in die Flucht geschlagen hat!
    »Gut. Das ist gut.«
    Er will mir irgendwas sagen, scheut sich aber, mich angesichts der Krise in meiner Familie noch mehr zu belasten, dachte sie. Es kam nur ein Thema in Frage.
    Sie sagte: »Wie läuft es so in Birkstane?«
    Das öffnete die Schleuse. Er erzählte ihr von seiner Begegnung mit den Ulphingstones am Weihnachtsmorgen.
    »Ich war beunruhigt, also bin ich am nächsten Tag rausgefahren. Keine Spur von ihm. Gestern hab ich es wieder versucht. Noch immer nichts. Der Defender stand nicht in der Scheune. Könnte natürlich sein, dass er den ganzen Tag unterwegs war. Also war ich ganz früh heute Morgen wieder da. Nichts. Es führt kein Weg dran vorbei, er ist nicht hier, und das wahrscheinlich schon seit vor Weihnachten.«
    »Das muss nichts heißen«, sagte Alva. »Seine Bewährungsauflagen erlauben es ihm, sich frei im Land zu bewegen.«
    »Ja, das ist mir klar, aber er müsste doch wohl seinen Bewährungshelfer informieren, hätte ich gedacht, und ganz sicher die Polizei.«
    »Und? Haben Sie nachgefragt?«
    »Äh, nein«, sagte Hollins zögernd. »Um ehrlich zu sein, ich wollte da nicht unnötig irgendwas lostreten. Ich dachte, Sie könnten vielleicht …«
    »Verstehe«, sagte Alva.
    Was sie verstand, war, dass die persönliche Zuneigung, die der Geistliche für Wolf empfand, wieder einmal seinen seelsorgerlichen Pflichten in die Quere gekommen war. Seine Versuche, das Problem mit ihrer Hilfe anzugehen, hätten sie eigentlich verärgern müssen, aber zu ihrem Erstaunen war dem nicht so.
    Sie konnte Elvira hinter dem Küchenfenster sehen, noch immer an der Spüle, wo sie unaufhörlich ein und dieselbe Tasse abtrocknete, während sie sie beobachtete.
    Sie brennt darauf, zu erfahren, ob es einen Mann in meinem Leben gibt!, dachte Alva. Was würde sie wohl sagen, wenn ich ihr erzähle, dass es gleich zwei sind, einer ein verurteilter Päderast und der andere ein verheirateter Vikar!
    Sie winkte ihrer neugierig guckenden Mutter zu und hielt das Gesicht in die Morgensonne, die tief am südöstlichen Horizont stand. Es war noch keine neun Uhr. Der Tag breitete sich vor ihr aus, angefüllt mit Krankenhausgerüchen und Elviras doppelbödigen Fragen. Der Himmel war wolkenlos. Sie atmete einmal tief die frostige Luft ein, um ihren Verstand zu klären.
    Die Autobahn war jetzt noch nicht so überfüllt wie sonst immer. Sie könnte in zwei Stunden in Cumbria sein. Und dann?
    Hollins sagte: »Hallo, Dr. Ozigbo, sind Sie noch dran?«
    Sie sagte: »Ja, Entschuldigung. Meinen Sie, Sie sind am späten Vormittag zu Hause? Ich könnte zu Ihnen kommen …«
    Er sagte: »Großartig. Das wäre sehr hilfreich.«
    Sie wollte ihn fragen: Inwiefern denn bitte?, aber das erschien ihr unpassend.
    Sie sagte: »Bis später dann«, legte auf und ging zurück in die Küche.
    »Mum«, sagte sie, »wäre es schlimm, wenn ich mich heute mal vor dem Besuch im Krankenhaus drücke?«
    »Natürlich nicht, Schatz. Gönn dir eine Pause. Hast du irgendwas Bestimmtes vor?«
    »Ich dachte, ich fahr ein bisschen rum und schau vielleicht mal bei einem alten Bekannten vorbei.«
    »Jemand, den ich kenne?«, fragte Elvira ganz nebenbei.
    »Ich denke, du kennst alle meine alten Bekannten, Mum«, sagte Alva.
    Ihre Mutter lächelte, fragte aber nicht weiter nach.
    Sie hat gemerkt, dass es um mehr geht, als ich ihr verrate, dachte Alva, aber sie meint natürlich, es geht um

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