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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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meisten Kontakt zu meinem Exmann pflegt.«
    Ihm fiel auf, dass Sie seinen Namen richtig und mit deutlicher Betonung auf dem H aussprach, um ihm zu signalisieren, dass sie sich dessen bewusst war.
    Er sagte verhalten: »Ich besuche Mr Hadda gelegentlich, ja.«
    »Dann frage ich mich, ob Sie wissen, wo er sich zurzeit aufhält.«
    Er sagte: »Meines Wissens ist er oben in Birkstane.«
    Sie ließ seine Hand los und runzelte die Stirn.
    »Dann ist Ihr Wissen nicht viel wert, Mr Hollins. Ich wollte ihn letzte Woche besuchen, traf jedoch nur eine Schwarze an, bei der es sich anscheinend um seine Psychiaterin handelt. Als ich es gestern erneut versuchte, war wieder keine Spur von ihm zu sehen, und sein Fahrzeug stand nicht in der Scheune.«
    »Soweit ich weiß, ist er nicht gezwungen, im Haus zu bleiben«, sagte er.
    Der Rest der Gesellschaft betrachtete noch immer die Grabstätte und schien sich nicht für die Unterhaltung zu interessieren, obgleich Hollins vermutete, dass Lady Kira die Ohren spitzte. Ein kleiner, schmalgesichtiger Mann mit dunklem Teint, der einen elegant geschnittenen und trotz der Kälte leichten Anzug trug, kam herüber und stellte sich neben Imogen. Ihr zweiter Mann?, mutmaßte Hollins. Er hatte gesehen, dass er auf der Kirchenbank der Ulphingstones dicht neben ihr gesessen und sich ein Gesangbuch mit ihr geteilt hatte.
    »In meinem Land wäre er gezwungen, in einer Gefängniszelle zu bleiben«, sagte er.
    Während Hollins sich noch fragte, wieso ein englischer Anwalt wie ein Ausländer sprach, sagte Sir Leon förmlich: »Ich glaube, Sie kennen sich noch nicht. Paddel Nikotin, Cousin meiner Frau, Mark Collins, unser Vikar.«
    Diesmal konnte Hollins über Sir Leons nonchalanten Umgang mit seinem Namen hinwegsehen, denn der kleine Mann verzog das Gesicht und sagte: »Pavel Ni-kii-tin.«
    Jetzt mischte sich ein weiteres Mitglied der Schlossgesellschaft ein, ein Mann mit einem leicht geröteten Gesicht, der allmählich Fett ansetzte. Er erklärte ziemlich wichtigtuerisch: »Falls Sie wissen, wo er sich aufhält, Herr Vikar, und sich herausstellt, dass er gegen seine Bewährungsauflagen verstößt, würden auch Sie sich laut Gesetz strafbar machen, das ist Ihnen hoffentlich klar?«
    Imogen sah den Zwischenrufer unwirsch an und sagte dann entschuldigend zu Hollins: »Mein Mann. Er ist Anwalt, daher sieht er alles so schwarz-weiß. Toby, bitte beherrsch dich. Mr Hollins ist unser Vikar, kein Zeuge der Gegenseite.«
    »Verzeihung«, sagte der Mann und streckte ihm die Hand entgegen. »Toby Estover. Es ist eben ein bisschen beunruhigend, dass Hadda frei herumläuft. Natürlich könnte sich herausstellen, dass alles mit seinem Bewährungshelfer abgesprochen ist. Sie wissen nicht zufällig, wer das ist, oder?«
    »Leider nein«, sagte Hollins.
    »Ach, nein?«, sagte Estover skeptisch. »Ich hätte gedacht, Sie würden unter den gegebenen Umständen vielleicht Kontakt zu ihm aufnehmen.«
    »Und welche Umstände wären das?«
    »Ein verurteilter Sexualstraftäter, der gleich in ihrer Nachbarschaft lebt, ein Mann, bei dem unser Bewährungsdienst anscheinend noch Grund zur Sorge sieht, wenn seine Gefängnispsychiaterin bei ihm Hausbesuche macht. Finden Sie das nicht beunruhigend, wenn schon nicht persönlich, dann zumindest als Seelsorger?«
    »Das Rechtssystem hat ihn auf freien Fuß gesetzt, Mr Estover, nicht die Kirche«, sagte Hollins. »Vielleicht sollten Sie sich an jemand anderen wenden. Tut mir leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen kann, Mrs Estover. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden. Ich glaube, ich rieche schon meinen Truthahn anbrennen.«
    Er ging zurück Richtung Kirche.
    »Da hat er dich wohl im Elfmeterschießen besiegt«, sagte Imogen zu ihrem Ehemann.
    Nikitin lachte, und Estover sagte barsch: »Ich denke, er ist besorgter, als er sich anmerken lässt, was darauf hindeutet, dass er mehr Grund zur Sorge hat, als er zugibt.«
    Lady Kira, die einsehen musste, dass die Grabstätte nicht länger im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand, mischte sich ein.
    »Schon seit ich ihn das erste Mal gesehen hab, sage ich Leon immer wieder, er soll ihn loswerden«, erklärte sie.
    »Und ich sage dir immer wieder, dass die Pfründe nicht mehr vom Schloss gestiftet wird, schon seit anderthalb Jahrhunderten nicht«, sagte Leon. »Und was Wolf angeht, wozu die Aufregung? Du jammerst, wenn er gleich nebenan ist, und du jammerst, wenn er weg ist. Ich versteh sowieso nicht, wieso du ihn besuchen wolltest,

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