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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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die Augen und ließ seine Gedanken zurück zu seiner Begegnung mit Arnie Medler an Heiligabend wandern.

6
    Medler hatte eine Minute oder länger gebraucht, um sich von seinem Anfangsschock zu erholen. Hadda sah keinen Grund, es ihm leichter zu machen. Er ließ sich in einem Sessel ihm gegenüber nieder und starrte ihn unverwandt an, als könne er das Wirrwarr von Gefühlen und Gedanken deuten, das dem Expolizisten durch den Kopf jagte. Schließlich streckte er den Arm mit dem Beil aus und schob die Kognakflasche ein Stück auf Medler zu.
    »Sie sehen aus, als könnten Sie einen Drink gebrauchen«, sagte er.
    »Und ob«, krächzte Medler. »Als ich Sie mit diesem verdammten Beil da gesehen hab, hätte ich fast ’nen Herzinfarkt gekriegt.«
    »Das wollen wir nicht«, sagte Hadda. »Nicht bevor wir uns unterhalten haben.«
    Medler kippte sein Glas in einem Zug hinunter, füllte es wieder und sah dann Hadda an.
    »Auch einen?«
    »Nein danke. Ich bin mit dem Auto da.«
    Die stinknormale Antwort plus der Drink schienen Medlers Erholung zu beschleunigen, und seine Stimme klang fester, als er sagte: »Also, wie haben Sie mich gefunden? McLucky, richtig?«
    »Könnte sein.«
    »Ich hab gewusst, dass da irgendwas nicht ganz koscher war. Erste Lektion bei der Kripo. Nie an Zufälle glauben.«
    »Warum haben Sie Ihre Skepsis dann über Bord geworfen?«
    »Keine Ahnung. Ich hätte mich sofort nach Hause verziehen und die Jalousien runterlassen sollen, als ich ihn gesehen hab. Schätze, ich war einfach froh, mal ein Gesicht zu sehen, das ich von früher kannte. Irgendeines. Mit jemandem zu reden, der mich schon kannte, als ich noch … jemand war.«
    »Nämlich ein braver, ehrlicher Bulle«, sagte Hadda mit bitterer Ironie.
    »Richtig! Genau das war ich. Zugegeben, manchmal hab ich ein Auge zugekniffen, mir ein paar Drinks spendieren lassen, aber nur, um dahin zu kommen, wo ich hinwollte.«
    »Sie meinen hierhin?«
    »Nein! Ich meine, um Ergebnisse zu erzielen. Ich fand es nicht schlimm, ein paar kleine Fische schwimmen zu lassen, wenn ich dafür einen verdammt großen Hai erwischen konnte. Und wenn ich zwischendurch mal ein paar Schmiergelder eingesteckt hab, dann doch nur, um meine Glaubwürdigkeit zu erhöhen, oder? Kommen Sie, Sir Wilf, Sie waren ein Finanzgenie. Okay, man hat Sie drangekriegt für Sachen, von denen Sie nichts wussten, aber Sie hätten nie im Leben so viel Geld gemacht, wenn Sie nicht auch mal die Finger irgendwo reingesteckt hätten, wo sie nicht hingehörten.«
    »Wollen Sie damit sagen, ich hab meine gerechte Strafe bekommen?«, sagte Hadda fassungslos.
    Medler schüttelte den Kopf.
    »Nein. Natürlich nicht.« Er versuchte ein Lachen, aber es gelang ihm nicht richtig. Trotzdem sprach er weiter: »Aber ich verrate Ihnen jetzt mal was Lustiges: In einer Hinsicht war es Ihr eigener Fehler, dass es so gekommen ist. Schon paradox. Wie in der griechischen Tragödie. Jetzt staunen Sie, was? Ich bin nicht bloß ein blöder Bulle, ich hab mittlere Reife.«
    Hadda beugte sich vor und sagte barsch: »Verdammt, Medler, ich will von Ihnen keine Literaturkritik hören. Sagen Sie mir einfach, was passiert ist. Und zwar dalli. Ich will hier weg sein, wenn die zauberhafte Tina von ihrer Andacht zurückkommt.«
    »Keine Bange, ich bin sicher, die verbringt so oder so noch ein paar Stunden auf den Knien. Aber meinetwegen, ich erzähl’s Ihnen …«
    Er leerte erneut sein Glas. Füllte es wieder auf. Allmählich hatte er das Gefühl, die Situation einigermaßen unter Kontrolle zu haben. Hadda ließ ihn in dem Glauben. Es war ein Irrtum, der leicht auszuräumen war.
    »Wollen Sie wirklich keinen? Okay. Also, es fing an mit einem Tipp, einer anonymen E-Mail, die uns nahelegte, doch vielleicht mal Sir Wilfred Hadda unter die Lupe zu nehmen. In der E-Mail wurde eine Webseite erwähnt, InArcadia. Wir wussten von InArcadia. Das waren clevere Hunde. Alles gut verschlüsselt, mehr Schutzschichten als eine Eskimohure, nie zu packen, und immer, wenn wir dachten, wir hätten sie im Sack, waren sie schon wieder über alle Berge. Aber es war bloß eine Frage der Zeit, und wir hatten gerade einen großen Durchbruch geschafft, als wir diesen Hinweis auf Sie bekamen. Wir hatten zwar nicht die Betreiber der Webseite erwischt – kein Wunder, die hätten irgendwo auf der ganzen weiten Welt sitzen können –, aber wir hatten rund zwanzigtausend Kreditkarteninformationen von Kunden gefunden.«
    »Zwanzigtausend!«
    »Die Spitze des

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